Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die 15-jährige Leonida, kurz Leonie genannt, geht ihrer Großmutter zuliebe mit in die Zentralbibliothek der Stadt. Leonie soll dort ein Praktikum machen, um sich auf den Beruf als Buchhändlerin vorbereiten zu können. Der Beruf liegt sozusagen in der Familie, da ihre Eltern und ihre Großmutter von ganzem Herzen Buchhändler waren. Bei einem Rundgang mit Professor Wohlgemut entdeckt Leonie eine Geheimtür, die in eine Bücherkammer führt. Hier trifft sie auf eine Maus, die keine Angst vor ihr hat, sie sogar anspringt und ausgiebig beschnüffelt und, wie Leonie meint, zum Abschied freundlich anlächelt. Als sie endlich wieder die Kammer verlässt, versucht sie die Geheimtür zu schließen und berührt dabei einen geschnitzten Gnom-Kopf, der plötzlich die Augen öffnet und zu ihr meint: „Hau ab.“
Mit dem, was sie von Professor Wohlgemut hörte oder meinte, verstanden zu haben, gibt ihr das erst einmal den Rest. Ihr beschauliches Leben findet damit ein relativ schnelles Ende. Dabei hatte die Freizeit-Punkerin sich eigentlich etwas ganz anderes vorgestellt. In der Nacht erwacht sie aus einem Albtraum, nur um festzustellen, dass der Streit zwischen Mutter und Großmutter sich hier fortsetzt. Leise schleicht sie sich zurück in ihr Zimmer. Am nächsten Morgen verschläft sie, aber weder die Eltern, Klaus und Anna noch die Großmutter sind böse deswegen. Trotz ihrer punkigen äußerlichen Art ist sie sonst sehr gewissenhaft. Am Frühstückstisch erfährt sie schließlich von dem Besuch der Familie bei einem Notar. Und dieser Notar, Doktor Fröhlich, gleicht Professor Wohlgemut aufs Haar. Ihr kommt das alles eher seltsam vor und Leonie scheint die Einzige zu sein, der das auffällt. Ab dem Moment, wo das Vermögen der Großmutter auf Leonie übertragen wird, geschieht noch mehr Unheimliches. Grossmutter will plötzlich verreisen und das Flugzeug, in dem die alte Dame Platz nimmt, explodiert.
Für Leonie ändert sich ihr Leben radikal. Von ihrer Großmutter erbte sie ‚Die Gabe’ und wurde zu einer ‚Hüterin der Wirklichkeit’. Ihre Aufgabe wird es sein, über ein riesiges Archiv zu wachen. Hier hausen hässliche Geschöpfe, die haargenau das Leben jedes einzelnen Menschen verfolgen und notieren. Leonie wird dazu ausersehen, die Wirklichkeit vor Veränderungen zu schützen und diejenigen zu bekämpfen, die zu unredlichen Mitteln greifen, um diese Wirklichkeit ihren Wünschen anzupassen.
Das Buch von Heike und Wolfgang Hohlbein ist eines der besseren - wie ich allgemein das Ehepaar als Autorenduo bevorzuge. Das Buch besitzt eine Vielzahl von Handlungsebenen und Handlungssträngen und ist ein hübsches Buch, um zwischendurch ein wenig vom Alltagsleben abgelenkt zu werden. Die Spannung lässt ein wenig zu wünschen übrig und viele verschachtelte Sätze halten ein wenig den Lesefluss auf. Dabei ist in vielen Fällen die Handlung der Personen vorhersehbar, was sich wiederum schlecht auf den Spannungsbogen auswirkt. Freunde des Autorenpaares werden sicherlich ihren Spaß an diesem Buch haben und wer zum ersten Mal ein Buch von ihnen in die Hand nimmt, wird sich über die Ideen, die darin stecken, freuen.