Serie / Zyklus: Heyne Jahresbücher Eine Besprechung / Rezension von Alexander Pechmann |
Das SF-Jahr erscheint nun bereits seit 20 Jahren im Heyne Verlag und ist für viele Fans und Leser längst zum unverzichtbaren Begleiter geworden. Während das einst so üppige Programm von Heyne-SF heutzutage zum Großteil aus Serientiteln und Reprints besteht, ist dieser gewichtige Band Jahr für Jahr ein beachtliches Geschenk an jene, die sich für SF in allen Medien und Erscheinungsformen begeistern oder interessieren. Das es überhaupt in dieser Form erscheinen kann, ist sicherlich dem Engagement der Herausgeber Jeschke und Mamczak zu verdanken.
Auf rund 1500 (!!!) teils illustrierten Seiten findet man dutzende kenntnisreiche Artikel. Die Zukunft des SF-Films (ja, es wird auch in Zukunft sehr viele, sehr dämliche SF-Filme geben ) bildet mit ca. 500 Seiten einen inhaltlichen Schwerpunkt. Des Weiteren gibt es populärwissenschaftliche Essays, Autorenportraits (William Gibson, M. John Harrison, Mark Brandis), Interviews (Jeschke, Morgan), Berichte zum Thema Comic und selbst zum Thema Kunst und SF. Im bibliographischen Teil werden sämtliche Hörspiele, SF-Computerspiele und die wichtigsten Filme (Kino und DVD) kommentiert. Wie schon vor zwanzig Jahren stellte Hermann Urbanek die aktuellen Daten zur SF-Szene in Deutschland, USA und GB zusammen. Hinzu kommen noch etliche Rezensionen, die auch jüngst erschienene Titel (wie „Olympos“ von Dan Simmons) und Kleinstverlage berücksichtigen.
Der Band ist nicht nur dicker, sondern auch viel aktueller und vielseitiger als frühere Ausgaben. Insgesamt beweist er, daß die SF in allen Bereichen lebendiger ist als man beim Blick in die eintönige Auswahl der Buchhandlungen ahnen würde. Neu ist hingegen, wie sehr sich der Mainstream inzwischen im Fundus der SF-spezifischen Themen und Motive bedient. Die Autoren des Jahresbandes reagieren teils skeptisch auf diesen Trend und versäumen es auch nicht, vom Feuilleton gepriesene Literaten wie Houellebecq und Lehr, die in ihren vermeintlich originellen Romanen verkünstelte Kopien uralter SF-Konzepte vorlegen, kräftig in die Pfanne zu hauen. Andererseits wird immer noch insgeheim am hohen Trashfaktor der SF - vor allem der Hollywood-SF - und am Genreghetto gelitten. Die meisten Texte belegen allerdings nur die unbändige Lust am Genre sowie die breit gefächerten Kenntnisse und Interessen der Autoren.
Fazit: Pflichtlektüre für Profis und Fans - ein rundum gelungener, lesenswerter Jahresband.