Reihe: Perry Rhodan - Der Posbi-Krieg, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Als Perry Rhodan von den Posbis auf den Planeten Rundron gerufen wird, ahnt er nicht, dass er dort von Lotho Karaete, dem Boten von ES, erwartet wird. Über ihn verlangt die Superintelligenz die Hilfe des Unsterblichen. Gestrandete Terraner, die in der fernen Galaxis Ambriador ein Sternenreich aufgebaut haben, stehen kurz vor ihrer Vernichtung. Die hyperphysikalisch aktive Galaxis hat nicht nur Terraner dort stranden lassen, sondern auch viele andere Wesenheiten aus der Lokalen Gruppe und anderen Galaxien. Darunter befinden sich auch die Posbis, die einen Krieg gegen das Leben begonnen haben. Die Parallelen zum ersten Zusammentreffen zwischen Terranern und Posbis sind frappierend, doch erst seit rund 40 Jahren hat das biologisch-mechanische Robotervolk seinen Feldzug begonnen. Perry Rhodan, Mondra Diamond und der Mutant Startac Schroeder brechen auf, um das Überleben von 30 Milliarden Menschen zu sichern. Sie ahnen dabei nicht, auf welches Abenteuer sie sich dabei einlassen...
Der Posbi-Krieg entstand nach dem Exposé von Robert Feldhoff, der auch den Handlungsfortgang der Heftserie betreut. Ähnlich wie bei den vorangegangenen Zyklen versucht man auch hier, die Story von der laufenden Handlung zu lösen und eine eigene Bühne zu schaffen. In diesem Fall ist es die Galaxis IC 5152, die viele Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist.
Der erste Roman der Reihe stammt von Michael Marcus Thurner, dessen Einstieg stellenweise etwas mühevoll wirkt. Seine Handlungsebenen umfassen sowohl die Reise und Ankunft Rhodans in Ambriador als auch einen Überblick über die Geschichte der Menschen, die auf dem Planeten Altera notgelandet sind. Dabei spickt Thurner seine Zeilen mit zahlreichen witzigen Nebensächlichkeiten, wie den Gag mit der Aussprache des Interkosmo der Alteraner, bringt aber die Handlung nicht so sehr in Fahrt. Auf rund 360 Seiten erlebt man, außer der Geschichte der Alteraner und den Auswirkungen der Ankunft Perry Rhodans, nicht viel. Dafür bietet der Roman allerdings einen guten Überblick über den Hintergrund, vor dem der Zyklus spielen wird. Seitenweise werden die Gegebenheiten in IC 5152 geschildert. Es wird erwähnt, welche Völker sich dort eingefunden haben, welche mögliche Gegner es außer den Posbis noch gibt. Sehr eindimensional ist die Schilderung der Kultur von Altera geraten. Auf dem Planeten haben sich die Menschen relativ schnell von einer Demokratie verabschiedet, um eine brutale Diktatur zu errichten. Doch in der rund 2000-jährigen Geschichte hat man es nicht hinbekommen, ein freiheitliches System zu schaffen. Es ist, auch begünstigt durch den Krieg, ein System entstanden, in dem eine zivile Regierung vom Militär toleriert wird. Perry Rhodan muss am eigenen Leib erfahren, wer die wirkliche Macht auf Altera hat. Und genau das ist einer der großen Schwachpunkte des Romans. Thurner schildert den Gegenspieler Rhodans als eindimensionalen Sadisten, der ja nichts Böses will, aber Böses tut. Es gelingt ihm keine Sekunde, diesem Charakter eine greifbare Form zu geben. Der Mann bleibt schwammig und schemenhaft. Das Gleiche gilt für den Regierungschef von Altera, der genau in das andere Extrem verfällt. Doch auch hier fällt die Eindimensionalität stark auf, auch wenn der Charakter nicht lange in der Handlung bleibt. Letztendlich ist es das Ansehen des Präsidenten, das den letzten Schritt zur starren Militärdiktatur nach bekanntem, ausgelutschtem Muster verhindert.
Auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass man sich tatsächlich etwas Gedanken über die Kultur einer menschlichen Zivilisation gemacht hat, die rund 2000 Jahre in einer widrigen Umwelt auf sich allein gestellt war. Perry Rhodan ist für die Alteraner zu einer fast gotthaften Lichtgestalt mutiert, gegen die der reale Perry ankämpfen muss. Diese Ausgangssituation erinnert stark an die Schilderungen von Karl Herbert Scheer in den alten PR-Heften der 60er Jahre, in denen oft fast hündisch ergebene Soldaten alles taten, um sich für ihren Großadministrator zu opfern. Leider spielt Thurner diese Idee nicht voll aus, sondern bietet nur einige interessante Ansätze, die in der Rahmenhandlung untergehen.
Positiv fällt auf, dass Thurner sehr detailliert die kosmopolitischen Gegebenheiten in Ambriador ausbreitet. Gewaltige Hyperstürme haben, wie oben erwähnt, zahlreiche Völker, die nicht nur aus der Milchstraße stammen, dorthin verschlagen. So finden sich neben den Posbis auch Methanatmer und galaktische Gruppen dort wieder. Interessant könnte allerdings die Begegnung mit den Laren werden, von denen sich ebenfalls ein Kontingent in der Galaxis IC 5152 befindet. So wird eine reizvolle Ausgangssituation geschaffen, auf die sich der Leser freuen kann.
Es ist eine undankbare Aufgabe, den ersten Band eines groß angelegten Zyklus zu schreiben. Michael Marcus Thurner bemüht sich redlich, erreicht allerdings nicht die Klasse der Auftaktromane, wie man sie beispielsweise bei Andromeda oder Lemuria finden konnte. Das gestrandete Imperium ist zwar ein guter Einführungsroman, der dem Leser einiges an Informationen bietet, handlungstechnisch hebt er sich allerdings kaum aus dem Mittelmaß heraus. Schade, denn die Story hätte schon einiges Potential gehabt.