Titel: Das Fest der Zwerge - Phantastische Weihnachtsstorys Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Fest der Zwerge ist so erfolgreich, dass innerhalb eines Monats eine zweite Auflage gedruckt werden musste, und während ich die Zeilen schreibe, wird wahrscheinlich die dritte Auflage erscheinen. Sollte es endlich wieder einen Durchbruch für die Kurzgeschichte geben? Es wäre schön. Aber mit den Namen, die in dieser Sammlung vertreten sind, ist der Erfolg kein Wunder. Die meisten Autorinnen und Autoren sind Preisträger diverser Phantastikpreise.
Markus Heitz - Das Fest der Zwerge
Samit Basu - Das Jahr des Affen (The Year of the Ape; 2007)
Monika Felten - Zwölfnächte
Dan Simmons - Gequält vom Alptraum in der schaukelnden Wiege (Vexed to nightmare by a Rocking Cradle; 1985)
Tobias O. Meißner - Der letzte Weinaxtmann
Richard Schwartz - Der Besuch
Karl-Heinz Witzko - Dicke, rote Männer
Thomas M. Disch - Der Weihnachtsmann-Kompromiss (The Santa Clause Compromise; 1975)
Marliese Arold - Die zweite Chance
A. Lee Martinez - Noch sind wir nicht tot (The Hard Holiday; 2007)
Mara Volkers - Der Tag des Teufels
Michael Peinkofer - Der Orkvernichter
Ray Bradbury - Der Wunsch (The Wish; 1976)
Andreas Eschbach - Ein Fest der Liebe
Florian Straub - Kathy
Fünfzehn Kurzgeschichten zur Weihnachtszeit, besinnliche dicke Zwerge, feiernde Orks, glückliche Kobolde ... Oder nicht? Ich könnte jetzt, wie immer, ein paar Zeilen zu jeder Kurzgeschichte schreiben. Aber ehrlich gesagt, diesmal will ich nicht. Jedes Wort zu den Kurzgeschichten wäre eigentlich zu viel. In dieser Kurzgeschichtensammlung, die der Verlagslektor Carsten Polzin herausgibt, gibt es keine schlechte Geschichte, keine Geschichte, die unterhalb meines persönlichen Anspruchs an Kurzgeschichten fällt. Gelungen ist die Mischung zwischen deutschen Autorinnen und Autoren mit international bekannten Schriftstellern. Dabei finde ich die Übersetzungen durchaus gelungen. Doch einmal davon abgesehen sind die vier übersetzten Kurzgeschichten schon so etwas wie Klassiker. Vor allem Ray Bradbury und Thomas M. Dischs Erzählungen sind schon Jahrzehnte alt und werden von mir gern gelesen.
Im Gegensatz dazu bringen die deutschen Autoren frischen Wind in die Erzählungen. Die Ansätze der Geschichten sind sehr unterschiedlich und heben sich generell von den üblichen Weihnachtsmanngeschichten ab. Mir fallen auf Anhieb nur drei Kurzgeschichtensammlungen ein, die sich ebenfalls mit Weihnachtsgeschichten befassten. Da war einmal ein Buch aus dem Jahr 1967 Die Nacht der zehn Milliarden Lichter und eines aus den Mitte-1980er-Jahren, beide erschienen im Wilhelm Heyne Verlag. Das erste Buch enthält neun Kurzgeschichten, das zweite Buch bietet dafür eine Überraschung. Es ist als Wendebuch erschienen. Von vorn gelesen zwölf wunderschöne Weihnachtsgeschichten, von hinten gelesen dreizehn bitterböse Weihnachtsgeschichten. Und der dritte Band erschien vor kurzem im Ueberreuter Verlag. Wolfgang Hohlbein präsentiert fantastische Weihnachten, zwölf Geschichten.
Damit befindet sich die neue Kurzgeschichtensammlung in einer illustren Runde. Mit der Kurzgeschichtensammlung von Carsten Polzin wird jeder Leser sich vom üblich langweiligen Heiligabend bis hin zu den verwandtschaftsgeschwängerten Feiertagen in ein beschauliches Eckchen zurückziehen können und einen wundervollen Tag verbringen. Oder Abend. Ihre Lieben daheim werden sie nicht zu sehen bekommen. Höchstens mal zu hören. Viel Spaß damit.