Titel: Deadline 24 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die junge Sally Hayden lebt zusammen mit ihrer blinden Mutter und ihrem Großvater sowie ihrem Bruder Paul auf einer Kuppelfarm mitteln in der Ödnis. Vor vielen Generationen endete die Zivilisation der Menschen, nur noch kümmerliche Reste zeugen von der früheren Vorherrschaft. In ihrer Kuppel können die Haydens, geschützt vor jedlicher Gefahr, alles das anbauen, was sie zum Leben brauchen und sogar einige Tiere züchten. Das Farmleben ist jedoch auch gefährlich, denn ausserhalb der Kuppel treiben sich sogenannte Hybriden herum - entsetzliche, monsterartige Wesen, deren Bekanntschaft immer tödlich endet.
Eines Tages verursacht einer der Helfer der Hayens, Vido, ein Loch in der Kuppel und zahlreiche Hybriden strömen in die ansonsten geschützte Farm. Die Familie wehrt sich vehement, jedoch kann nur ein Wink des Schicksals sie retten: Ein Helikopter nähert sich der Kuppel und vertreibt die Monster mit Feuerblitzen und sintflutartigem Regen. Wie sich herausstellt, hat sich um das Wrack eines kaum mehr funktionsfähigen Hubschraubers eine seltsame, teils lebendige, teils technische Kreatur gewickelt und betreibt nun die altertümliche Maschine. Einige junge, ehemalige Seefahrer, auf der Flucht vor despotischen Warlords, nutzen die Maschine nun als Flugmittel.
Paul Hayden ist von der Geschichte und den Möglichkeiten, die sich durch den Helikopter ergeben beeindruckt. Der gleichzeitig stattfindende Streit mit Großvater Hayden bringt ihn dazu, sich heimlich an Bord der Maschine zu schleichen, als die Jugendlichen mit ihrem Hubschrauber am nächsten Morgen die Farm verlassen. Großvater Hayden ist geschockt und erleidet einen Herzanfall und Sallys Mutter teilt ihr eine ihrer Visionen mit, in der sie immer wieder das Wort "Deadline 24" erwähnt. Da die Farm ohne Pauls Hilfe nicht weitergeführt werden kann, bricht nun Sally auf, um ihren Bruder zu suchen. Dabei gerät sie nicht an die Hinterlassenschaften ihres verstorbenen Vaters und zwischen die Fronten der machthungrigen und brutalen Stadtlords - unwissentlich zerrt sie auch an dem Schleier, der über der Katastrophe liegt, die die Menscheit vor so langer Zeit heimgesucht hat.
Der vorliegende Roman lässt sich in zwei Teile zusammenfassen. Während der erste Part im wesentlichen mit kleineren Science Fiction(vor allem dystopischen)-Elementen und einer guten Prise Jugend-Abenteuer auskommt, wandelt sich der Roman in der zweiten Hälfte in einen temporeichen SF-Thriller, der in Teilen an Matrix erinnert. Sally Hayden als Kernpunkt der Geschichte wandelt sich hingegen nie, im Gegensatz vielleicht zum Leser, versteht sie kaum, was umsie herum geschieht und wird kaum zum Lenker ihrer Handlungen. Dies übernehmen andere Protagonisten. Zwar gibt es gegen Ende einen Teil, bei dem Annette John offenbar das Technikverständnis der Leserschaft (der Verlag empfiehlt das Buch Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren) heillos unterschätzt und mehrere Seiten Erklärung nochmals für Technik-Dummys aufbereitet, aber ansonsten mag die Geschichte durchaus fesseln. Hauptthema der Geschichte ist die Tatsache, das nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint. Um diesen Sinnspruch herum baut Annette John eine spannende, jugendgerechte Vision einer düsteren Zukunft auf, in der ein junges Mädchen plötzlich zum Auslöser für große Veränderungen wird.
Meine Bewertung: 6,5 von 10 Punkten