Serie/Zyklus: Der Clan der Otori 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist die Geschichte des Jungen Tomasu, der bald darauf seinen Namen und sein bisheriges Leben ablegt und Takeo heissen wird, nur um später auch diesen Namen abzulegen und den Clan der Otori zu verlassen. Doch das ist erst einmal eine andere Erzählung.
Das Buch beginnt ganz unvermittelt damit, dass der junge Mann in der Nacht wieder einmal in der Dunkelheit verschwindet um Pilze zu sammeln, zu jagen oder ganz einfach nur die Gegend erkunden möchte. Als er von seinem Streifzug zurückkommt, bemerkt er erst Rauch, dann sieht er Feuer und findet schliesslich alle seine Familienmitglieder und den Rest des Dorfes von dem Clan der Tohan ermordet. Er kann mehr durch Zufall denn durch eigenes Können entkommen, wobei er sich durch die Demütigung, den Fürsten persönlich vom Pferd zu werfen, sich einen ganz besonderen Feind schafft.
Auf seiner Flucht trifft er auf den Lord des Otori Clans, der ihn schliesslich nicht nur in seine Obhut nimmt, sondern ihn sogar adoptiert. Dabei kommt erst später heraus, das der Clanchef ihn eigentlich gesucht hat, weil der Vater von Takeo ein Attentäter war und er dessen Fähigkeiten ererbte. Takeo erhält einen neuen Lehrer, der ihm beibringt, seine natürlichen Fähigkeiten zu verfeinern und sogar auszuweiten, wie etwa diese, an zwei Orten gleichzeitig sein zu können. Mit dem Mord an seiner Familie haben wir hier den Grundstein zu einer Abenteuergeschichte, die auf Rache fusst. In einem Land, dass der japanischen Kultur so ähnlich, aber doch nicht ist, herrscht Iida Sadamu, der Herr des Tohan Clans. Takeo schwört ihm Rache, kommt aber vorerst nicht dazu, den er ist immer in Begleitung des Clanlords der Otori. In der ersten Zeit ist er stumm, da ihn die Grausamkeit, die er vorher nicht kannte, fast um den Verstand bringt. Andererseits schärft diese seine anderen Sinne. Dann folgt erst einmal eine sanfte Liebesgeschichte zwischen ihm und Lady Kaede sowie zwischen Lord Shigeru und Lady Maruyama. Beide sind jedoch gänzlich unterschiedlich angelegt und geben viel Platz für vielschichtige Handlungen. Denn es gibt nicht nur den Krieg zwischen Tohan und Otori, den latenten Frieden, der durch eine Hochzeit gefestigt werden soll, sondern auch noch den Stamm, der eine Art Geheimgesellschaft zu sein scheint, und die Verborgenen, die immer wieder woanders auftreten und zwar verschiedene Namen tragen und doch eins sind. Hinzu kommen Intrigen und Ränke, in denen die beiden recht naiven Takeo und Kaede eine grosse Rolle spielen, ohne es genau zu bemerken.
Die Autorin Lian Hearn beschreibt sehr eindrucksvoll. Die Einzelheiten und Angewohnheiten der japanischen Kultur in einem frei erfundenen Fantasy-Land, dessen Schauplätze bequem auf einer Karte gefolgt werden können. Lian Hearn bereitet den Leser langsam auf einen Spannungsbogen vor, der wirklich langsam beginnt und sich bis zum Ende des Buches fortgesetzt steigert. Ihre Beschreibungen sind so intensiv, dass man während des Lesens das Gefühl hat, mittendrin im Geschehen zu sein und nicht nur aussen vor oder nahe dran. Ich war geneigt, den Reiher regungslos im Weiher stehen zu sehen, so als stünde er direkt vor meinem Freisitz, den Regen fallen zu hören, obwohl draussen knapp 30 Grad Celsius im Schatten waren. Es gibt bereits die komplette Trilogie als gebundene Bücher seit 2003. Heute kommt sie als kostengünstige Taschenbuchausgabe erneut auf den Markt. Das freut mich besonders, habe ich die Bücher damals verpasst. Mich fesselt auch die Geschichte um den jungen Takeo, ist er doch noch nicht einmal 19 Jahre alt, mit dem ganzen Hintergrund der japanischen Kultur. Die Autorin, (ich nehme an der Name ist ein Pseudonym, weiss es aber nicht genau), macht keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für den asiatischen Inselstaat und dessen Samurai-Vergangenheit.
Mit DAS SCHWERT IN DER STILLE beginnt eine faszinierende Geschichte in der es um die verschiedenen Clans geht um deren Mitglieder und alle ihre Gefühle, Leidenschaften und natürlich ihre Ehre. Es vereinigt die Liebe und den Hass, Mord und Leben, Tod und Geburt, Rache, Verrat und und und. Ich kann diesen Fantasy- Roman wärmstens empfehlen. Das mittelalterliche Japan wurde in ein anderes Land versetzt und bietet nicht nur viel Land, für Beschreibungen, sondern bietet zudem noch Ansätze von Verschwörungstheorien, Geheimnissen, die aufgedeckt werden, nur um neuen zu weichen. Der Originaltitel verweist entgegen der Übersetzung auf die geheimnisvollen Böden, die sich lautmalerisch bemerkbar machen, wenn sie überschritten werden. Diese Einzelheit, wie solche über Schwertkunst oder Tuschezeichnungen sagen sehr viel über die Liebe zu Japan aus. Zudem wird Takeo einige Zeit als Künstler und Maler ausgegeben. Mit ihren Beschreibungen angefangen von den Tuschezeichnungen, bis hin zu Teezeremonien und Beschreibungen der Tassen wird dem Leser sehr schnell eine Kultur, fremdartig und fesselnd, nahegebracht. Und das bis zum Ende des Buches. Selbiges hat kein gutes Ende für den Leser übrig.
Lian Hearn schrieb ein mitreissendes Buch, an dem vielleicht die blutigen Szenen nicht gerade als Jugendbuch geeignet erscheinen lassen. Junge Leser finden sich jedoch sehr schnell darin wieder, wird doch die Geschichte von Takeo in der Ich-Form erzählt, die anderen Teile des Romans jedoch in der üblichen dritten Person.
Noch besonders zu erwähnen, das Buch gibt es auch als sieben Audio CD’s