Reihe: Books & Braun, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Das Zeichen des Phönix” ist der erste Band um die Agentin Eliza D. Braun und den Archivar Wellington Books. Der zweite Band der Reihe, “Die Janus-Affäre” erscheint im Dezember diesen Jahres.
Das Cover zeigt einen Mann und eine Frau, Rücken an Rücken vor einem riesigen Zahnrad – der eindeutige Hinweis, dass es sich bei “Books & Braun” um einen Steampunk-Roman handelt. Der im Hintergrund zu erkennende Kirchturm, dem man als London-Besucher leicht als Big Ben identifizieren kann, legt nahe, dass dieser in London spielt. Soweit passt alles, einzig allein die weibliche Figur auf dem Cover passt so gar nicht zu dem Bild, dass ich mir von Eliza D. Braun gemacht habe, hier fehlen eindeutig die unverkennbaren Accessoires.
Nach einem weiteren explosiven Einsatz, bei der die Agentin Eliza D. Braun den Archivar Wellington Books im Auftrag ihrer Majestät aus der Gefangenschaft befreit, wird sie aufgrund des erneuten, hohen und von ihren Auftraggebern ungewollten Kollateralschaden strafversetzt – in Wellingtons Archiv. Nicht gerade Elizas Traumjob, bis sie im Archiv auf einen Raum voller “ungelöster” Fälle stößt. Einer dieser Fälle weckt Elizas Aufmerksamkeit – ist ihr vorheriger Partner doch über diesen Fall einer Geisteskrankheit verfallen. Sie beschließt, an der Seite ihres neuen Partners die Ermittlungen fortzuführen – mit oder ohne seine Zustimmung.
Explosiver als “Das Zeichen des Phönix” kann ein Roman wohl nicht starten. Und während der ersten Seiten blieb mir bei dem doch recht ungewöhnlichen Kennen lernen der zwei Agenten nicht viel Zeit zu verschnaufen. Ein Zustand, der mit Wellingtons Bemerkung “Mein Gott Frau. Sie sind ein Idiot.” schlagartig beendet wird. Hier haben die zwei Autoren ihr Pulver (im wahrsten Sinne des Wortes) wohl schon zu Beginn verschossen. Die im weiteren Verlauf der Geschichte vorkommenden Explosionen, Verfolgungsjagden und Streitgefechte sind gut, aber bei weitem nicht so gut wie die auf den ersten Seiten.
Die beiden Helden sind auf den ersten Blick völlig verschieden. Eine aus den Kolonien stammende Agentin, die während eines Einsatzes zwar auf Verstärkung, nicht aber auf die richtige Menge an Dynamit verzichten kann, und ein britischer Archivar aus Leidenschaft. Die eine völlig zwanglos, was Konventionen angeht, den Bruch sogar geradezu genießt, der andere penibel auf eben diese Konventionen bedacht. Streitgespräche und gegenseitige Provokation, wie z.B. Elizas “liebevolle” Verkürzung von Wellingtons Name zu “Welly”, sind hier vorprogrammiert und sorgen immer wieder für ein Schmunzeln. Erst einmal zusammengerauft sind die beiden als Team jedoch unschlagbar.
Neben den heftigen Explosionen und den Streitgesprächen, die für einen steten Lesefluss sorgen, ist mir der Plot allerdings ein wenig zu einfach geraten – und das, obwohl gleichzeitig neue Handlungsstränge aufgebaut, werden ohne die Hintergründe konkreter zu beleuchten. Was ich von Ministeriumsleiter Dr. Sound oder Elizas Agentenkollegen Bruce halten soll, ist mir immer noch nicht wirklich klar – hier gibt es noch einige offene Fragen. Andere Figuren, wie die “Hilfreichen Sieben des Ministerium”, eine Kinderbande, die Eliza tatkräftig unterstützt und ihr Hausmädchen Alice, das Eliza mit mechanischen Beinen ausgestattet hat, runden die Geschichte auf eine liebenswerte Art und Weise ab, sind allerdings für den weiteren Verlauf der Geschichte ohne jegliche Relevanz.
Meiner Meinung nach hätten Pip Ballantine und Tee Morris den eigentlichen Plot etwas mehr ausarbeiten können und dafür die vielen kleinen (meistens netten) Details etwas kürzen können. Sie haben eine faszinierende Welt mit faszinierenden Figuren erschaffen, sich aber vermutlich hin und wieder auch in eben dieser Welt verloren – und dabei die eigentliche Geschichte kurzzeitig vergessen.
Einen weiteren Blick in ihre Welt würde ich vermutlich schon wagen, dann allerdings mit der Hoffnung auf ein Weiterführen der über Dr. Sound und Bruce angedeuteten neuen Handlungsstränge und mit einem etwas raffinierten Plot. Gegen ein Wiedersehen mit Welly, Eliza oder den “Hilfreichen Sieben des Ministerium” unter diesen Prämissen hätte ich auf jeden Fall nichts einzuwenden.