Reihe: Die Schattengilde, Band 1 Eine Rezension von Alexander Haas |
Der junge Jäger Alec wird nahe seiner Heimat ungerechtfertigterweise in den Kerker geworfen. Dort drohen ihm nun Folter und Tod - wenn da nicht der Barde Rolan wäre. Zusammen mit ihm gelingt Alec die Flucht. In der Freiheit entpuppt sich Rolan als jemand anders: Sein wahrer Name ist Seregil. Er ist ein - Wanderer, jemand, der beobachtet. Er heuert Alec als Führer an. Bald haben beide Vertrauen zueinander gefunden, und Seregil nimmt Alec als Lehrling bei sich auf. Er will ihm das eine oder andere über die Welt beibringen.
In dem Dorf Wolde schlüpft Seregil in eine seiner unzähligen Identitäten, den Barden Windover, und Alec wird kurzerhand zum “Jungbarden”. Hier treffen sie auf Plenimaraner, ein kriegerisches Volk, und auf einen Lord mit seinem Schwarzmagier Mardus.
Die beiden kommen also nicht zur Ruhe. Das ändert sich auch nicht, nachdem sie in Seregils Heimat Rhiminee eingetroffen sind. Hier treffen sie auf den Meistermagier Nysander und seinen aufstrebenden Gehilfen Thero. Der böse Magier tritt aber einmal in den Hintergrund, denn in Rhiminee sind gefährliche Intrigen im Gange, die auch Seregil den Kopf kosten können und scheinbar nichts mit den Plenimaranern und dem Magier aus dem Norden zu tun haben. Oder?
Wie kaum eine andere Autorin schafft es Lynn Flewelling, mit Alec und Seregeil zwei dermaßen sympathische Charaktere zu schaffen, die ihre Leser vom ersten Moment in ihren Bann ziehen.
Flewelling lässt sich nicht von der Versuchung leiten, hier den einfachen Weg des Lehrmeisters und Schülers zu gehen. Zu sehr ist Seregil auf den jungen Alec angewiesen und kann auch von ihm lernen. Seregil ist ein Alleskünstler; er scheint überall bekannt zu sein und geht damit auf eine so leichtfüßige Weise um, dass es den Leser so fesselt, dass man kaum bemerkt, wie die Zeit vergeht.
Der Roman ist auf der einen Seite ein "klassischer” Sword and Sorcery Roman, da er sich mit Magie, alten Legenden und fernen und vergessenen Wesen beschäftigt. Er geht damit aber auf eine so erfrischende und mitreißende Weise um, dass zu keinem Zeitpunkt das Gefühl der Langeweile aufkommt oder man den Eindruck gewinnt, dass Lynn Flewelling sich hier ihren Roman zusammengeklaut hat. Vielmehr hat sie ihre eigenen Vorstellungen von Magie und Legenden; und dass diese nicht so kompliziert sind wie bei vielen anderen Autoren, ist eine schöne Abwechslung. Ansonsten hat man hier einen Mantel-und-Degen-Roman in einer Fantasyverpackung vor sich, der voller Tempo und schöner Träume steckt.
Beim Lesen fällt auf, wie die Charaktere, ihre Vergangenheit und viele Details dieser Welt sehr sorgsam und umfangreich aufgebaut werden. Nebenei wird die Handlung bald so komplex und vielfältig, wie es eigentlich nur bei sehr großen und umfangreichen Werken der Fall ist. In der Tat scheint sich der Roman in Rhiminee in viele kleine Episoden zu verirren, dass man sich zwangsläufig fragen muß, wie die Autorin den Rahmen bis zum Romanende zu Ende bringen will. Die Erlösung erfolgt dann erst auf der letzten Seite: Fortsetzung folgt.
Fazit:
Lynn Flewellings Romane sind an sich als Mädchen-Fantasy “verschrien” (und ohne zu dieser unsäglichen Romance-Schiene zu zählen). Die Schattengilde, ist zumindest im ersten Teil, auch definitiv für Jungs! Großartig!