Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Von Harry Kreuzmann hatte ich bis dato nichts gelesen und von ihm als deutschsprachiger SF-Autor auch nichts vernommen. Dabei ist diesem Buch zu entnehmen, dass von ihm bereits in 1999 und 2000 jeweils ein SF-Roman beim R. G. Fischer Verlag veröffentlicht wurde. Mir ist dieser Roman aufgrund von zwei guten Kritiken aus den Reihen des Literaturpreiskomitees des Deutschen SF Preises aufgefallen, so dass ich mich entschlossen hatte, mir diesen Roman zuzulegen.
Für einen SF-Roman sind die ersten Kapitel eher ungewöhnlich, da sie nichts mit SF zu tun haben, sondern mit der Geschichte des Staates Texas und gegenwärtigen, gesellschaftlichen Problemen Amerikas. Insoweit könnten die ersten 100 Seiten für Leser, die sich für solche Inhalte rein gar nicht interessieren, zäh werden. Dabei verfügt der Autor über einen sehr guten Schreibstil und schildert kenntnisreich die oben angeführten Punkte, was nicht verwundert, da er laut Backcover in den USA Lehrtätigkeiten ausübte.
Seine Hauptfigur ist Robert, der als Lehrer in einer Innenstadtschule arbeitet, in der vor allem die Kinder der sozialen Unterschicht zur Schule gehen. Da die sozialen Unterschiede in den USA noch wesentlich krasser sind wie in Europa bzw. in Deutschland, sieht sich Robert immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum er nicht an eine Schule in einem bessern Stadtviertel unterrichtet. Letztlich erfüllt ihm die Arbeit gerade mit diesen Jugendlichen und ist Teil seines Lebens geworden.
Ein anderer Teil ist seine Familie und hier vor allem sein Großvater. An Thanksgiving, jenem Familienfeiertag in den USA, kommt auch Roberts Familie in dem Haus seiner Großeltern zusammen. Robert, der eine sehr enge Beziehung zu seinem Großvater hat, kommt mit ihm am Abend ins Gespräch und hier offenbart ihm sein Großvater seine Gedankengänge, die er sich sein Leben lang zu der Frage gemacht hat, ob es eine Dimension über unserer gibt. Diese Frage fasziniert Robert so sehr, dass er sie in de nächsten Tagen mit seinen Kollegen und mit seiner ehemaligen Freundin Susan aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Religiöse Aspekte spielen hier eine wesentliche Rolle und werden sehr rational in die Diskussionen mit eingebaut. Der Autor hat hier einige Gedankenarbeit investiert und diese Passagen regen den Leser wirklich zum mitdenken an, denn es handelt sich hier nicht um selbst ausgedachte Fantasien.
Immer näher lässt der Autor seinem Protagonisten an dem Themenkomplex "4. Dimension" herantasten. Im Verlaufe des Romans wird deutlich, dass Robert Großvater mit seinen Gedankengängen durchaus recht hatte. Es gibt noch weitere Dimensionen, die über unserer liegen bzw. in der unsere eingebettet ist und die für unsere Sinne so nicht wahrnehmbar sind. Der belesene Heftchenleser würde sofort an den Hyperraum denken. Natürlich sind die Überlegungen, die Kreuzmanns Roman zu Grunde liegen, nicht neu. Aber der Autor präsentiert sie in einer Art und Weise, die selbst für nicht SF-Leser interessant aufbereitet dargebracht werden.
Mir persönlich hat Das Weltenpendel gut gefallen und für mich ist es einer der besten SF-Romane des deutschen Sprachraums des letzten Jahres, den ich bisher gelesen habe.