Titel: Das Tor der Dunkelheit Eine Rezension von Ida Eisele |
Klappentext:
Dem Fluchwald entronnen, stehen die Helden aus „Stronbart Har“ vor neuen Herausforderungen. Ihre Aufgabe, zwecks Rettung der Welt die heilige Statue wieder an Ort und Stelle zu bringen, wird von feindlichen Heeren, einer Hexenkönigin und Monstern erschwert, außerdem hat sich ein Chaos-Lord, den ein fehlgeschlagenes Ritual angelockt hat, die dem Untergang geweihte Welt als Spielwiese auserkoren. Wie soll man da den persönlichen Auftrag gleich mehrerer Götter ausführen?
Unterstützt von ungewöhnlichen Helfern nimmt die Gruppe der Weltenreisenden den Kampf um die Normalität auf. Fall die jemals wieder hergestellt werden kann!
Wie schon im direkten Vorgängerband „Stronbart Har“ besteht die Gruppe der Hauptpersonen aus dem Söldner, Assassine, Dieb und Abenteurer Brad Vanquis, dem Schwarzen Magier Zach-aknum und der Warpkriegerin Micra Ansig. Nachdem sie im ersten Buch kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch des letzten Tores in die Zwillingswelt Horam Dorb hatten fliehen können, gestaltet sich ihre Ankunft dort etwas anders als erwartet.
Voneinander getrennt und viele Meilen vom Bestimmungsort der Horam-Statue entfernt müssen sich Brad, Micra und Zach-aknum erst einmal wieder zurechtfinden.
Die politischen Umstände haben sich seit Zach-aknums Fortgang radikal gewandelt und so müssen die Helden nicht nur die Verfolgung durch die Hexenkönigin Durna oder yarbische Eroberer fürchten. Ein missglücktes Ritual lockt auch noch den Chaos-Lord Caligo an, der die bis dahin gekannte Realität durcheinander zu bringen beginnt – und der es sich in den Kopf setzt, die Rettung der Welt in letzter Minute zu verhindern.
Die bereits bekannten Charaktere gewinnen in diesem Buch ein wenig an Tiefe, allein schon dadurch, dass sie voneinander getrennt werden und man sich in diesem so viel längeren Buch einfach stärker mit ihnen auseinandersetzen muss. Ihre Beziehungen zueinander bleiben dennoch eher unklar, etwas wie eine Entwicklung sucht man vergebens. Selbst eine an zwei Stellen angedeutete, entstehende Beziehung zwischen Brad und Micra findet in der Praxis einfach nicht statt. De facto denken die beiden nicht einmal auf irgendeine Weise aneinander.
Die wenigen Momente, in denen eine Figur innehält und über sich selbst nachdenkt, bleiben folgenlos und wirken willkürlich eingefügt. Lediglich Durna macht einen mehr oder weniger sichtbaren Wandel durch und wurde somit – für mich – zur interessantesten Person im Buch. Zudem überwiegen Action oder komplexe Hintergrunderklärungen, sodass für die Figuren ohnehin kaum Platz ist.
Der Hintergrund, der in diesem Buch deutlicher wird als in „Stronbart Har“, ist beeindruckend vielschichtig und bringt zunehmend Science Fiction-Einflüsse in die eher klassische Fantasywelt. Zum einen geschieht das durch die Chaosfluktuationen Caligos, zum anderen durch das Auftauchen von „Erdenmenschen“ aus „Die Zeitläufer“ vom selben Autor und die Wirkungsweise der Götter. Insgesamt ein interessanter Genremix, der mich ein Stück weit faszinieren und begeistern konnte. In dieser Hinsicht sprüht das Buch nur vor originellen Ideen.
Was mir ebenfalls gefallen hat, waren die Schilderungen der politischen Zusammenhänge in Horam Dorb. Auf der einen Seite sind die Yarben, die durch Naturkatastrophen von ihrem eigenen Kontinent vertrieben werden und versuchen, das Küstenland Nubra zu annektieren, auf der anderen Seite das magierfeindliche, aufgeklärte Kaiserreich Halatan – und dazwischen Teklador, das Land der Hexenkönigin Durna, die sich als gar nicht so böse, sondern höchst innovativ erweist. So interessant die Entwicklungen auf dieser Ebene des Buches auch sein mögen, hätte eine grobe Karte der Landschaft doch sehr zur Verständlichkeit beigetragen.
Das Buch lässt sich insgesamt flüssig lesen. Die Spannung wird mit immer neuen Konflikten und Entwicklungen aufrecht erhalten. Einzig gegen Ende beginnt es sich zu ziehen bis die Auseinandersetzung mit dem Chaos-Lord dann auf zwanzig Seiten kurzerhand abgewickelt wird und das Buch gefühlt mitten im Satz endet.
Die Sprache ist wie auch schon in „Stronbart Har“ gewöhnungsbedürftig lässig und unernst. Es mag Geschmackssache sein, aber ich kann die Angst der Hauptpersonen einfach nicht nachempfinden, wenn die Dämonenkönigin sich mit den Worten „Tja Leute, war nett und so, aber ich muss jetzt wieder. Macht das Tor hinter mir zu.“ verabschiedet.
Gute Ideen sind im Übermaß vorhanden, lustig ist es auch, und Leser von „Stronbart Har“ wird es natürlich interessieren, wie es nach dem Weltenwechsel weitergeht. Insgesamt konnte mich aber auch „Das Tor der Dunkelheit“ (ein Tor übrigens, das im Buch selbst nur eine Nebenrolle spielt) nicht so recht überzeugen.