Reihe: Gambler-Zyklus, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Menschheit in nicht allzu ferner Zukunft hat ein Problem mit Mutationen. Die spontan auftretenden Mutationen sorgten für Unruhe unter den normalen Menschen. Immer mehr Menschen wurden mit Mutationsformen geboren. Sinne, Muskeln und die geistigen Kräfte wurden gesteigert und waren somit dem normalen Menschen überlegen. Zuerst galten diese Mutationen noch als Zufälle, zeigten sich in der weiteren Zeit schon fast als Normalität eines neuen Menschen. Da die normalen Menschen sich nicht sehr wohl fühlten, sich dem Homo Superior unterlegen fühlten, entwickelten sie eine Abneigung in den einfachsten, Hass in den extremsten Fällen. Den Gamblern genannten Mutationen blieb nichts anderes übrig, als sich von den Menschen zurückzuziehen. In wenigen Siedlungen im All oder auf Raumschiffen lebten sie unter Ihresgleichen. Manche traten in Varieté und Zirkus auf, um ihre unglaublichen Fähigkeiten zu präsentieren und ihr überragendes Können unter Beweis zu stellen. Zu letzteren gehört auch Danny. Der siebzehnjährige hat es aber Leid, dass er unter strengen Regeln seiner Eltern und der Umwelt leben muss. Die Rebellion der Jugend gegen die Eltern, tritt bei ihm besonders stark auf. Seine Rebellion äussert sich darin, dass er mit seinen Kräften zu viel und übertrieben angibt. So kommt es, dass er sich plötzlich versetzt sieht und nicht mehr im Rampenlicht steht. Diese Strafe, denn nichts anderes ist die Versetzung und Änderung seines Aufgabenbereiches, will er nicht einfach hinnehmen. Er rebelliert nicht nur innerlich dagegen, sondern sieht zu, dass er verschwindet. Da kommen ihm die Nachrichten gerade recht, die von einer Bedrohung der Erde berichten.
Unbekannte Ausserirdische, Hewitts genannt, drängen mit Macht und vor allem grundlos auf die Erde. Eine Berührung mit den Amöben endet für den Mensch in der Regel tödlich. Also bleibt nichts anderes übrig, als die Ausserirdischen vor der Ankunft auf der Erde in ihren Schiffen zu zerstören. Dazu benötigt man jedoch gute Piloten, möglichst junge, die noch schnell reagieren können, oder Mutanten. Die Angreifer haben inzwischen einen Namen erhalten und werden Amöboiden genannt. Die unheilvollen und gefährlichen Ausserirdischen die ohne ersichtlichen Grund über die Erde herfielen, konnte nur unter grossen Anstrengungen seitens der Erde mit Mühe und Not zurückgeschlagen werden. Die grossen Opfer, die man dafür geben mussten, scheinen aber vergeblich zu sein, ist man sich doch sicher, schon bald weitere Invasoren kommen und die Erde heimsuchen. Denn die Angreifer konnten vor ihrer kompletten Vernichtung noch ein Signal absetzen. Die Verantwortlichen der Erde sind sicher, dass nun ein noch grösserer Schwarm die Erde ansteuern wird. Etwas muss nun geschehen, den Amöboiden zuvorzukommen, die Zeit drängt. Die militärische Führung der Erde beschliesst, ein experimentales Raumschiff in den Kampf zu schicken, vor allem aber erst einmal herausfinden woher die Angreifer kamen. Das neue Raumschiff hat ein Problem, ein normaler Mensch kann als Pilot nicht fungieren, nur ein ungewöhnlicher Mensch kann dieses Metallmonster fliegen. Der Pilot muss ein Mutant sein. Eben jene Menschen, die von den Normalos abgelehnt, ja sogar bis auf den Tod gehasst, werden. Die Mutanten, Gambler genannt, sind reaktionsschneller und leistungsfähiger als ein Normalo. Zudem verfügen sie über das perfekte Gedächtnis. Der 17-jährige Danny Sims meldet sich als einziger Gambler freiwillig für den irdischen Militärdienst, um gegen die Ausserirdischen zu kämpfen. Er liebt das Fliegen über alles, was für ihn erst einmal Ausschlag gebend war, das Angebot anzunehmen.
Manch ein Mensch meint jedoch, mit dem Einsatz der Gambler würde der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Wie auch immer. Danny trifft seine Entscheidung, er wird Pilot, um die Erde zu retten. Für ihn heisst das schliesslich, er kann wieder fliegen.
Bei dem Begriff Mutant denkt man erst einmal an alte Heftromane, kommt im Bereich der Science Fiction gleich zu Perry Rhodan und wird im Bereich der Comics erst recht fündig. Mutanten sind Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die den normalen Mitbewohnern des Planeten Erde suspekt vorkommt. Manche Menschen lehnen die Mutanten nur ab, andere gehen soweit, die Mutanten zu fürchten und daher auch zu bekämpfen. Die Mutanten haben nun die Aufgabe, die Menschen zu schützen, oder sich von den Menschen zurückzuziehen oder in den meisten Fällen als „böse“ Mutanten, über die Menschen herzufallen.
Susanne Gavénis hält in ihrer Erzählung nun keine „bösen“ Mutanten bereit, sondern wirft die Erde in einen Existenzkampf gegen „böse“ Ausserirdische. Um vom negativ besetzten Begriff Mutant wegzukommen, benutzt Susanne Gavénis den Begriff Gambler. Der erste Band der Gambler-Reihe beginnt rechtlangweilig, weil die Autorin viel Zeit aufwendet, um die einzelnen Handlungsträger in die Geschichte einzuführen.
Als erstes ist da der sympathische 17-jährige Danny, der nur das Leben auf den Gamblerschiffen kennt. Er muss sich als Teenager an Regeln halten, die er nicht versteht, oder verstehen will. Die Rebellion der Jugend gegen die Vorgängergeneration ist ihr gutes Vorrecht, führt aber in den meisten Fällen zu keinerlei Änderungen, sondern nur zu Strafen. Bei Danny sieht die Strafe für seine „Rebellion“ so aus, dass er nicht mehr fliegen darf. Neben Danny treten weitere Jugendliche auf, die sich im Lauf der Handlung lernen müssen, miteinander auszukommen, Rücksicht zu nehmen und bei Bedarf zu helfen. Vor allem, weil sie nicht wissen, was auf sie als Kadetten der irdischen Raumflotte auf sie zukommen wird. Dabei wird aus dem Kadetten Thad Thornsburg, der ebenfalls die Pilotenausbildung geniesst, ein Gegner, der Danny noch öfters Schwierigkeiten bereiten wird.
Die nächste Erzählebene widmet sich der Erde und ihren Problemen. Zuerst ist es das Gambler-Problem, dann der Angriff der Ausserirdischen. Leider erweist sich der Angriff nicht als Problemlöser. Denn die Schwierigkeiten auf der Erde zwischen normalen Menschen und Veränderten erledigen sich nicht, weil es gilt, einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Die Verzweiflung der Verantwortlichen sich mit den inneren Problemen herumschlagen zu müssen und gleichzeitig die Erde vor der Vernichtung zu bewahren wird recht Eindrucksvoll dargestellt.
Der erste der vier Romane, die damit auch abgeschlossen sind, beginnt bedächtig, langatmig, langweilig. Die Autorin Susanne Gavénis nimmt sich zu viel Zeit, um die Handlungsträger vorzustellen. Der Angriff der Nicht-Menschen steht nicht im Vordergrund der Erzählung und so wirkt der Band erst einmal wie eine Sozialstudie, nicht wie ein Abenteuerroman, den man auf Grund des Titels erwartet. Eindeutig im Vordergrund, die handelnden Personen.
Der Roman endet ohne richtigen Schluss. Zu viele Punkte bleiben offen. Es scheint so, als sei er lediglich eine lange Einleitung.