Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die siebzehnjährige Aileen lebt in Berlin, hat die Schule abgeschlossen und macht eine Lehre als Tischlerin. Ihr Kollege Thomas ist ihr heimlicher Schwarm und sie hofft, irgendwann einmal seine Freundin zu werden. Ihr Leben verläuft ruhig, ohne große Abwechslung und Abenteuer. Das ändert sich schlagartig, als sie auf dem Heimweg von einem Konzertbesuch von vier grobschlächtigen Männer überfallen wird, die garantiert keine lauteren Absichten hegen. Die Lage spitzt sich zu, doch sie kann sich aus der vermeintlich ausweglosen Situation durch einen Schrei befreien. Ist das, was Aileen vom Leben erwartete, wirklich das, was sie erwartet? Oder doch etwas anderes? Doch das ist noch nicht alles, denn Aileen wird in ihrem Wohnheim von Harpyien angegriffen. Und Kollege Thomas ist mittendrin. Ihr helfender Held ist Macius, ein geheimnisvoller Mann, den Aileen bereits in einer U-Bahn sah. Sagenwesen wie die Harpyien, die es eigentlich nicht in die Wirklichkeit schaffen sollten, sind nun hinter Aileen her.
Macius erweist sich ebenfalls als Sagenwesen - als Wassermann. Von ihm erfährt sie das Unglaublichste, das sie bislang gehört hat: Sie soll die letzte lebende Banshee sein, eine Todesfee. Aileen kann es gar nicht fassen, dass sie mit ihrem Lied den Tod eines Menschen voraussagen kann und diesen betrauert. Macius will ihr zeigen, wie sie mit ihren Kräften arbeiten kann und sie entsprechend ausbilden. Aileen lernt die Sirene (auch Nixe genannt) Pheme kennen und den japanischen Naturdämon Aiko. Gemeinsam reisen sie nach Warschau, wo die Ausbildung stattfinden soll. Die Reise sollt erst der Anfang sein, eine Reise, die sie bald durch Europa führt. Hintergrund ist ein wild entbrannter Götterkampf antiker Sagengestalten - und sie mittendrin, weil sie all die anderen Kinder der Götter warnen will.
Aileen ist die Ich-Erzählerin des Buches. Die zum Teil recht albern-jugendhafte Sprechweise und Aileens große Klappe sorgten dafür, dass mir das Mädchen zu Beginn nicht sehr sympathisch erschien. Ihr heimlicher Schwarm und Kollege Thomas wirkt dagegen sehr eintönig, seine Art, sich um Aileen zu kümmern, übertrieben bis aufdringlich. Glücklicherweise ändert sich die Verhaltensweise der beiden im Laufe der fesselnden Erzählung. Sehr gut gelungen sind die Sagengestalten, Wassermänner, Sirenen, Harpyien und so weiter. Sie heben sich wohltuend von der Vampir-Hysterie ab, die in der Literatur immer noch tobt. Die Sagenwesen sind alle Kinder der vier alten Götter, die sich im Krieg gegeneinander befinden.
Janika Nowak überzeugt mit ihrer romantischen Erzählung. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen. Das Lied der Banshee ist ein unterhaltsamer Roman, der für die jugendliche Zielgruppe sehr gut zu lesen ist und eine Fortsetzung erfahren soll, glaubt man dem Umschlagstext.