Reihe: Bourbon Kid, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Das Massaker in der Halloween-Nacht hat die Stadt Santa Mondega einen Großteil seiner Einwohner gekostet – auch das des prominentesten. Der Bourbon Kid gilt als tot. Somit hat sein Widersacher Gaius Rameses freie Bahn um seine Vampirarmee aufzustellen und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Die Stadt liegt in ewiger Nacht und scheint verloren zu sein. Eines ist klar. Blut wird fließen – so oder so.
Kritik:
Kenner der Reihe bemerken es schon an der Inhaltsangabe: “Das Buch des Todes” macht da weiter, wo “Das Buch ohne Staben” aufhörte. Und zwar ansatzlos. Nachdem der Autor mit “Das Buch ohne Gnade” Ereignisse 10 Jahre vor der Blutnacht in Santa Mondega schilderte, finden wir uns also im hier und jetzt wieder.
Was das bedeutet, sollte von vornherein ganz klar gesagt werden: “Das Buch des Todes” setzt es fast schon zwingend voraus, dass man die Vorgänger ebenfalls gelesen hat – und zwar alle drei. Immer wieder wird Bezug auf bekannte Figuren und Geschehnisse genommen, ohne dass der Leser eine genauere Erklärung hierfür erhält. Für den Fan der Reihe ist das natürlich ein ungemein interessanter Umstand, wenn man jedoch unbeleckt an Anonymus gerät, wird man des öfteren fragend die Augenbrauen heben. Selbst mit dem Wissen aus den ersten drei Bourbon Kid-Romanen musste ich teilweise wirklich überlegen, worauf Anonymus nun hinaus will, da mittlerweile ja doch einige Zeit seit der letzten Veröffentlichung vergangen ist. Zugänglichkeit sieht auf jeden Fall anders aus. Ein altbekanntes Lied, was letztlich auch für den Rest des Romans gilt. Wieder baut der Autor einen sehr gelungenen Spannungsbogen auf, der den Leser in eine sehr bizarre und abgefahrene Welt mit allerlei untotem Gesocks, verrückten Serienkillern und einer Menge Blut nimmt. Zwar brauchte ich in diesem Band etwas Anlaufzeit, um damit warm zu werden, spätestens nach dem ersten Drittel fand ich mich jedoch wieder ganz in der Welt von Santa Mondega wieder. Alles in allem also gewohnt hohe Qualität.
Die Figuren sind durch die Bank alte Bekannte für den Stammleser, so tauchen neben dem obligatorischen Bourbon Kid (was übrigens im englischen Original auch zugleich das Pseudonym des Autoren ist – mir ist immer noch nicht nachvollziehbar, warum es seitens des Verlages für die deutsche Fassung geändert wurde) kann man sich über ein Wiedersehen mit Sanchez oder Dante und Kacey freuen. Dabei verfügt wieder jede Figur über die bekannten und typischen Charaktereigenschaften. Durch die Tatsache, dass man direkt an den zweiten Roman ansetzt, brauchen die Figuren in “Das Buch des Todes” natürlich nicht extra mit einem dicken Hintergrund ausgestattet werden, vielmehr verlässt sich Anonymus wie gehabt auf das Vorwissen des Lesers. Für mich kein Problem, aber auch hier muss wieder ein dickes Fragezeichen hinter den Punkt “Zugänglichkeit” gesetzt werden.
Auch stilistisch ist eigentlich alles beim alten geblieben. “Das Buch des Todes” macht keine Gefangenen, sondern setzt auf die gleiche explosive Mischung aus kruder Gewaltdarstellung (ganz ehrlich, liebe Leute vom Lübbe-Verlag: ihr empfehlt ein Mindestalter von 12?! Ist das euer Ernst?), einem brachialen und oftmals etwas stumpfsinnigen Humor mit One Liner-Qualitäten (der aber hier deutlich “harmloser” ist, als in den ersten beiden Bänden). Dazu jede Menge Action in einer schnellen, bildhaften Sprache, die so eigentlich auch direkt von der Straße kommen könnte. Und nein, das meine ich jetzt nicht im negativen Sinn. Ich hatte den Eindruck, dass man mit Alexandra Hinrichsen und Thomas Schichtel zwei Übersetzer gefunden hat, die besser an Axel Merz’ Arbeit bei den ersten beiden Bänden der Reihe anknüpfen konnten, als es Michael Kubiak beim dritten Band möglich war.
Fazit:
“Das Buch des Todes” ist wieder ein Anonymus-Roman in Reinkultur. Abgefahrene und bizarre, blutige und actionreiche Urban Fantasy. Das Buch ist wieder deutlich rotziger ausgefallen als der direkte Vorgänger “Das Buch ohne Gnade”, erreicht aber nicht die Qualität meines Favoriten aus der Reihe, dem “Buch ohne Staben”. Trotzdem kann man alles in allem sagen, dass es wunderbar in die Tradition der “dreckigen Bastard-Bücher” passt. Fans sollen in jedem Fall zugreifen, alle anderen ganz von vorne beginnen.
Bewertung: 8/10 Punkten