Reihe: Dolch und Münze, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext:
Hauptmann Marcus Wester war der Held vieler Schlachten. Doch in den Jahren als Söldner hat er vor allen Dingen gelernt, dass das Überleben das einzig Wichtige ist. Da werden er und seine Männer zu einem Kampf gezwungen, den sie nicht gewinnen können. Wester wendet alle Tricks an, um seine Leute am Leben zu halten. Bis er Cithrin begegnet. Die junge Waise benötigt dringend Hilfe – und sie bewahrt einen Schatz, der wertvoller ist als alles, was sich der Hauptmann vorstellen kann.
Meine Meinung:
Wer High-Fantasy des Öfteren mal liest, ist gerade zu Beginn der Geschichte ein langsames Erzähltempo gewöhnt. Die Charaktere müssen eingeführt werden, gerade weil es meistens mehr als nur einen Protagonisten gibt und der Leser Zeit braucht sie kennen zu lernen. Die Welt und ihre Bewohner muss erklärt werden, denn oftmals unterscheidet sie sich deutlich von der unseren. Doch die meisten Bücher nehmen spätestens nach dem ersten Drittel deutlich an Fahrt auf. Tun sie es nicht wird es schwierig. "Das Drachenschwert" macht es dem Leser auf jeden Fall nicht leicht. Das Erzähltempo bleibt im Roman konstant niedrig. Einerseits fördert dies ein Abtauchen tief hinein in die Geschichte, da man sich gut zurecht findet, andererseits besteht die Gefahr der Langeweile. Hier entsteht also ein zweischneidiges Schwert, bei dem jeder selbst entscheiden muss, ob es gut oder weniger gut ist. Für mich wäre etwas mehr Spannung und dafür vielleicht die eine oder andere Szene gekürzt besser gewesen, um mein Interesse hoch zuhalten.
Obwohl die Grundtendenz der Geschichte klar ist, gelingt es dem Autor Überraschungen und Wendungen einzubauen, die dabei nachvollziehbar bleiben. Der Autor legt geschickt falsche und richtige Fährten, sodass der Leser sich eher für die falschen entscheidet und somit erstaunt ist, wie die Charaktere handeln oder im Vorfeld gehandelt haben.
Die Charaktere sind sauber dargestellt und klar gezeichnet, dabei gelingt es dem Autor bei den Protagonisten auf stereotype Charakterbilder zu verzichten und haucht stattdessen erfolgreich seinen eigenen Figuren Leben ein. Man erfährt bei einigen nicht ausreichend über den Hintergrund und die Vergangenheit, dies wird aber eventuell in den Folgebänden ausgeglichen.
Dabei ist Daniel Hanovers Sprachstil gewandt und überzeugt auf ganzer Linie. In seinen Worten kann man sich verlieren und ganz in die Charaktere hineinfühlen.
"Chitrins einzig klare Erinnerung an ihre Eltern war die Eröffnung, dass sie tot waren. Vor diesem Tag waren sie nicht mehr als Irrwische, weniger noch als die Geister der eigentlichen Menschen. Ihr Vater war eine warme Umarmung im Regen und der Geruch nach Tabak. Ihre Mutter war der Geschmack von Honig auf Brot und die schmale, anmutige Hand einer Cinnae, die Cithrin übers Bein streichelte. Sie kannte weder ihre Gesichter noch den Klang ihrer Stimmen, aber sie erinnerte sich daran, wie es war, sie zu verlieren." (Seite 51)
Das Potenzial, das diese neue Welt und das sprachliche Können des Autors gemeinsam mit sich bringen, wurde in meinen Augen nicht vollständig ausgenutzt, denn es gelang der Geschichte über weite Teile hinweg leider nicht mich vollkommen in ihren Bann zu ziehen und zu fesseln. Trotz der genannten Vorzüge fehlt die Spannung, die man in High-Fantasy-Romanen unweigerlich erwartet und die hier immer nur kurz vorhanden ist.
Natürlich bleibt Band 1 einer Trilogie mit einem Cliffhanger zurück. Da der englische zweite Band aber im Mai dieses Jahr veröffentlicht wurde, wird die deutsche Übersetzung sicherlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Fazit:
Die Zusammenfassung muss wohl lauten: Hoffen auf Band 2. Der erste Teil macht Lust auf mehr, macht Lust auf Action und Tempo. Die Charaktere sind sympathisch, der Autor versteht viel von seinem Handwerk und trotzdem verliert er immer wieder das Interesse des Lesers, da das Erzähltempo oft zu gering ist. In dem Folgeband sind die Charaktere und die Welt bekannt, vielleicht kann da mit größeren Schritten vorangegangen werden, ohne dass die Faszination der Welt und der Sprache verloren gehen.