Reihe: Perfect Dark, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ich habe keine Ahnung von Computerspielen. Das Buch soll zumindest der Werbung nach von einem X-Box-Spiel beeinflusst sein. Zumindest ist es nicht das erste Buch, das nach einem Computerspiel geschrieben wurde. Gerade der Dino Verlag ist da der Vorreiter. Aber auch beim Wilhelm Heyne Verlag erschienen mit den X-Wing-Romanen Bücher zu Star Wars.
Das vorliegende Werk geht zurück auf die Cyberpunk-Romane der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Heutige Rezensenten spielen eher auf Blade Runner und Matrix an, die aber die gleichen Wurzeln haben. Damals erschienen die Bücher in kleiner Auflage, die es bis in die heutigen Tage in die Allgemeinen Reihen der Buchverlage brachten. Warum? Weil die heutige Politik von Staaten und Konzernen genau darauf abzielt, was in diesen Romanen angeprangert wird.
Das Jahr 2016 war eines der schwärzesten in der Geschichte der Menschheit. Eine Virusinfektion tötete Millionen von Menschen, bevor Dr. Murray ein Gegenmittel fand und erfolgreich einsetzte. Der Doktor erhielt dafür Lob und Dank und den Nobelpreis. Der eigentliche Gewinner war der Konzern dataDyne, der aus einem mittelständischen Technologiefirmchen zu einem Megakonzern wurde, der Verlierer die Menschheit, denn nur noch eine kleine elitäre Gruppe herrscht. Aber auch in den Vorstandsetagen von Firmen herrscht nicht eitel Sonnenschein. Ränkespiele und Intrigen geben sich die Klinke in die Hand und manch einer, der eben noch oben war, findet sich als berühmte Leiche im Keller wieder. Zwar nicht immer so drastisch, aber wo intrigiert wird, fallen Seelen. So natürlich auch in der Vorstandsebene des dataDyne-Konzerns. Kaum hat der alte Vorstand seinen Platz geräumt, beginnt der Kleinkrieg um die Nachfolge. Da ist der bereits erwähnte Nobelpreisträger, der glaubt, alle Voraussetzungen zu erfüllen, oder die ehrgeizige Cassandra deVries, die meint, sie sei nun dran, befördert zu werden. Und so geht es in diesem Konzern drunter und drüber bei den Machtspielen. Aber auch bei anderen und bei den Machtspielen dazwischen, denn jeder Konzern will an die Weltspitze. Allein natürlich.
Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, die nicht bereit sind, die Macht der Konzerne hinzunehmen. Unter anderem gehört dazu Joanna Dark (wobei wir natürlich an Jeanne D’Arc denken), die sich dem genialen Erfinder Daniel Carrington anschloss. Die Kopfgeldjägerin ist ziemlich sauer auf dataDyne, weil der Konzern für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Joanna und Carrington wollen also dem Konzern am Kittel flicken. Vor allem, weil Carrington davon überzeugt ist, dass dataDyne nicht nur die Menschheit rettete, sondern auch für deren Untergang zuständig war.
Die Fronten sind bald klar: Murray versus Carrington.
Der vorliegende Roman enthält alles, was einen guten Cyberpunkroman ausmacht: Intrigen, Konzerne, Böse und Gute (wobei Böse manchmal ein wenig gut und Gute manchmal ein wenig böse sind), eine handlungsreiche Geschichte, Idealisten und in gewisser Weise Faschisten, verzwickte Situationen und viel Mitfiebern. David Carrington (David Carradine von Kung Fu?) steht als väterlicher Freund der zwanzigjährigen Kopfgeldjägerin bei, wenn sie einmal mehr Hilfe benötigt. Oder Trost.