Titel: Das Science Fiction Jahr 2012
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Regelmäßig erscheint bei Heyne ein Band namens „Das Science Fiction Jahr“, so auch 2012 wieder herausgegeben von Sascha Mamcak, Sebastian Pirling und Wolfgang Jeschke und fast 1.000 Seiten (genau: 992) umfassend. Passender wäre eigentlich der Titel „Das Phantastik-Jahr 2012“, da zumindest beim Fakten-Teil auch Fantasy, Horror und andere Phantastik-Werke betrachtet werden, andererseits hat der Name Tradition.
Das Buch ist in drei große Teile aufgeteilt, nämlich Feature, Review und Fact neben einem Editorial welches noch einmal die wichtigsten Ereignisse aufgreift wie den Tod Ray Bradburrys.
Der Feature-Teil enthält insgesamt 14 Berichte, Texte und Essays rund um die science Fiction, von denen ich einige herausgreifen möchte. David Hughes beleuchtet in „Die lange Reise um Mars“ den Werdegang der John Carter-Verfilmung, welches der erste abendfüllende Animationsfilm hätte werden können. Auch Ray Harryhausen, Robert Rodriguez und Kerry Conran zeigten Interesse oder arbeiteten einige Jahre daran – interessant auch die Gründe des Scheiterns des jeweiligen Projektes. Routiniert berichtet der Engländer David Hughes von der Geschichte des Buchs um Film über fast ein Jahrhundert und ist damit zurecht einer von drei übersetzten Texten, die Einzug in das Jahrbuch gefunden haben. „Siedler an einer fremden Grenze“ nimmt sich ausführlich dem Schaffen Ray Bradburys an, eigt auf, wo die Ideen herkamen und was von späteren Erfolgsromanen schon in seinen ersten Kurzgeschichten steckte. Ein kurzer Bericht von Perry Rhodan-Chefredakteur Klaus N. Frick zum ebenfalls verstorbenen Hanns Kneifel unter dem Titel „Ein Münchener im Atlan Village“macht die Vielseitigkeit des Autoren deutlich, dessen Schaffen auch außerhalb des Perryversums lag. „Verrückte Zukunft“ beschäftigt sich dann tiefergehend mit Philip K. Dick, wobei der Artikel nach allgemeiner Einleitung aber sehr speziell wird: es geht um ein ekstatisch-gnostisches Erlebnis des Autoren und wie er es verarbeitet hat. Christian Endres berichtet in „Your Movie wants you!“ von Iron Sky und dem dahintersteckenden Finanzierungsmodell, auch ob es künftig mehr solche Filme geben wird.
Der Review-Teil umfasst die Bereiche Buch, Comic, Hörspiel, Film und Game, Brett- und Rollenspiele bleiben leider außen vor. Aber zumindest sind viele kleine Filme, über die man nur selten stolpert wie Batman: Year One, Batman Deliverance, Hell, Melancholia, Rubber oder Super mit dabei und auch Serien. So erfährt man, dass das Game of Thrones-Wochenende auf RTL II die höchsten Einschaltquoten in der Sendergeschichte hatte. Die Büchersektion ist ebenfalls recht ausführlich, die Hörbücher und -spiele konzentrieren sich auf die Radio-Produktionen und bei Games bleibt man bei den großen Titeln. Insgesamt bietet sich hier aber eine ausführliche Übersicht um Durchschmökern und Tipps suchen.
In Fact werden erstmal der amerikanische, der britische und der deutsche SciFi-Markt beleuchtet mit Fokus auf Bücher. Udem kann man wenig über Auflageahlen verraten und geht eher auf die Anahl der Titel in den jeweiligen Bereichen ein, aufgegliedert in alle möglichen und unmöglichen Subgenres. Große Verlagsnews, Entwicklungen bei den großen Reihen (wo auf dem amerikanischen Markt auch Drachenlanze und Vergessene Reiche zählen), bei Anthologien, Neuigkeiten bei den Autoren sowie die Entwicklung bei Magainen inkl. Semiprofessioneller Magazine (Definition hier: nicht über den Zeitschriftenhandel vertrieben, Auflage unter 10.000 (beim US-Markt) und Erscheinungsweise min. 4 mal pro Jahr). Für den deutschen Markt gibt es auch einige Diagramme sowie eine ausführlichere Betrachtung der Verlage, wo sich neben Feder & Schwert auch Ulisses nach der Übernahme diverser FanPro-Sparten wiederfindet (, aber eben nicht mit dem Kerngeschäft Rollenspiel). Auch Heftromane wie Maddrax oder die Miniserie 2012 – Das Jahr der Apokalypse finden hier Erwähnung. Zuguterletzt bekommen noch Klein- und Jugendbuchverläge mit phantastischen Inhalt und das Internet eine Würdigung. Es folgt noch eine Bibliografie der neuen Phantastik-Titel im Heyne-Verlag, eine Liste der SciFi-relevanten Todesfälle sowie eine Auflistung der verschiedenen SciFi- und Phantastik-Preise, ihre Gewinner und zumeist auch die Finalisten.
Kurzum, alle drei Teile sprechen verschiedene Interessentengruppen an, wenn man zwei davon in sich vereint, kann sich das Buch auch zu diesem Preis – fast 35 Euro sind es – lohnen. Die Features zielen auf den interessierten SciFi-Leser und -Zuschauer, der gern mehr über Hintergründe und Zusammenhänge erfährt, die Reviews auf die Vielleser oder -seher, die noch ein paar weitere Tipps suchen und der Fact-Teil auf die Zahlenfreaks und Marktbeobachter. Also, eigentlich ein Buch für SciFi-Nerds, spätestens seit Big Bang Theorie wissen wir ja, dass wir nicht allein sind und ich bin mir sicher, ich werd noch ab und an danach greifen, um mir einen Tipp abzugreifen oder mal zu gucken, wie der Markt so vor zehn Jahren war …
4 von 5 Fiktionen