Titel: Das tödliche Geschlecht Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Tim Wilder fährt einfach so drauf los. Die Staaten zu erfahren. Als sich seine Tankanzeige meldet, dass er wieder Sprit benötigt, fährt er eine einsame Tankstelle an. Er ist im Besitz eines alten Camaro, Baujahr 1978, einigen letzten Dollars und ein wenig Wäsche zum Wechseln. Und vor nicht allzulanger Zeit, die sich in wenigen Tagen ausdrücken lässt, war er noch stolzer Besitzer von Frau, Kindern, Haus, einem Chevy und anderem mehr. Jetzt ist er geschieden und seine Frau ist im Besitz von eben all jenem.
Auf dem Weg durch die Staaten trifft er auf jene Tankstelle, und es scheint, als sei eine kleine Stadt in der Nähe. Die Straße ist jedoch gesperrt, und der Revolver des Tankwarts signalisiert Tim Wilder, nicht das Städtchen Rapture, 1.503 Einwohner, zu betreten. Der Tankwart warnt ihn eindringlich. Doch Tim schlägt diese Warnung mit voller Wucht in den Wind.
Er fährt in das Städtchen und sucht eine Übernachtungsmöglichkeit. Diese findet er, das ist aber auch das Einzige. Danach findet eine Frau namens Cassandra ihn und nimmt ihn aus. Am nächsten Morgen ist er alles los. Sheriff McGruder ist jedoch nicht sehr kooperativ, als er gerufen wird. Im Gegenteil: Er ist in seiner arroganten Art nahe daran, Tim einzusperren. Bis der Sheriff sich um das Problem kümmert, muss Tim natürlich irgendwo wohnen und leben. Dafür muss er aber auch Geld verdienen. Doch in Rapture will ihn keiner einstellen.
Nach längerer Suche findet er Unterschlupf bei einem alten, alkoholabhängigen Priester. Vater Mike ist gebrochen, seine Kirche entweiht, der Jesus am Kreuz mit einer Verbrechermaske und einem Phallus verschmiert und anderes mehr. Der Priester erzählt ihm eine Geschichte über diese Stadt, die ihm die Augen aus dem Kopf quellen lassen würden. Die Frauen in dieser Stadt sind alle Hexen. Die Katzen und Krähen, die die Stadt zu Hauff bevölkern sind ihre Spionageaugen und -ohren. Die wenigen Männer in dieser Stadt werden unterdrückt und schikaniert. Tim fragt sich, warum die Männer nicht wegziehen, aber er bleibt ja auch - sein Auto, seine Klamotten und vor allem seine Papiere will er zurückerhalten.
Während der Zeit in Rapture gerät Tim als Zeuge in die Nähe eines Rituals, dass die Hexen abhalten. Ein gehörnter, bocksbeiniger Mann nimmt daran teil und entdeckt ihn. Er darf nur deswegen noch ein wenig leben, weil die Hexe Alexandra ihn zu ihrem persönlichen Samenspender ernennt. Sie hat vor, mit Tim eine Nymphe oder einen Satyr zu zeugen.
Michael Olivieri erhielt für diesen Roman den Bram Stoker Award 2001 für das beste Erstlingswerk. Der Hexenroman zeigt die Macht der Frau über den Mann. Gleichzeitig projiziert der Autor die Angst und Unsicherheit Tims auf den Leser. Dadurch werden die Hexen, selbst wenn sie einigen Vorurteilen entsprechen, glaubwürdiger und angsteinflößender. Die Hexen sind allesamt Frauen, die in irgendeiner Weise ihre Macht über die Männer jedwelchen Alters ausüben. Sie sind der Schrecken der Männer. Und die Leser, vor allem die männlichen, werden mit ihrer Unsicherheit gegenüber Frauen konfrontiert. Doch ist das wirklich alles? Steckt nicht etwa der Mann Sebastian hinter den Frauen, die ihm hörig sind? Innerhalb der Erzählung dreht Michael Olivieri mal eben den Spieß um. Jetzt sind es nicht die Frauen, die mit ihren üblen Taten im Mittelpunkt stehen.
Der Roman ist ein Männerbuch. Es steht genau das drin, was Männer wünschen. Sex, Gewalt - und zum Schluss als Held dastehen.