Reihe: Tekhnotma, Band 1 Titel: Das wüste Land Autor: Andrei Levitski & Aleksei Bobl Titelbild: Animagic Bielefeld Übersetzung aus dem Englischen von Anja Freckmann Buch/Verlagsdaten: Heyne, München, April 2013, 456 Seiten broschiert, Paperback, ISBN: 978-3-453-52927-4 Eine Rezension von Christel Scheja |
Andrei Levitski und Aleksei Bobl sind zwei junge russische Autoren, die den deutschen Lesern vor allem als Verfasser der „S.T.A.L.K.E.R.“-Romane zum gleichnamigen Computerspiel bekannt sein dürften. Nun haben sie mit „Tekhnotma“ eine neue Saga begonnen, deren zweiter Band „Das wüste Land“ nun erschienen ist.
Russland und die Ukraine in nicht all zu ferner Zukunft. Das Land ist nun nicht mehr als eine radioaktiv verseuchte Wüste, die mit üblen Mutationen und Naturkatastrophen am Stück aufwartet.
Die Menschen haben sich in Clans zusammengetan und kämpfen so ums Überleben und die verbliebenen Ressourcen. Machthungrige Warlords und Räuberbanden nehmen sich, was sie wollen, wer schwach ist, muss damit rechnen, versklavt zu werden oder irgendwann unterzugehen.
Bisher konnte Turan Dschaj von Glück sagen, dass sein Leben friedlich und angenehm verlief. Als Sohn eines reichen Farmers hat er die Gelegenheit ein wenig weiter herumzukommen und muss nie Hunger oder Durst leiden.
Doch als er nun von einer Mission im Auftrag seines Vaters zurückkehrt, ist seine Heimat zerstört, seine Familie wurde ermordet. Schuld daran sind Makota und seine brutalen Banditen, die schon eine ganze Zeit Ärger machen und die Farm bereits zuvor bedrängt haben.
Da er nun nichts mehr zu verlieren hat, will Turan nur noch Rache. Aber allein ist er gegen den vierschrötigen Bandenchef und seine Kumpane unterlegen. Sie entscheiden sich, ihn nicht gleich zu töten, sondern noch Profit aus dem kampfeslustigen Halbwüchsigen schlagen – soll Turan doch als Futter in der Arena enden...
„Mad Max“ trifft auf die russische Seele – nichts drückt wohl die Atmosphäre aus, die über der Welt von „Tekhnota“ liegt, besser aus. Wie in den Filmen von Mel Gibson, versuchen auch hier die Menschen irgendwie zu überleben – ein Teil davon hat sich eben zu mordlüsternen Banden zusammengeschlossen, die sich das an Ressourcen und Treibstoffen einfach nehmen, was sie brauchen.
Dabei geht es insgesamt etwas brutaler und kaltschnäuziger zu als man es gewohnt sein mag. Moralische Skrupel haben gerade die Gegenspieler keine mehr. Auch Frauen spielen überhaupt keine Rolle in der von starken Männern dominierten Gesellschaft.
Die Endzeitwelt verlangt nicht viel Vorstellungskraft, ist sie doch gerade einmal eben mit ein paar exotischen Details wie einer besonderen Schimmelart und daraus entstandenen Mutanten gespickt, ansonsten lehnen sich die Autoren an altbekannten Klischees an, wie man sie aus den Endzeitfilmen der letzten vierzig Jahre kennt.
Auch die Handlung ist einfach gehalten – ein junger Mann will Rache an den Mördern seiner Familie nehmen und steht als Einzelner dumm da, bis er wieder Anschluss findet – und damit wenig überraschend. Die Figuren können dem Buch auch nicht mehr Tiefe verleihen, da sie auf wenige Eigenschaften reduziert sind und eher den gängigen Archetypen entsprechen, als dass sie ein eigenes Profil entwickeln.
Was bleibt ist eine kurzweilige, auf das reine Abenteuer konzentrierte Geschichte in einer düsteren Endzeitwelt, die vor allem actionverwöhnte Gamer und Rollenspielfans ansprechen dürfte, die es gerne etwas düsterer und brutaler mögen als etwa in vergleichbaren amerikanischen Zyklen.
Man muss den ersten Band nicht kennen, da das Buch eine eigenständige Geschichte erzählt – allerdings endet sie offen und mit einem fiesen Cliffhanger.
Alles in allem erfüllt „Das wüste Land“ seinen Zweck als unterhaltsamer Abenteuerroman mit vielen Kämpfen und Konfrontationen vor einer exotisch düsteren Kulisse. Man sollte aber weder eine besondere Tiefe in der Handlung und schon gar nicht bei den Protagonisten erwarten, denn genau das sparen sich die Autoren, um eine eher filmische Spannung vom Anfang bis zum Ende des Buches beizubehalten.