| Serie / Zyklus: Kultur-Zyklus Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Buch enthält die beiden Kultur-Romane Das Spiel Azad und Einsatz der Waffen. Die lange Zeit vergriffenen Romane wurden nun vom Heyne Verlag neu aufgelegt.
Das Spiel Azad
Jernau Morat Gurgeh ist ein leidenschaftlicher Spieler. Sein ganzes Leben dreht sich nur um die Auseinandersetzung mit Gegnern, und so hat er es zur Meisterschaft gebracht: Man sagt, in der ganzen Kultur-Föderation finde sich kein besserer Spieler. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kultur-Spionage Gurgeh zu einem ganz besonderen Spiel einlädt: In der Magellanschen Wolke liegt das Imperium der Azad. In dieser Kultur dreht sich alles um ein gewaltiges Spiel und Gurgeh soll die Kultur dort vertreten.
Das Spiel Azad ist für das Imperium von ganz besonderer Bedeutung, denn alle 6 Jahre wird über das Abschneiden in dem Wettbewerb entschieden, wer Imperator wird. Spieler, die ausscheiden, bekommen, im Verhältnis dazu, wie weit sie kommen, einen Posten im Staat zugeteilt. Will man Karriere machen, muss man also gut im Spiel sein. So ist es nicht verwunderlich, dass Gurgeh als Spieler außer Konkurrenz nach seinen ersten Erfolgen im Spiel recht bald bedrängt wird. Der Einsatz wird immer höher, doch Gurgeh ist ein Spieler. Allerdings weiß Gurgeh immer noch nicht, was die Kultur genau mit seinem Einsatz bezweckt.
Nach einem etwas gedehnten Anfang beginnt das Buch im zweiten Abschnitt interessant zu werden. Die Beschreibungen des Spiels, der Azad und der Kultur als Gegenpol sind interessant und fesselnd. Dabei ist das Imperium der Azad eine Analogie zu unserer Kultur. Iain Banks spart nicht an Kritik und stellt dieser Gesellschaft seine Kultur Föderation entgegen, die dem erstrebten Utopia recht nahe kommt. Doch letztendlich ist auch die Kultur nicht unschuldig. In den anderen Kultur-Romanen findet man bestätigt, was in diesem Buch bereits angedeutet wird: Für ihre Ziel ist die Kultur auch bereit, über Leichen zu gehen, und das macht sie kaum besser als das Imperium der Azad.
Gegen Ende des Buchs zeigen sich wieder Längen. Zu sehr geht Banks auf die Besonderheiten des Spiels ein und verpasst die Chance, noch mehr auf den Konflikt Kultur - Azad einzugehen und sich insbesondere noch intensiver mit dem Imperium zu beschäftigen. Immer dann, wenn Banks sich die Zeit nahm, tiefer in das Imperium oder die Kultur hineinzublicken, war der Roman besonders gut.
Auch wenn es oft anders gesagt wird: Das Spiel Azad ist eine reine Space Opera, nicht mehr und nicht weniger. Weder erneuert Banks das Genre, wie oft hervorgehoben wird, noch ist Das Spiel Azad ein tiefschürfender SF-Roman. Nein, Banks präsentiert eine gelungene Space Opera, die den Leser mitreißt und gut unterhält. 7 von 10 Punkten.
Einsatz der Waffen
Der Kultur-Spion Cheradenine Zakalwe ist zusammen mit der Drohne Skaffen-Amtiskaw auf einer Sondermission, die den Agenten bis zum Äußersten fordert. Während der Mission begegnet er Diziet Sma, die einst seine Mentorin und Lehrerin gewesen war und ihm erst den Job bei der Kultur-Spionage besorgt hatte. Zakalwe gehört selbst nicht zur Kultur, jenem Sternenreich, in dem Menschen und Roboter-Drohnen zusammen an ihrer Zukunft arbeiten. Seine Aufgabe ist es, Konflikte auf anderen Welten so zu beeinflussen, dass sie im Sinne der Kultur entschieden werden. Diese Begegnung und die Einsätze wecken in ihm Zweifel über die Richtigkeit seines Tuns und Cheradenine Zakalwe muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht.
Der Kultur-Roman weist eine sehr interessante Struktur auf. Während der eine Erzählstrang chronologisch voranschreitet, läuft ein anderer, mit römischen Ziffer nummeriert, chronologisch rückwärts - beginnend bei der höchsten Nummer. Im ersten Erzählstrang werden die Erlebnisse von Diziet Sma beschrieben, wie sie zufällig auf Zakalwe stößt und ihn für die Kultur anwirbt und mit ihm Handlungen für die Kultur-Spionage unternimmt, die so weit getrieben werden, dass sogar ein Krieg ausbrechen kann. Der zweite Strang beschäftigt sich mit Zakalwe und zeigt flashbackartig seinen Werdegang in der Kultur-Spionage, beginnend mit den jüngsten Ereignissen und dann weiter in die Vergangenheit blickend. Beide Handlungsstränge streben einem gemeinsamen Höhepunkt entgegen.
Abgesehen von der ungewöhnlichen Struktur und der sehr ungewöhnlichen Gestaltung konnte der Roman mich nicht so recht begeistern. Banks wird oft nachgesagt, er schreibe poetisch und vielschichtig. Ich würde eher sagen, er schreibt komplex. Es ist natürlich Geschmackssache ob man solche Plots mag. Ich selbst ziehe mehr geradlinige Handlungen vor. Wie schon in Bedenke Phlebas als auch Das Spiel Azad (siehe oben) geizt Iain Banks mit umfassenden Informationen zur Kultur. Er wirft dem Leser immer nur Happen hin und überlässt es ihm, sich ein Bild von der Kultur zu machen. Dies ist wiederum etwas, was mir nicht so gefällt, und wiederum muss ich einschränken, dass dies Geschmackssache ist. Dies ist also kein Roman, der meinen Vorstellungen entspricht, aber ich gebe zu, dass die Handlung durchaus ihre faszinierenden Seiten hat, ich mich aber auch streckenweise durch die Seiten quälen musste. 6 von 10 Punkten.
Abschließende Wertung
Im Gegensatz zu Bedenke Phlebas wird die Kultur-Föderation klarer verständlich. Das liegt wohl mit auch daran, dass Banks Das Spiel Azad vor dem zuerst veröffentlichten Roman geschrieben hatte und erst durch den Erfolg von Bedenke Phlebas die Möglichkeit geboten bekam, auch die anderen Romane herauszubringen. Betrachtet man jetzt die Romane zusammen, so ergibt sich ein deutlicheres Bild von Banks' Kultur-Universum, und so will ich nicht ausschließen, dass ich mich erneut mit der Kultur beschäftigen werde.
Waffen im Einsatz - Rezension von Andreas Muegge
Das Spiel Azad - Rezension von Andreas Muegge