Titel: Das Science Fiction Jahr 2008 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es ist für mich immer wieder ein erhebendes Gefühl, diesen schönsten Ziegelstein des Jahres in Papierformat in der Hand zu halten. Die Zahl derjenigen Menschen, die sich über den Konsum als Leser hinaus mit der Phantastik beschäftigen nimmt ständig ab. Mit der Einführung der neuen Möglichkeiten und vor allem des billigen Drucks drängt es jeden, selbst Autor bzw. Autorin zu werden. Doch es gibt weitaus mehr, als immer nur über Bücher zu schreiben. Der Blick hinter die Kulissen wird mir immer wichtiger. So findet sich in der neuen Ausgabe des Science Fiction Jahres - immerhin der zweiundzwanzigsten - ein Interview mit Ursula K. LeGuin, das ich gern selbst geführt hätte. Mit ihren Romanen Das Wort für Welt ist Wald und Planet der Habenichtse im Science-Fiction-Genre und ihrer Erdseetrilogie im Fantasy-Bereich, die später erweitert wurde, hat sie mich in meiner Anschauung sehr beeindruckt, sogar etwas beeinflusst. Sascha Mamczak führte das Interview, und ich war beeindruckt von ihren Antworten auf seine Fragen. Dabei beschäftigte sich die erste Frage mit dem amerikanischen Wahlkampf. Zwei weitere Interviews wurden mit Charles Stross und Andreas Eschbach geführt. Gerade vom Letzteren erschien im letzten Bücherbrief eine Buchbesprechung zu seinem letzten Marsprojekt-Roman.
Johannes Rüster, einer der Tagungsteilnehmer der diesjährigen Tage der Phantastik in Wetzlar, berichtet über Will Smith als letzten Menschen auf Erden. Dabei geht es weniger um Will Smith - der ist nur der Aufhänger in der Überschrift - als um den letzten Menschen an sich und die Erzählungen, in denen er immer wieder auftaucht. Kurz zusammengefasst kann man sagen, der letzte "normale" Mensch ist recht beschäftigt.
Ein ganz anderes Thema greift Franz Rottensteiner auf. Unter der Überschrift "Auf nach Belgisch-Kongo!" berichtet er über die Anfänge des deutschen SF-Fandoms.
Für Sammler wichtig ist die Bibliographie am Ende des Bandes. Werner Bauer listet alle im Jahr 2007 erschienen Phantastik-Bände auf, die der Wilhelm Heyne Verlag herausbrachte. Das sind mehr als gedacht und für Sammler wichtige Informationen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Thema Utopia mon amour. In dreizehn Beiträgen, wird über die Utopie berichtet. Verschiedene Autoren, wie etwa Frank Borsch, Ralf Bülow, Karlheinz Steinmüller und andere, berichten über die unterschiedliche Betrachtung der Utopie. Und es ist tatsächlich so, dass im ganzen Buch lediglich ein Frauenname genannt wird und der im Bereich Hörspiele. Ansonsten ist festzustellen: Die Science Fiction ist die Spielwiese von Männern.
Das jährliche Monumentalwerk, das durch Wolfgang Jeschke begründet wurde und von Sascha Mamczak weitergeführt wird, erscheint als der führende, um nicht zu sagen einzige Überblick in Sachen Science Fiction.
Damit habe ich nur ein paar kleine Beiträge erwähnt. Auf den fast 1.500 Seiten des Buches finden sich jedoch noch viel mehr. Es lohnt sich in jedem Fall, einen Blick in die Jahresbände zu werfen. Oder besser noch, man nehme sich einen Band und lese ihn durch.