Reihe: Star Wars: Darth Bane, Band 3 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Ein Jahrzehnt nach den Ereignissen aus "Die Regel der Zwei" gelten die Sith seit dem Opfer Valenthyne Farfallas und seiner Gruppe Jedi-Ritter endgültig als ausgelöscht. Das kommt Darth Bane nicht ungelegen, denn dieser arbeitet bereits fieberhaft daran, sich ein Agenten-Netzwerk und eine Sammlung von Sith-Artefakten aufzubauen. Vor allem Letzteres gerät zu einem Wettrennen mit den Jedi, welche durch das Aufstöbern aller von der dunklen Seite berührten Artefakte und Schriften einer möglichen Rückkehr der Sith und dunkler Kulte hoffen vorbeugen zu können. Ein solches Artefakt könnte nun zur Lösung von Banes jüngsten Problemen geworden sein, denn der Sith Lord ist durch die Entfernung des Orbalisken Panzers und des jahrelangen Gebrauchs der dunklen Seite entscheidend geschwächt, was er unter allen Umständen vor seiner Schülerin zu verbergen versucht. Dass sich Darth Zannah allerdings trotz allem noch nicht gegen ihn gewandt hat und den Mantel des Sith Lords für sich zu beanspruchen beginnt, ruft Banes Sorge hervor, sie könnte als Nachfolgerin ungeeignet sein und die Regel der Zwei gänzlich missachten, indem sie einfach darauf wartet, dass Banes Kräfte weiter schwinden, womit sie Bane nicht mehr übertreffen müsste.
Die Ermordung eines Jedi-Unterhändlers und die Staatskrise auf Doan bieten Bane jedoch eine Gelegenheit, seine Schülerin für eine geraume Zeit loszuwerden, um eigene Pläne zu verfolgen. Ein altes Sith-Manuskript könnte ihm nämlich den Weg zur Unsterblichkeit und damit seinerseits einen Weg vorbei an der Regel der Zwei eröffnet haben. Doch der Schlüssel dazu liegt im Tiefkern verborgen, dem Holocron Darth Andeddus, dessen sich Banes umgehend bemächtigen will. Hat er das Holocron erst einmal in seinen Besitz gebracht, will er sich auch seiner scheinbar unambitionierten Schülerin entledigen. Zannah sind die Zeichen für Banes Schwäche jedoch nicht entgangen und sie hat sich auch einen gewissen Einblick in Banes geheime Absichten verschafft, was sie ihre Pläne, Bane bald zu einem letzten Duell herauszufordern, entsprechend beschleunigen lässt. Zunächst braucht sie allerdings einen würdigen Anwärter als Schüler. Auf Doan findet Prinzessin Serra jedoch gute Gründe, an der Vernichtung der Sith auf Ambria zu zweifeln. Unterstützt von ihrer Leibwächterin Lucia, einer ehemaligen Sith-Soldatin, beauftragt sie eine nur als die Jägerin bekannte Attentäterin mit der Jagd nach dem Unbekannten, der ihrem früheren Leben auf Ambria ein so abruptes Ende setzte, indem er ihren Vater, den Heiler Caleb, ermordete ...
Zwar weiß man von Beginn an, worauf Dynastie des Bösen hinauslaufen wird, doch das tut der Spannung keinen Abbruch. Gekonnt spitzt Drew Karpyshyn den zentralen Konflikt zwischen Meisterin und Schülerin auf einen Punkt zu, an dem es nur noch einen geben kann, und jeder der beiden gute Gründe hat, den anderen als unwürdig zu erachten, das Erbe der Sith fortzuführen. Dabei zeichnet sich Dynastie des Bösen vor allem durch die mehr als gelungenen Erzählperspektiven aus. Sowohl Bane als auch Zannah und all ihre Gegenspieler lassen den Leser die Handlung durch ihre Augen erleben und enthüllen dabei ihre sehr unterschiedlichen Motive. Dazu gesellt sich noch die Tatsache, dass sich alle Charaktere auf der dunklen Seite befinden - Jedi kommen im gesamten Roman bestenfalls als Statisten vor - und so zeigt Dynastie des Bösen vor allem hervorragend ausgearbeitete Facetten der dunklen Seite. Die Verwicklungen durch die Einmischung von "Zivilisten" wie Prinzessin Serra oder Set Harts sorgen noch zusätzlich dafür, dass die Handlung unvorhersehbar bleibt. Der Machtkampf zwischen Bane und Zannah ist zwar zentral, doch mit dem dunklen Jedi Set Harth (einem passionierten Sammler von Sith-Artefakten), der Jägerin (einer untrainierten Machtnutzerin, die ihre Visionen von Vergangenheit und Zukunft zum Aufspüren ihrer Opfer nutzt), Prinzessin Serras (der unter neuer Identität firmierenden machtsensitiven Tochter des Heilers Caleb) und ihrer Leibwächterin Lucia (als Scharfschützin bei den Zwielichtkriegern einst Kameradin eines gewissen Dessel) kommen Charaktere hinzu, die nicht weniger faszinierend sind. Sie alle prägen die Handlung mit, ohne jedoch den Stars Bane und Zannah die Show zu stehlen.
Karpyshyns Darstellung des Sith-Machtkampfes ist wirklich genial, man erfährt so einiges über die Dynamik des Meister-Schüler-Verhältnisses Bane/Zannah, ohne mit allzu langen Erläuterungen konfrontiert zu werden. Karypyshyn wählt seine Worte mit Bedacht und erzielt damit die beste Wirkung. Deutlich wird dieses subtile Charakterisieren auch am Beispiel Set Harths, der exemplarisch den Unterschied dunkler Jedi zu den Sith verkörpert. Selbstverliebt und primär auf das eigene Wohlergehen bedacht, fehlt ihm Vision und Disziplin eines wahren Sith, auch wenn er Potential beweist. Harth ist jedoch nicht der einzige dunkle Machtbenutzer, der zwischen die Fronten im Ringen der beiden Sith zu geraten droht. Von Prinzessin Serra beauftragt, den dunklen Lord zu überwältigen und zu ihr zu bringen, damit sie an ihm Rache für den Mord an ihrem Vater nehmen kann, beweist die Jägerin neben ihrem Jagdinstinkt und Einfallsreichtums ein ganz besonderes Machttalent, das es ihr nicht bloß erlaubt, winzige Ausschnitte der Zukunft wahrzunehmen, sondern (ähnlich den Lesern bzw. Schnüfflern im Film Push oder Quinlan Vos psychometrischer Gabe) noch weit tiefer in die Vergangenheit und auch Gegenwart zu blicken. Bliebe noch von Lucia zu berichten, der prototypisch für den einfachen Soldaten der Sith-Armee stehenden Scharfschützin, die durchaus einen Bezug zu Ethik und Moral hat, einst aber deshalb auf Seiten der Sith in den Krieg zog, weil ihr wie vielen anderen Bewohner des Outer Rim nur dadurch eine Chance geboten wurde, aus ihren tristen Lebensumständen zu entkommen.
Fazit:
mit faszinierenden düsteren Charakteren, einem wendungsreichen Plot und dem mit Spannung erwarteten Kampf Banes gegen Zannah ein mehr als würdiger Abschluss für Drew Karpyshyns Darth-Bane-Trilogie.