Titel: Das Haus am Park Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand |
Ich durfte "Das Haus am Park" bereits vor der Veröffentlichung lesen und bedanke mich dafür noch einmal ganz herzlich beim Herausgeber Niels Rudolph.
Der von einer Schreibblockade geplagte Autor Illmann schießt eines schönen Tages den Deal seines Lebens. Beim Joggen entdeckt er ein Holzhaus, das zum Verkauf steht und es ihm sogleich angetan hat. Trotz eher magerer Haushaltskasse, ruft er den Eigentümer an, der es sich auf seinem Altersruhesitz gut gehen lässt.
Wie durch ein Wunder kann er das Haus zu einem Spottpreis erstehen und macht sic sogleich an den Umzug.
Das Haus hat allerlei Antiquitäten zu bieten und darüber hinaus scheint es Illmann zu neuen Werken anzuregen. Die Schreibblockade ist verschwunden und es fließt nur so aus ihm heraus. Mit Hilfe einer antiken Schreibmaschine entstehen so immer mehr neue Kapitel, die anscheinend etwas Besonderes an sich haben. Sie zeigen nämlich einen Blick in die Zukunft und die ist nicht besonders angenehm.
Zunächst muß ich darauf hinweisen, dass "Das Haus am Park" mit nur 116 Seiten her eine kurze Novelle als ein Roman ist. Dafür sind aber als Bonusmaterial die Kurzgeschichten "Kopfkino" von Niels Rudolph und "Lazarus" von C.H. Illmann enthalten. Somit finde ich den Preis von nur EUR 5,96 für das Taschenbuch absolut angemessen.
Nun komme ich also zur Geschichte selbst, die sich locker und schnörkellos in der ersten Person, also aus der Sicht von Illmann präsentiert.
Wir lernen einen lustlosen, leicht flapsigen Charakter kennen, der den Leser anfangs amüsiert, um später zu einem Menschen zu mutieren, der kurz vor dem Irrsinn steht.
Diese Wandlung vollzieht sich angenehm schleichend, so dass der Leser nach und nach in diesen Wahn mit hinein gezogen wird.
Diese Entwicklung empfinde ich persönlich als sehr gut gelungen. Eventuelle hätte unser Protagonist ein paar Anstrengungen unternehmen können, um sich aus dieser Situation zu befreien. Da wir es hier aber nur mit einer Novelle zu tun haben, bleibt dieser Teil wohl auch aufgrund der Kürze weiterhin ein Rätsel. Außerdem sind es eigentlich genau diese Dinge, die man in nahezu jedem Horror-Roman bemängeln möchte. Wo zum Geier bleibt hier die Logik? Gute Frage! Würden alle phantastischen Romane sich an die uns bekannte Definition von Logik halten, wären sie nur halb so unterhaltsam, oder? Definitiv wäre hier aber genug Stoff für einen ausgewachsenen Roman vorhanden gewesen. Da hätte ich sehr gerne mehr gelesen. Vielleicht hat der Autor inzwischen Lust, einen richtig fetten Schmöker zu schreiben. Es wäre mit Sicherheit genau meine Kragenweite.
Damit kommen wir auch schon zum Gore-Faktor. Sicher splattert es hier nicht so ausschweifend wie bei einem Edward Lee. Trotzdem hat Illmann in "Das Haus am Park" einige fiese Dinge eingebaut, die dann auch die Blutfans bedienen. Letztlich haben wir es hier aber nicht mit reinstem Blut-Trash sondern eher mit einer klassischen Haunted House Story zu tun, die mir originell und gelungen scheint.
Mit der Beschreibung der Umgebung sowie den Namen der Charaktere und auch mit dem Haus selbst bewegt Illmann sich auf relativ sicherem Gelände. So kann der Leser sich quasi aussuchen, wo das Ganze spielen soll. Amerika? Skandinavien? Deutschland? Who knows? Hier ist Spielraum für die eigene Fantasie gegeben. Ich bin ja mehr der Amerika-Fan, wenn es um Romane geht. Deswegen befindet sich "mein" Haus einfach mal am Central Park. Nirgens gibt es einen Hinweis auf den tatsächlichen Schauplatz und das war auch genau so gewollt.
Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass es genial ist. Nichts für ungut. Insgesamt empfand ich "Das Haus am Park" aber als gelungenes Erstlingwerk von C.H. Illmann, von dem ich mir auch in Zukunft weitere Bücher kaufen würde. Dieses hier hat mir jedenfalls großen Spaß gemacht.
Fazit:
"Das Haus am Park" ist durchaus sehr unterhaltsam, gut geschrieben und spannend, bietet jede Menge Freiraum für das eigene Kopfkino und hätte sogar Potential für einen wesentlich fetteren Schmöker gehabt. Angesichts des wirklich günstigen Preises lohnt sich der Kauf auf jeden Fall. Wer es spooky und ein bisschen irre mag, sollte hier zuschlagen. Ich gebe dafür gerne eine Kaufempfehlung.