Zyklus/Serie: ~ Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Das Science Fiction Jahr aus dem Münchner Heyne Verlag ist ein unentbehrliches Jahrbuch für Leser, Publizisten und Wissenschaftler. Die wichtigsten Vertreter des Science Fiction-Genres berichten über aktuelle Trends, SF-Historie und äußern ihre Meinungen zu wichtigen Themen. Autoren sind z. B. Hartmut Kasper, Karlheinz Steinmüller, Erik Simon, Michael K. Iwoleit, Thomas M. Disch.
Das einzigartige Kompendium zum erfolgreichsten Genre der Welt in seinen multimedialen Erscheinungsformen. Ein Gespräch mit Frank Schätzing: Der Autor von "Der Schwarm" über das Leben nach dem Bestseller. Wie die Science Fiction die Welt verändert: Cyberspace, Atombombe, SDI... und andere Kollateralschäden. Ein Flüstern aus der Tiefe: Wassich wirklich in den Schwarzen Löchern verbirgt. Johannes Kepler und die Folgen: Wie die Deutschen die Science Fiction erfanden.
Außerdem: Über Philip K. Dick, Neal Stephenson und Alan Moore. Ein Interview mit SF-Shootingstar Alastair Reynolds. Aus Großvaters Zukunftswerkstatt. Das fröhliche Leben im Transhumanismus. Und wie sich das Genre auf den britischen Inseln runderneuert.
Dazu: Science Fiction im Kino und auf DVD. Neue Hörspiele. Buchbesprechungen. SF-Computerspiele. Marktberichte. Phantastik im Wilhelm Heyne Verlag und vieles, vieles mehr. (Buchrückseite)
Der Schwerpunkt dieses Jahrbuchs liegt auf dem Thema "Wie die Science Fiction die Welt veränderte". Also geht es um die Entwicklung von Glaubensgemeinschaften, gefährliche Folgen einiger Science Fiction Wahrheiten, Raumfahrt und Science Fiction, der Weg der SF in die Alltassprache oder die Reise zum Mars als Science Fiction-Projekt. Vielfältig sind die Informationen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Projekte. Faszinierend und amüsant ist es zu verfolgen, wie Irrtümer aufgedeckt werden, die SF könne die Welt bewegen.
Spannend ist Uwe Neuholds Aufsatz über die Verschmelzung von Science Fiction, Wissenschaft und Alltag. Leider zählt Neuhold mehr die Parallelen auf, anstatt auf Möglichkeiten und Grenzen der (tatsächlichen) gegenseitigen Beeinflussung einzugehen und zu hinterfragen. Erkennbar gibt es politische Ausrichtungen einiger Autoren, z. B. bei Marcus Hammerschmitt, der der Science Fiction eine demokratische Aufgabe zuträgt. (Man könnte vielleicht sogar soweit gehen, dass das Titelbild eine politische Bewertung darstellt und Science Fiction keineswegs neutral sein kann)
Neben all den interessanten und guten Artikeln findet sich auch manch Merkwürdiges in einem Text. Lobenswert ist, dass die Genregrenzen nicht zu eng gesetzt werden, aber es finden sich zu einige Fantasy- oder Horrorfilme in der Rubrik Science Fiction im Kino und DVD, und nur weil Harry Potter und der Gefangene von Askaban eine Zeitreise enthält, muss das noch lange keine SF sein. Aus einem ähnlichen Grund muss auch die DVD Der Dieb von Bagdad besprochen worden sein, vermutlich sind fliegende Teppiche in Märchen kein Ausdruck von Magie, sondern die technische Vorwegnahme von Schwebegleitern.
Hinsichtlich der Zusammenstellung, Umfangs und Ausrichtung ist Das Science Fction Jahr 2005 ein unentbehrliches Nachschlagewerk. Selbst wenn die vertretenen Meinungen nicht gänzlich geteilt werden, wahrnehmen sollte man diese. Zweifellos hat Sascha Mamczak eine sehr gute Leistung als Herausgeber vollbracht. Bleibt zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr eine nächste Ausgabe geben wird.