Reihe: Das große Spiel, Band 1 Eine Rezension von Alexander Haas |
In der “Fantasy-Welt”:
Eleal Sängerin ist das Findelkind einer Schauspieltruppe, die sich auf dem Weg in die Stadt Suss befindet, um hier an den Festspielen teilzunehmen. Doch auf einmal scheinen die in dieser Welt recht aktiven Göttinnen ihre Augen auf die kleine Eleal geworfen zu haben. Diese muss nun sehen, dass sie trotz ihrer unterschiedlich langen Beine den Schergen der Göttin Eltiana entkommt und sich gleichzeitig de4n Schnittern des Totengottes Zath entzieht. Außerdem will sie herausfinden, was ihr Name in einer seltsamen Schrift namens: “Filoby-Testament” zu suchen hat.
In der “realen” Welt:
Gleichzeitig sieht sich der Waise Edward Exeter nach seinem Schulabschluss in die Wirren des ersten Weltkrieges gezogen. Offensichtlich haben einige seltsame Kreise ein Interesse an seinem baldigem Ableben, während andere verzweifelt versuchen, ihn am Leben zu halten. Und dann landet er auf einmal in einem völlig fremden Land. Hier wird das Interesse an seiner Person noch mysteriöser - und was, bitteschön, hat er mit diesem seltsamen Filoby-Testament zu tun...?
Sieht man sich den Umfang dieses ersten Teils an, so wird man schnell bemerken: Der Autor hat verdammt viel zu sagen. Aber Vorsicht, wird man denken, wenn man den Klappentext liest. Viel Neues wird er wohl doch nicht zu berichten haben. Mal wieder bloß so ein gigantisch großes, episches Werk über den Untergang der Welt. Und was will ich ehrlicherweise sagen? Mit diesen Bedenken hat man auch noch recht. Auf jeden Fall zum Teil.
Ganz so einfach ist die Sache dann jedoch auch wieder nicht. Schön ist, daß es keine klare Trennung von Gut und Böse gibt. Diese Grenzen sind hier offen, sie verschwimmen im Verlauf der Geschichte immer mehr und mehr und mehr ....
Im Zentrum der eigentlichen Geschichte steht das Filoby-Testament, ein Buch mit wirren Prophezeiungen, die sich auf mannigfache Arten entfalten sowie auch erledigen können, bzw. unter anderem im Lauf des Romans eine ganze Menge Leute erledigen werden. Um dieses “Testament” herum werden zwei Geschichten erzählt: Zum einen gibt es das Leiden der jungen Eleal. Ein Krüppel und Außenseiter in einer Welt, die gemein zu ihr ist, was auch so bleiben wird. Sie wird in dieses Geschehen um das Testament hineingezogen, und auf einmal scheint sich ihre Welt auf seltsame Weise zu verändern. Auf der anderen Ebene steht der ehrenhafte und ehrenvolle Edward, der fest entschlossen ist, gegen die ruchlosen Deutschen in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Doch dann werden auf einmal alle seine Traditionen und Glaubensansichten mit Füßen getreten, mal davon abgesehen, dass er wortwörtlich von einer Welt in die nächste geschmissen wird und nun muss er sehen, wie er dort zurecht kommt. (Und so ganz nebenbei wird auch noch erzählt, wie man in einer anderen Welt zu einem Gott wird.)
Alles in allem also eine recht verzwickte Sache, die sich aber recht gut anliest, aber...
Einige werden sich wohl am Ende fragen, was denn auf den vergangenen fast 700 Seiten nun überhaupt passiert ist; die Antwort lautet: Eigentlich gar nicht so viel. Viel Raum nehmen Schilderungen, Gedanken und Gefühle der Protagonisten ein. Das mag den ein oder anderen abschrecken, denn es handelt sich hier keinesfalls um klassische Sword and Sorcery. Eher das genaue Gegenteil - viel Action gibt es nicht. Im Vordergrund stehen die Charaktere und ihre Art, sich mit den Grausamkeiten der jeweils “eigenen” Welt zurechtzufinden, nur um dann festzustellen, dass es anderswo auch nicht viel besser ist.
Fazit:
Ein guter Auftakt zu einem Werk, an das man sich bestimmt gern erinnern wird, wenn der Autor so weitermacht. Dennoch gibt es für den ersten Band eine etwas vorsichtige Wertung, denn man muss erst abwarten, wohin sich die Angelegenheit entwickelt. Macht wirklich Laune.