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Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Light Yagami ist hochbegabt und wird regelmäßig Erster bei landesweiten Tests. Trotz seiner Erfolge ist er ein nachdenklicher und pessimistischer Charakter, der in den Menschen vor allem das Schlechte sieht. Als er eines Tages ein geheimnisvolles Notizbuch, auf dem „Death Note“ geschrieben steht, findet, verändert sich sein Leben schlagartig. Denn jeder, dessen Name in dieses Buch geschrieben wird, soll sterben. Light hält das Ganze für einen makabren Scherz, probiert es aber trotzdem an einem Geiselnehmer, über den in den Nachrichten berichtet wird, aus. Der Mann stirbt. Light ist fassungslos, macht aber noch einen Test. Ein weiterer Verbrecher stirbt. Nach dem ersten Schock, dass das Death Note funktioniert, schreibt Light die Namen aller bekannten Schwerverbrecher in das Buch. Schnell begreift er, dass er mit dem Death Note ein einzigartiges Werkzeug in den Händen hält – mit diesem Buch will er die Welt zu einem besseren Ort machen. Und er allein wird über die Menschen richten …
Death Note ist die Animeadaption des gleichnamigen Erfolgsmanga von Tsugumi Ōba und Zeichner Takeshi Obata, der bereits Millionen Fans begeistert hat. Zentrales Element der Geschichte ist dabei die charakterliche Wandlung von Light Yagami, der erschreckend schnell die ersten Todesurteile fällt. Nur im ersten Moment plagen ihn Skrupel, doch dann siegt die Gewissheit, das Richtige zu tun und er ermordet hunderte Verbrecher. Das Death Note schafft dabei Distanz, denn Light muss nur einen Namen hineinschreiben und sich das Gesicht vorstellen. Kurz darauf stirbt diese Person an Herzversagen. Doch er hat auch die Möglichkeit, die näheren Todesumstände festzulegen. Light beginnt bald, mit dem Death Note zu experimentieren und findet heraus, dass er selbst den Todeszeitpunkt bestimmen kann – und dass er die Menschen vor ihrem Tod manipulieren kann. Diese Macht setzt er zunächst nur ein, um Kriminelle zu töten. Doch als der mysteriöse Detektiv L auf Light angesetzt wird und er ins Licht der Ermittlungen rückt, beginnt er auch die Menschen zu töten, die ihn aufhalten wollen. Light wird zu Kira, dem meist gesuchten Mörder Japans, der von vielen verachtet, aber auch von vielen verehrt wird.
Kurz nachdem Light das Death Note erhält, erscheint der Shinigami Ryuk – ein Todesgott, der Namen in das Death Note schreibt, um seine Lebenszeit zu verlängern. Da das Leben eines Shinigamis sonst ereignislos verläuft, verliert Ryuk sein Death Note absichtlich, um sich in der Menschenwelt zu vergnügen. Allerdings scheint er noch ein zweites zu besitzen. Ruyk findet schnell Gefallen an Light, der das Death Note sofort annimmt und es zielstrebig mit Namen füllt. Trotzdem bleibt Ryuk neutral und rückt nur nach und nach mit Details über das Death Note heraus. Der Shinigami ist nur für Light sichtbar und liebt Äpfel über alles. Er kommentiert Lights Handlungen und scheint meist amüsiert über die Präzision, mit der Light alias Kira tötet. Da Light den Namen und das Gesicht seiner Opfer kennen muss, bietet Ryuk ihm an, ihm die Augen eines Shinigami zu leihen – im Tausch gegen die Hälfte seiner verbleibenden Lebenszeit. Da Light eine neue, bessere Welt erschaffen und erleben will, geht er jedoch vorerst nicht auf den Vorschlag ein.
Lights charakterliche Veränderung und seine Skurpellosigkeit allein sorgen für reichlich Spannung. Hinzu kommen zahlreiche Verwicklungen, wie beispielsweise, dass Lights Vater die Sonderkommission leitet, die sich mit dem Fall Kira befasst. Damit kommt Light an Informationen über den Ermittlungsstand, allerdings führt das auch dazu, dass die Angehörigen der Polizisten verdächtigt werden. Der legendäre Ermittler L, der bisher jeden seiner Fälle gelöst hat, widmet sich bald ganz und gar dem Fall Kira. Er ist ebenso wie Light ein Genie und die beiden sind einander immer wieder einen Schritt voraus. Man kann zwischenzeitlich gar nicht sagen, wer den intellektuellen Wettstreit gewinnen wird, doch Light gelingt es immer wieder, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als L Light verdächtigt und sich ihm nähert. Er stellt sich Light als L vor und bezieht ihn sogar in die Ermittlungen ein. Von da an muss Light ganz genau aufpassen, was er sagt und tut.
Die Animationen überzeugen mit Natürlichkeit und Detailreichtum. Lights Mimik ist facettenreich und spiegelt wunderbar seinen berechnenden Charakter wieder. Wenn er L ein Schnippchen schlägt, bekommt sein Gesicht diesen herrlich diabolischen Zug und die finstere Lache, die in Momenten des Triumphs aus ihm herausbricht, erinnert stark an Lelouch aus Code Geass. Gleichzeitig kann Light aber auch sehr sanft und freundlich aussehen. L ist dagegen, wie im Manga, etwas schräg gezeichnet – er sieht beinahe wie ein Zombie aus. Das liegt wohl daran, dass er kaum schläft und dunkelgraue Ringe unter den Augen hat. Überhaupt ist L eine ziemlich skurrile Person, was auch in seiner Optik und seinen Bewegungen ausgedrückt wird. Die Nebencharaktere verfügen allesamt über individuelle Merkmale und überzeugen ebenso wie die Protagonisten mit lebhafter Mimik und Gestik.
Der Sound klingt in Dolby Digital 2.0 sehr gut und wer eine Surround-Anlage besitzt, kann sich über kleine Effekte freuen – beispielsweise wenn Ls Stimme, während er seitlich von Light sitzt, von der Seite kommt. Die Synchronstimmen passen jeweils gut zu den Charakteren, insbesondere bei Light, seinem Vater und L. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die alte Synchronisation von G&G zu übernehmen. Death Note wird von KAZÉ in einem schicken und stabilen Schmuckkarton mit vier schmalen DVD-Hüllen herausgebracht (Slimpack-Box). Das Ganze sieht hochwertig aus, allerdings gibt es keine Extras, noch nicht einmal ein Booklet. Alles in allem trotzdem ein gelungenes Re-Release (es gibt noch Restbestände der alten Panini-DVDs. Wer Death Note noch nicht besitzt, sollte jedoch zur KAZÉ-Box greifen, denn je nach Anbieter kann man dabei deutlich günstiger wegkommen).
Fazit
Death Note ist ein grandios inszenierter Mystery-Thriller, der mit Light Yagami einen der genialsten Antihelden japanischer Animationsfilme zu bieten hat. Die kalte Berechnung, mit der Light tötet, um eine bessere Welt zu erschaffen, lässt den Zuschauer frösteln – gleichzeitig ist man komplett fasziniert von diesem ambivalenten Charakter, der hohe moralische Werte vertritt und gleichzeitig skrupellos mordet. Das Wettrennen mit der Polizei und dem legendären Detektiv L entwickelt sich schnell zu einem Nervenkrieg, der den Zuschauer atemlos zurücklässt. Death Note gehört mit seinem intelligenten Plot und den großartigen Animationen zum Besten, was das Genre zu bieten hat. 10 von 10 Punkten.