Titel: Das Spiel des Asen Eine Rezension von Ida Eisele |
Ronald von Feiseneck, zweiter Sohn des Grafen von Freiseneck, wird von seiner Familie bereits in jungen Jahren verstoßen, weil er keine magische Begabung zu haben scheint. Jahre später stellt sich jedoch heraus, dass er die Aufnahmeprüfung in den Rosenorden nur darum nicht bestanden hat, weil sein älterer Bruder ihn hereingelegt hat. Ronny, der bis dahin ein sorgloses Leben in Berlin geführt hat, weiß noch nicht so recht, wie er mit dieser Veränderung umgehen soll, da stirbt sein Vater unter unklaren Umständen.
Nach der Beerdigung hat er gemeinsam mit der jungen Hexe Leo einen Autounfall und macht damit aus Versehen den Deutschen Orden auf sich aufmerksam, der gerade dabei ist, ein zweifelhaftes Ritual vorzubereiten. Die Ritter wollen Engel auf die Erde herabrufen, um das Erstarken russischer Magier zu unterbinden. Nachdem das Ritual das erste Mal katastrophale Folgen hatte, wenden sie sich nun an einen höchst unangenehmen Magier, Far Bautison, der viel daran zu setzen scheint, Ronny in die Finger zu bekommen. So werden Ronny und Leo bei deren Tante Hildegard von einem Sondereinsatzkommando überraschend angegriffen. Leo wird entführt und Ronny folgt den Soldaten, um sie zu retten. In einer Höhle wird er Zeuge, wie Far Bautison, mutmaßlich Loki selbst, ein Tor nach Asgard öffnet…
Trotz eines gewissen Ungleichgewichts zwischen Einleitung, Mittelteil und dem für meinen Geschmack zu knappen Ende liest das Buch sich spannend und amüsant. Ronny kann sich als Hauptperson die Sympathie des Lesers sichern. Obwohl er als Berliner Partylöwe nicht eben wie ein geborener Magier wirkt und mit seinen Kräften auch nicht viel anzufangen weiß, ist er in seinen Reaktionen und Verhaltensweisen so menschlich, dass man ihn einfach lieb gewinnen muss. Ebenso verhält es sich mit der Hexe Leo, der Wissenschaftlerin Karla oder dem Privatdetektiv Thor Bronski – die leider alle etwas zu kurz kommen.
Oberst Hermann Braun vom Deutschen Orden ist dagegen ein eher handelsüblicher Antagonist. Seine Motive werden gut erklärt, doch er weckt keinerlei Sympathien, mit nichts, was er tut. Nicht einmal als Far Bautison ihn offensichtlich verzaubert und zu seinem Getreuen macht, verspürt man auf irgendeine Weise Mitleid mit ihm.
Interessant an ‚Das Spiel des Asen’ fand ich, dass es tatsächlich im modernen Deutschland spielt, ohne bemüht, aufgesetzt oder auf irgendeine Weise nachgemacht zu wirken und auch ohne Städte und Orte zu anonymisieren, wie Hohlbein es so gerne tut. Der Leser wird mitgenommen in eine mysteriöse Sagenwelt, die hinter den alltäglichen Dingen lauert.
Zeitungsausschnitte und kurze Berichte zu Beginn jeden Kapitels deuten die Interpretation der Ereignisse in den Medien an oder erhellen die Hintergründe. Die Erläuterungen Lokis, ebenfalls jedem Kapitel in kursiver Schrift vorausgestellt, helfen dem Leser, die Vorgänge zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen, wo die Protagonisten noch im Dunklen tappen.
Des Weiteren besticht das Buch mit lustigen Formulierungen, originellen Ideen und einem hohen Maß an Spannung.
Wie anfangs schon erwähnt ist allerdings der Schluss im Vergleich zum Rest des Buches etwas zu knapp gefasst. Sobald Ronny von Bautison nach Asgard verschleppt wird, jagt ein Ereignis das nächste. Die Steigerung des Tempos könnte natürlich der Dramatik des Endkampfes geschuldet sein, allerdings fehlten mir zum genauen Verständnis der Vorgänge Hintergrundinformationen. Auch verschwendet Ronny keinen Gedanken daran, dass die Sphäre der Geister jener der Menschen offenbar vollständig gleicht – was mich am allermeisten verwundert hat, wurde diese Sphäre zuvor doch als höchst immateriell und ihre Bewohner als formlose Wesenheiten beschrieben. Einige kurze Worte zur Erklärung wären da recht hilfreich gewesen. Die letzte Szene wirkt zudem wie angeklebt. Alles ist gut, im Gespräch zwischen Ronny und Leo wird – einigermaßen bemüht – in kurzen Sätzen erklärt, was nach dem Kampf in Asgard geschehen ist, warum die beiden in Sicherheit sind, was sie weiter vorhaben und natürlich küssen sie sich am Ende. Obwohl das Buch also über den größten Teil hinweg wirklich lesenswert und spannend war, fand ich das Ende höchst enttäuschend und vom Niveau her weit unter dem Anfang. Vielleicht hatte der Autor mit einer Seitenbegrenzung zu kämpfen, jedenfalls sieht es wirklich so aus.
Das zweite große Manko des Buches besteht in den unterschiedlichen Handlungssträngen (Ronny, Braun, Thor Bronski, Karla) oder vielmehr der Zeitdifferenz, die zwischen ihren Geschichten liegt. Ronnys Erlebnisse spielen sich in knapp einer Woche ab – von einigen Rückblenden zu Beginn abgesehen. Die anderen drei Handlungsstränge ziehen sich dagegen über Wochen, wenn nicht Monate vor dem Tod von Ronnys Vater hin. Eigentlich halte ich es für ein interessantes Konzept, einen Teil der Handlung als vorbereitende Maßnahmen laufen zu lassen, während man im anderen Teil bereits die Konsequenzen erlebt, allerdings ist mir dieser Zusammenhang zugegebenermaßen erst irgendwo hinter der Mitte des Buches klar geworden. Dem hätte einfach vorgebeugt werden können, indem man zu jedem Kapitel das Datum genannt hätte.
Zusammengefasst muss ich sagen, dass ich das Buch gerne und mit Spannung gelesen habe und es trotz seiner Schwächen wirklich nicht für Zeitverschwendung halte.