Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
1963 gelang Robert Wise mit The Haunting ("Bis das Blut gefriert") ein wahrlich gelungener, in jeder Hinsicht überzeugender Genremeilenstein. Der auf Shirley Jacksons Roman The Haunting of Hill House basierende Gruselfilm überzeugte durch herausragende Kameraführung, stimmige Dramaturgie, ein gutes Drehbuch und ein vorzügliches Schauspiel-Ensemble. 36 Jahre später machte sich der gebürtige Hollander Jan de Bont ("Speed", "Twister") daran, all dies ins Gegenteil zu verkehren - mit Erfolg, wie ich anmerken darf. Doch der Reihe nach:
Der ehrgeizige Dr. Marrow lockt drei an Schlafstörungen leidende Menschen - die schüchterne, stets von ihrer Familie ausgenutzte Nell (Taylor), die spröde, launische Schönheit Theodora (Zeta-Jones) und der angeberische Luke (Owen Wilson) unter dem Vorwand in das alte Anwesen, er wolle deren Schlafstörungen analysieren, um hieraus Nutzen für die Schlafforschung zu ziehen. In Wahrheit jedoch interessiert den guten Onkel Doc vielmehr, wie sich Angst auf Menschen in Stresssituationen auswirkt.
Die Kulisse ist hierfür gut gewählt und schon bald ist allen Probanten klar, dass in diesem "Spukhaus" nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Vor allem Nell glaubt sich von Geistern verfolgt, was ihr anfangs natürlich niemand abnimmt, doch es stellt sich heraus, dass das alte Haus, von einem skrupellosen Vorzeigekapitalisten im Stile Charles Dickens erbaut, dunkle, entsetzliche Geheimnisse in sich trägt...
70 Millionen Dollar machte DreamWorks locker für diesen Schaubudenzauber. An Effekten mangelt es nicht, welche zugegebenermaßen restlos überzeugen. Leider kann man dies von dem Film beileibe nicht behaupten: War The Haunting ein schlichter SW-Film, der den Zuschauer im Unklaren darüber ließ, ob es in dem Haus tatsächlich spukt oder nicht, so beseitigt de Bonts Remake alle Zweifel mit einer Gründlichkeit, die nur noch Langeweile hervorruft. Weidlich präsentiert das Filmchen seine Special Effects, um sich so - jedenfalls war dies mein Eindruck - über die Zeit zu retten.
Ein sinnloses Unterfangen, ahnt man doch bei fast jeder Szene, was jetzt in etwa geschehen wird. Die geradezu peinliche Story wird staubtrocken abgespult, denn auch hier gilt: Die Spezialeffekte müssen langen, Gehirne bitte hinten anstellen, Schwachsinn erste Reihe fußfrei.
Man muss diesen unsäglichen Quatsch gesehen haben, um ihn zu glauben! Manche Szenen wirken, als würde das Drehbuch von Rosamunde Pilcher stammen: Altbackene Klischees, von gnadenlos unterforderten Schauspielern gesprochene Dialoge jenseits aller Vernunft, der Versuch, eine unpassende "Sozialkritik" zu üben.
Gute Figur macht einzig Michael Douglas Ehefrau Catherine Zeta-Jones - wenn auch nicht durch ihre Ausdruckskunst, sondern vielmehr durch ihre stets ansehnliche Präsenz. Vermutlich war sie auch der einzige Grund für viele Kinogeher, sich diesen Mist anzusehen. Und es waren derer viele: Alleine in den USA spielte Das Geisterschloss mehr als 100 Millionen Dollar ein. Für Hollywood anscheinend die Bestätigung dafür, dass Blödheit Kasse macht und es den meisten ohnedies egal ist, wie absurd die Handlung ist.
Schade, dass sich Dr. Marrow nicht doch mit Schlafforschung beschäftigte - er hätte seinen Patienten einfach nur diesen Film verschreiben müssen...