Serie/Zyklus: Ender-Saga (Band 1) Eine Besprechung / Rezension von Ulrich Blode Das
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Das große Spiel ist ein Zukunfts-Roman über den Jungen Andrew "Ender" Wiggin. Der gehört zu ausgewählten Kindern, die als Soldaten für einen Krieg gegen die "Krabbler" ausgebildet werden. Bereits zweimal haben die "Krabbler" die Menschheit überfallen und standen kurz davor sie auszulöschen. Ender und die anderen sind keine gewöhnlichen Kinder. Sie sind außergewöhnlich intelligent. Auf einer Weltraumsstation in der Erdumlaufbahn werden die zukünftigen Verteidiger ausgebildet.
Die vorliegende Ausgabe von Ender’s Game bzw. Das große Spiel in der Reihe Heyne Meisterwerke der Science Fiction enthält ein Vorwort des Autors Andreas Brandhorsts und eine Vorbemerkung Orson Scott Cards.
Ender ist sechs Jahre alt und das jüngste Kind in der Familie. Weil seine Geschwister Valentine und Peter hochintelligent ist, sich aber nicht für die Armee eignen, wurde den Eltern gestattet ein drittes Kind zu bekommen. Ender ist als "Dritt" Ziel vieler Feindseligkeiten, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Auf der Kampfschule werden Ender und hunderte anderer Kinder einem anstrengen und grausamen Training ausgesetzt. Der schnelle Aufstieg Enders führt zu Neid. Und es wird ihm schnell klar, dass er auf seine Ausbilder nicht vertrauen kann, wenn er in Schwierigkeiten gerät. Sie wollen einen Führer heranbilden, der die "Krabbler" endgültig besiegen kann.
So kommt es zu einem tödlichen Kampf gegen den Kommandanten Bonzo, der Ender hasst (ein Vorgang übrigens, der nicht in die Gedankenwelt der Erwachsenen in der Realität passt. Streitereien zwischen Kindern, werden häufig erst dann wahrgenommen, wenn es zu spät ist.).
Die endgültigen Prüfungen sind die anstrengendsten überhaupt. Der alte Mazor Rackham, legendärer Bezwinger der "Krabbler", bildet Ender erbarmungslos aus und gibt ihm den letzten Schliff. Und die Gefechte, die Ender im Simulator austrägt, scheinen alles andere als ein Spiel zu sein.
Das große Spiel beruht auf der Kurzgeschichte Enders Spiel (Ender’s Game, 1977) und wurde mit dem Hugo und Nebula Award ausgezeichnet. Die Charaktere sind von Orson Scott Card glaubwürdig beschrieben. Vielleicht mag das nicht jedem einleuchten, dass Kinder, vor allem wenn sie hochintelligent sind, sich weitaus erwachsener verhalten können als ihre Eltern und Lehrer. Doch aus ihrer Perspektive sehen sie vieles anders und klarer.
Der größte Unterschied liegt in der manipulativen Art der Erwachsenen. Grausamkeit gibt es auch unter den jüngeren Menschen, doch die Ausübung von Macht beruht teilweise auf dem Alter. Es ist Enders Art von Klugsein und dass ihn sein Autor ernsthaft schildert, die den Roman glaubwürdig und reizvoll macht. Ebenso packend sind die Verhältnisse in der Kampfschule. Regelrechte Soldaten werden herangezogen, instrumentalisiert für politische und militärische Ziele. Vielleicht ist das auch gleichzeitig eine Schwäche der Geschichte, die nur am Rande nach dem moralischen Preis dieser Gesellschaftsform fragt.
Orson Scott Card hat einen sehr guten Roman geschrieben. Er konzentriert sich auf seine Protagonisten und vermeidet unnötige Science Fiction-Gimmicks. In die Handlung einbezogen werden auch Enders Schwester Valentine und Bruder Peter, die politische Meinungen und Manifeste unter den Tarnnamen Demosthenes und Locke im weltweiten Computernetz veröffentlichen. Auf alle Fälle ist Das große Spiel lesenswert.
Orson Scott Card wurde 1951 in Richland/Washington geboren und wuchs als Kind einer Mormonenfamilie in Kalifornien und Arizona auf. Er studierte an der Brigham Young University und der University of Utah studierte. Er schloss eine Theaterausbildung ab, schrieb Dramen und Musicals und arbeitete von 1973 bis 1975 als Theateragent und Dramaturg für das Utah Valley Repertory Theatre. 1977 wurde die Kurzgeschichte Ender’s Game (Enders Spiel) in dem SF-Magazin Analog (Herausgeber: Ben Bova) veröffentlicht. Dem Roman Ender's Game folgten drei Fortsetzungen.
Anmerkung der Redaktion: Dieses Buch ist die Vorlage für den SF Film "Das große Spiel". Der Roman wurde unter dem Titel "Enders Spiel" neu bei Heyne aufgelegt.
Das große Spiel - Rezensionsübersicht