| Titel: Das Wunder von Manhattan Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Als das renommierte New Yorker Kaufhaus "Cole" den versoffenen Firmen-Weihnachtsmann feuern muss, kommt ein Mann namens Kris Kringel gerade recht. Vom Aussehen her passt er perfekt und er willigt ein, den Job zu machen. Die Tatsache, dass er sich für den echten Weihnachtsmann hält, stört nicht, denn der alte Mann begeistert Kinder wie Eltern gleichermaßen. So kommt es, dass die Kassen des angeschlagenen Kaufhauses, das eben noch von einer Schließung bedroht war, klingeln. Susan, die Tochter von Dorey Walker, einer allein erziehenden Abteilungsleiterin des Kaufhauses Cole, steht dem Mann skeptisch gegenüber. Sowohl sie als auch ihre Mutter betrachten das Leben eher nüchtern, doch Kringel bietet ihr einen Handel an: Sie solle ihm sagen, was sie sich wünsche, und er werde ihre Wünsche erfüllen. Susan wünscht sich jedoch nichst Materielles, sondern einen Vater, einen Bruder und ein Haus.
Die Verkaufserfolge von Cole erwecken Besorgnis bei der Konkurrenz, die sich schon als Sieger im Verdrängungswettbewerb sah. Man beschließt, den Weihnachtsmann in Misskredit zu bringen. Kris Kringel wird nach einem Schmierentheater inhaftiert und vor Gericht gestellt. Es soll geklärt werden, ob er verrückt oder tatsächlich der Weihnachtsmann ist. Der Anwalt Bryan Bedford ist von Kris Kringels Echtheit überzeugt, doch wie soll er es beweisen, wenn doch der Mann sich weigert, seine Existenz zu beweisen? Mehr noch: Der Prozess nimmt eine Wendung und es geht nicht mehr alleine um Kris Kringel. Puristen wollen den endgültigen Beweis erbringen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
Bei der Inhaltsbeschreibung möchte man einen zuckersüßen amerikanischen Film erwarten, der einem Durchschnittseuropäer Schmerzen bereitet, doch dem ist nicht so. Der Film schlägt leise Töne an und erzählt ein modernes Weihnachtsmärchen, das auch zum Nachdenken anregt. Die Gerichtsverhandlung, einer der Höhepunkte des Films, findet eine interessante Lösung: Bryan Bedford schmettert die Anklage damit ab, dass auf den Dollarscheinen steht "In God we trust". Wie kann man also die Existenz des Weihnachtsmannes bezweifeln, wenn man für Gott auch keinen Beweis hat, diesen Glauben aber sogar auf Geldscheine druckt. Auch die Tatsache, dass Kris Kringel am Ende, als er natürlich die drei Wünsche erfüllt hatte (hier war es vielleicht doch etwas viel), nicht in seinem Weihnachtsschlitten nach Norden in das Wichtelreich fliegt, sondern einfach verschwindet oder untertaucht und bis zum Ende keinen wahren Beweis liefert, tut dem Film gut.
Der Film ist das Remake eines Weihnachtsmärchens der 40er. Im Original spielte die junge Natalie Wood die Rolle der Susan Walker und Maureen O’Hara die Rolle ihrer Mutter Dorey Walker. In der Neuverfilmung spielte nun Elizabeth Perkins die Rolle der Mutter und mochte nicht recht überzeugen. Doch die Darbietung von Mara Wilson als Tochter und vor allem Richard Attenborough als Kris Kringel waren ausgezeichnet. Ich gestehe, ich kenne das Original nicht, fürchte aber, dass es wohl amerikanischer als das Remake ist, auch wenn der Film ein echter Klassiker ist. So spreche ich nur für diesen Film und ich finde, das ist ein wunderbarer Film, den man sich mit seinen Kindern in der Vorweihnachtszeit ansehen sollte - vor allem dann, wenn sie beginnen, den Glauben an den Nikolaus zu verlieren. Das Wunder mag aber auch sein, dass ein Regisseur und Drehbuchautor wie John Hughes, der zuvor mit Teeniekomödien und Filmen wie "Kevin allein zu Haus" Erfolg hatte, ein solches Drehbuch verfasste.
7 von 10 Punkten