Serie / Zyklus: Heyne Jahresbücher Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Und es hat Bumm gemacht! Zumindest als das Buch bei mir auf dem Tisch landete. Mehr als 1500 Seiten Wissenswertes, Lebensbeschreibendes, Titel festlegendes, Lesenswertes und letztlich Beachtenswertes in einem einzigen Buch. Das Heyne-Science-Fiction-Jahr, das einzigartige Kompendium zur erfolgreichsten Literaturgattung der Welt in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, stellt diesmal vor: Nach Star Wars und War of the Worlds - welche Zukunft hat der Science-Fiction-Film? Dazu: ein Exklusiv-Interview mit dem Schriftsteller Richard Morgan. Selbst meine Bibel ist dünner als dieses Werk. Dafür ist die Auflage des Jahrbuchs nicht so hoch. Woran das liegt, vielleicht an Wortaufbauten wie "repetitiven Effektorgien" zu deutsch etwa: repetieren = wiederholen; Effekt = Wirkung, Erfolg; Orgie = geheimer, wilder, zügelloser Gottesdienst oder ausschweifendes Gelage. Wenn der Verfasser schon im Editorial damit beginnt, wie wird es weitergehen? Ich habe "repetitive Effektorgien" nicht verstanden.
Das Buch erscheint seit Jahrzehnten, und das in einer sehr guten Güte. Die Menge in dem Buch nimmt auch eher zu als ab. Schwerpunkt dieses Wälzers ist der Science-Fiction-Film. Fünfzehn Autoren, keine Autorin befassen sich in ihren Beiträgen mit dem Science-Fiction-Film. Dabei greifen sie alle auf die gleichen Wurzeln zurück, graben aber nicht tief genug. Daher ist es nicht verwunderlich, dass alle fast zu einem und demselben Ergebnis kommen. Ich frage mich dabei, ob dieses Ergebnis das ist, was ich erwartete. Dieses Ergebnis wird von Sascha Mamczak im Vorwort vorhergesehen. Ich bin schon lange kein Kinogänger mehr, das letzte Mal war es Herr der Ringe 2. Für mich sind die bewegten Bilder immer mal wieder eine nette Abwechslung im Fernsehen, doch sah ich bislang keinen Grund, immer den neuesten Film im Kino zu sehen. Es wäre jetzt allerdings der falsche Weg, anhand der Überzahl Film-Artikel sich ein Bild über dieses Buch zu machen. Alt-Herausgeber, Alt-Fan, Autor und Wissensquelle Wolfgang Jeschke ist gleich mehrmals vertreten. Zum einen als Herausgeber, dann als Gesprächspartner und natürlich als Autor. Andere Artikel dieser Männerwirtschaft gefielen mir gar nicht. Da wurde von Hartmut Kasper der Artikel "Ganz Gallien ist von Außerirdischen besetzt... Ganz Gallien?" geschrieben und sehr viele französische Zitate gebracht. Leider war der Autor so ablehnend und hat sich die Übersetzung gespart. Damit wurde der Beitrag für Nicht-Franzosen unlesbar, da der Zusammenhang nicht erkennbar war, geschweige denn der Inhalt irgendwie greifbar. Diese Ablehnung des Nicht-übersetzen-Wollens setzt sich leider im ganzen Buch fort. Damit scheint klar zu sein, warum das Buch leider nicht häufiger gekauft wird. Man wirft mit Fremdwörtern um sich, geht davon aus, dass der normale Leser mehrere Sprachen fließend beherrscht und auch sonst Abschlüsse mindestens einer Universität vorweist.
Trotzdem! Das Heyne Jahrbuch 2006 ist für jeden, der sich zu dieser literarischen Weltanschauung bekennt, ein wichtiges Nachschlagewerk. Natürlich wird nicht alles gleich wichtig von den Lesern gesehen, ist aber als zusätzliche Neuigkeit sicherlich unerlässlich.