Serie / Zyklus: His Dark Materials - Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Will Parry muss für sein junges Alter eine große Reife zeigen, denn sein Vater ist seit Jahren verschollen und seine Mutter ist seitdem sehr eigenartig und fürchtet, dass Männer ihnen auflauern könnten. Doch Will weiß, dass sich seine Mutter dies nicht einbildet, und nur mit großem Glück kann er zwei Fremde davon aufhalten, dass sie Briefe von seinen Vater an seine Mutter stehlen. Doch was wollen die Männer von seinem Vater, und was steht in den Briefen? Will läuft davon und stürzt (Zufall oder Vorhersehung) durch ein Dimensionsfenster in eine Parallelwelt, in der er auf Lyra Listenreich trifft, die, wie bereits im ersten Band der Trilogie berichtet, ebenfalls durch ein Dimensionsfenster in diese Welt gelangte. Bald erfahren die beiden Jugendlichen, warum es in der Stadt keine Kinder gibt: Geister und Phantome stehlen die Seelen der Erwachsenen und lassen nur mehr einen geistlose Hülle zurück. Bald zeigt sich, dass alle Welten bedroht sind und dass Will in den Besitz des magischen Messers (im Original heißt es subtle - scharfsinnig, spitzfindig, raffiniert) gelangen muss, um seine und Lyras Welt zu retten.
Es war ein geschickter Zug von Autor Philip Pullman, mit Will Parry einen zweiten großen Protagonisten einzuführen, der neben Lyra Listenreich (wieder schwach übersetzt, denn im Original heißt sie Lyra Silvertongue = Silberzunge) eine zentrale Rolle in der Handlung spielt. Aber es kommen auch wieder viele der anderen Figuren aus dem ersten Band vor, wie z. B. die Hexe Serafina Pekkala oder der Aeronaut Lee Scoresby. Insgesamt ist der zweite Band spannender und flotter geschrieben als der erste Band, doch geht die tolle Stimmung aus dem ersten Band verloren, da ein Teil des Romans in unserer Welt spielt. Negativ auffallend ist, dass der Autor - wie schon im ersten Band der Trilogie - sehr inkonsequent in der Beschreibung der Kinder ist. Mal lassen die Beschreibungen ein Alter von 8, 9 Jahren vermuten, ein anderes Mal denkt man, man habe es mit Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein zu tun. Tatsächlich will sich Philip Pullman nicht festlegen; das Alter der Kinder wird nie erwähnt, und auch Informationen, die dies klären könnten, sind sehr spärlich.
Die Geschichte an sich geht nun in eine völlig neue Richtung, und der Leser erfährt viele Antworten auf Fragen, die aus Band 1 offen geblieben sind. Wieder bietet der Autor schöne Schauplätze, schaurige Erlebnisse und ein phantasievolles Weltbild. Insofern bleibt er sich treu und erfüllt die Erwartungen der Leserschaft. Offen bleibt immer noch die Frage, ob dies ein Kinderbuch oder ein Buch für eine erwachsene Leserschaft ist, doch hier legt sich der Philip Pullman ebenso wenig fest wie beim Alter der Kinder. 7 von 10 Punkten.
Rupert Schwarz rezensiert die His-Dark-Materials-Trilogie:
Band 1: Der goldene Kompass; Band 3: Das Bernstein-Teleskop