Titel: Das Blut der Mondwandler Eine Rezension von Christel Scheja |
Vampire und Werwölfe waren lange Zeit im Trend, was sich mittlerweile etwas geändert hat. Vor allem die Wünsche vieler Leserinnen nach geheimnisvollen, kalten aber doch einfühlsamen unsterblichen Männern oder kernigen Naturburschen mit der weichen Schale unter dem wilden Kern wurden erfüllt, während die Genre-Fans eher zurückstecken mussten. Das Pendel schwingt jedoch mittlerweile wieder zu den klassischen Wesenszügen zurück, wie sich an „Das Blut der Mondwandler“ von Uli Schwan zeigt. Nathaniel Palmer hieß nicht immer so. Er stammt eigentlich aus der mittlerweile zerfallenen Sowjetunion. Doch das ist mittlerweile nicht mehr wichtig, arbeitet er doch für die Kartheiser-Sippe, die wie er aus Menschen besteht, die etwas mehr als normale Sterbliche sind – nämlich Werwölfe. Nur wenige wissen um die wahre Natur der Männer und Frauen, aber zur Sicherheit gibt es Männer wie Nathaniel, die vor allem für den Schutz der schwächeren Rudelmitglieder da sind. Ernst wird es für den erfahrenen Kämpfer und seine Kameraden aber erst, als Ewa entführt wird, die Nichte von Gunther und Tochter von Esther. Wer sie entführt hat, ist zunächst nicht klar, aber schon bald findet sich eine Spur, die zu einem der Erzfeinde der Sippe führt – dem Vampir Samuel und seinen Lakaien. Für Nathaniel und Esther, die es sich nicht nehmen lässt, ebenfalls nach ihrem Kind zu suchen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn es ist bekannt, dass der Blutsauger und seine Diener Gnade nicht kennen. Werden sie es schaffen, das Mädchen rechtzeitig zu finden? Und wie können sie es mit ihrer Sorge vereinbaren, dass ihre Gefühle füreinander plötzlich immer stärker werden und sich zu einem ernsten Problem entwickeln.
Auch wenn es eine kleine Romanze zwischendurch gibt, ist „Das Blut der Mondwandler“ keine Liebesgeschichte, sondern ein ernstzunehmender, harter Urban-Fantasy-Roman, in dem es in erster Linie um den Kampf gegen die Feinde geht. Deshalb sollten zartfühlende Gemüter auch nicht unbedingt ein strahlendes Happy-End erwarten und damit rechnen, dass es gelegentlich auch blutiger zugehen wird. Die verschiedenen Rückblenden in das Leben des Helden zeigen nicht nur, wie er zu dem wurde, was er heute ist, sondern auch, wie sich der Autor die zugrundeliegende Welt gedacht hat. Vergangenheit und Gegenwart sind jedoch nicht voneinander getrennt, sondern fließen immer wieder ineinander über und bedingen das Verhalten des Helden gegenüber seiner Umgebung. Tatsächlich bietet die Geschichte eine gute Mischung aus Action und Beschreibung, die sich angenehm abwechseln. Die Charaktere bleiben allerdings bis auf Nathaniel eher oberflächlich, was der Geschichte selbst nicht schadet. Die Nebenpersonen entwickeln immerhin genug Profil, das man sie sympathisch finden oder nicht leiden kann. Die Handlung selbst ist rasant gehalten, wenn auch nicht sonderlich komplex oder für erfahrene Leser überraschend. Das Hauptaugenmerk des Autors liegt auf der Action und davon wird sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart reichlich geboten. Nur selten gibt es ruhige oder gar nachdenkliche Momente, aber wenn, dann leiten sie oft die nächste Herausforderung ein. Alles in allem erweist sich „Das Blut der Mondwandler“ als actionreiches Urban Fantasy-Abenteuer, das Vampiren und Werwölfen endlich wieder die Kraft und Wildheit zurückgibt, die Leser aus klassischen Horror-Romanen kennen und damit daran erinnern, dass beide Rassen nicht nur zum Kuscheln da sind, sondern auch für den Genre-Fan interessante Seiten haben.