Serie: Demonwright Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Die Demonwright-Romane und -Anthologien des Wurdack Verlags, die im wesentlichen von sogenannten deutschsprachigen "Nachwuchsautoren" verfasst werden, basieren auf einem von Andre Schönherr entwickelten Pen&Paper-Fantasy-Rollenspiel, welches unter www.demonwright.de interessierten Spielern kostenlos zum Download bereitgestellt wird.
Die Weisen von Aronndar entsenden die vier Quad-Geschwister Kyra, Milena, Lando und Severin in die Stadt Gimrochon. Sie sollen einem alten, im Exil lebenden Helden ihres Volkes, Ricourd, eine verschlüsselte Botschaft überbringen und einen letzten Dienst einfordern. Obwohl sich Ricourd alles andere als begeistert zeigt, bricht er in Begleitung der vier Aronnd und seines Schülers Kordan zur Insel Laevi auf, um dort tief unter den Nebelbergen ein uraltes Portal zu versiegeln, durch welches die dämonischen Diener des Demonwright die Länder Pagans heimsuchen könnten.
Die Reise endet in einem Fiasko. Verraten durch den Patriarchen der Stadt Suoma geraten alle bis auf Kordan, der sich im letzten Moment retten kann, in die Fänge grausamer Piraten. Lando, Severin und Ricourd werden in die Erz-Minen geschickt, Lyra ins Harem des Anführers und die äußerlich gezeichnete Milena wird zu niederen Arbeiten gezwungen. Es gelingt jedoch Kordan, Milena zu befreien. Die Beiden machen sich auf den Weg Richtung Nebelberge und der dort gelegenen Minen. Zwischenzeitlich zetteln Ricourd, Lando und Severin unter den Sklaven einen Aufstand an, in dessen Verlauf sie fliehen können. Auch Kyra entkommt der Knechtschaft. Sie wird durch den unheimlichen Pancor und seine leichenblassen Soldaten, denen gegenüber die Piraten eine unerklärliche Unterwürfigkeit an den Tag legen, als Druckmittel gegen Ricourd ausgelöst, denn der düstere Pancor will sich an dem alten Helden für einen vermeintlichen Verrat rächen und hat zudem eigene unheilige Pläne bezüglich des Portals.
Tief in den Nebelbergen, vor der Pforte des Bösen treffen die Parteien aufeinander und Ricourd soll erfahren, dass der Arm des Demonwright bis in die Reihen der Aronnd reicht.
Das vergessene Portal ist sowohl Armin Rößlers Debut-Roman, als auch meine erste nähere Begegnung mit dem Demonwright-Universum. Keine ideale Konstellation möchte man meinen: ein scheinbar "unerfahrener" Autor trifft auf einen quengeligen, schwer zu überzeugenden Leser. Um den ungewissen Ausgang dieses Aufeinandertreffens vorweg zu nehmen: die Demonwright-Serie hat einen weiteren Fan gewonnen.
Aber der Reihe nach: Schon der erste Eindruck ist vielversprechend. Ein gelungenes Cover von Uwe Jarling ziert den im Paperback-Format aufgelegten Roman. Eine gute Papierqualität und der gestochen scharfe Druck erfreuen die Heyne- und FanPro-Taschenbuchgetrübten Augen. Inkunabeln leiten als originelles Gestaltungselement jedes der 16 betitelten Kapitel ein. Etwas entäuschend erscheint zunächst der mit 141 Seiten vermeintlich geringe Umfang des Buchs. Da jedoch eine Seite 43 Zeilen umfasst und die Zeilenlängen deutlich über die eines normalen Taschenbuchs hinausgehen, relativiert sich dieser Eindruck recht schnell, zumal das Vergessene Portal bis zum Rand mit Sword & Sorcery und Abenteuern gefüllt ist und kaum eine seitenschindende, überflüssige Passage enthält.
Womit wir auch schon beim Inhalt wären. Sicherlich kann man vom Autor kein Wunder in Bezug auf Originalität erwarten, denn dafür gibt das zugrunde liegende Rollenspiel nicht genug her, schreibt es doch althergebrachte Fantasy-Archetypen und RolePlayingGame-Klischees fort, ohne dabei fundamental Neues zu präsentieren. Dennoch ist es Rößler gelungen, aus dem eher unspektakulären Rohmaterial eine fesselnde Geschichte zu entwerfen.
Da es offenbar nicht das Anliegen des Autors ist, die Welt Pagan explizit weiter zu entwickeln und einen Demonwright-Kanon neu zu definieren, sondern im Vordergrund die bloße Freude am Fabulieren und das Erzählen einer kurzen Episode im Gang jener Fantasy-Welt steht, sucht der Leser opulente Beschreibungen der bereisten Örtlichkeiten und Gegenden Pagans ebenso vergebens, wie die seitenfressende, uninspirierte Hack'n'Slay-Action, die zahlreiche Romane des Genres kennzeichnet. Vielmehr überzeugt der Roman durch eine zurückhaltende Skizzierung der Protagonisten sowie seine thematische Fülle. Von Kampf & Magie, Meuchelmördern, Piraten, Zyklopen & Helden, Gut & Böse bis hin zu Liebe, Verrat und Tod bietet er alles, was das Herz eines Fantasy-Fans begehrt. Dabei werden die Themen vom Autor stringent und ohne überflüssige Worte aufgegriffen und vorangetrieben, Erklärungen und Kontext werden gerade soviel geliefert, dass sich auch der Demonwright-unerfahrene Leser nicht alleine gelassen fühlen muss.
Die Protagonisten folgen in ihrem Aufbau erkennbar einem klassen- und attributorientierten System, repräsentieren ganz bestimmte RPG-Archetypen (Kämpfer, Magier) mit unterschiedlichen - ebenfalls recht typischen - Fähigkeiten. Doch auch wenn sich Lando und seine Gefährten letztendlich auf wenige Charakteristika reduzieren lassen, erscheinen sie dennoch nicht langweilig stereotyp, da sie eben nicht strahlende Helden sind, sondern mit dem Schicksal hadern, Schwächen zeigen und auf die äußeren Umstände eher reagieren als selbst das Heft in die Hand zu nehmen.
Bemerkenswert ist auch, dass keiner der Charaktere die anderen dominiert, sondern der Autor jedem einzelnen die gleiche Aufmerksamkeit widmet. Dieses beraubt den Leser zwar seiner heroischen, übergroßen Identifikationsfigur, jedoch wiegt der Gewinn an Glaubwürdigkeit und Authentizität den Verlust vielfach auf.
Insgesamt gelungen ist auch die vorübergehende Aufteilung des ersten großen Handlungsstranges der Teilung der Gruppe folgend in drei kleinere Bögen, wobei jedoch die Synchronisation der Zeitverläufe gerade angesichts der in den ersten Kapiteln mehrmals erwähnten Zeitknappheit und Dringlichkeit von Ricourds Auftrags insgesamt zu oberflächlich und damit unplausibel ausfällt.
In stilistischer Hinsicht gibt es an dem Roman kaum etwas zu bemängeln. Dialoge und beschreibende Passagen stehen in einem gut ausgewogenen Verhältnis, der Stil ist flüssig und leicht verständlich, auch wenn mir Sprache einen Deut zu bieder ist.
Die eindringlichsten Abschnitte des Buches stellen die surreal anmutenden Traumsequenzen dar, in welchen sich den Arrond ein dunkles Schicksal zu offenbaren scheint, aber gerade auch in den letzten sechs Kapitel des Romanes, die die Geschehnisse unmittelbar um das Portal herum beschreiben, gelingt es Rößler, eine düstere und wahrhaft phantastische Stimmung zu erzeugen.
Fazit: Eine solide, gut erzählte, unterhaltsame Fantasy-Geschichte, in der zwar nicht das Rad neu erfunden wird, die aber eigenständig genug ist, um den ihren Platz zwischen Dungeons&Dragons-, Das Schwarze Auge- oder Warhammer Fantasy-Romanen zu finden. Bleibt zu hoffen, dass die Demonwright-Reihe fortgesetzt wird und Armin Rößler auch in Zukunft den einen oder anderen Roman dazu beiträgt. .
Das vergessene Portal - Rezension von Rupert Schwarz