Reihe: Dark Magic, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der ehemalige Polizist Conall Macmillian, genannt Mac, wurde zum Dämonen. Seine Wandlung gefällt ihm ganz und gar nicht und er versucht, seine Menschlichkeit zu behalten. Wieder hat es ihn in die Burg verschlagen, das magische Gefängnis für Vampire, Werwölfe und andere mehr, als er auf Constance Moore trifft.
Die junge Vampirin Constance wurde hierher verfrachtet, bevor sie das erste Mal Blut eines Menschen kosten konnte. Constance hat während ihrer langen Existenz noch nie jemandes Blut getrunken. Hier in der Burg wird jede Art von Magie und nichtmenschlicher Regung unterdrückt. Constance ist zwar unsterblich, besitzt jedoch kaum übernatürliche Kräfte. Als ihr Adoptivsohn entführt wird, ist Constance bereit, alles zu unternehmen, um ihn zurückzuholen. Selbst vor einer endgültigen Verwandlung in eine Vampirin schreckt sie nicht zurück. Für die Wandlung muss sie ein menschliches Opfer finden. Der verführerische Mac scheint im ersten Moment perfekt als Blutspender. Mac ist jedoch nicht gewillt, für Constance seinen Lebenssaft zu spenden. Aber er verspricht ihr zu helfen.
Die Erzählung ist eindeutig eine Liebesgeschichte, die aber auch mit einer Handlung aufwartet, die auf grundlegende Probleme zwischen normalen und paranormalen Lebewesen des Planeten zurückführbar ist.
Die in sich abgeschlossene Geschichte bietet einen Helden mit Dämonenproblem und eine Heldin mit Blutdurst. Auch die Nebenpersonen, zum Teil aus Band Eins der Reihe bekannt, zeichnen sich durch ein sympathisches Auftreten aus. Sharon Ashwood lässt sich nicht auf wenige paranormale Wesen festlegen, sondern nutzt eine große Auswahl unsterblicher Wesen. Die beiden Hauptfiguren benehmen sich fast wie ein altes Ehepaar, wenn sie sich untereinander verbal piesacken. Macs trockener Humor und die pfiffige Constance sorgen für ein gut gewähltes Paar.
Es freut mich, dass die Autorin Sharon Ashwood auf ihrer Internetseite ihre Email-Adresse angab. So gelang es mir, ganz unkompliziert einige Fragen zu stellen. Die Antworten von ihr kamen auch prompt zurück.
Erik Schreiber:
Was war Deine Inspiration, dieses Buch und diese Serie zu schreiben?
Sharon Ashwood:
Meine Inspirationen kommen aus verschiedenen Richtungen. Da gab es einiges zu entdecken. Die Hauptfigur in Vampirdämmerung ist Mac, ein menschlicher Polizei-Detektiv, der sprichwörtlich alles verliert und sein Leben komplett von vorne und aus dem Nichts aufbauen muss. Er fürchtet sich davor, bösartig zu werden, allerdings muss er diesem Impuls nachgeben, um die Menschen zu schützen, die er am meisten liebt. Wie alle Bücher meiner Serie geht es um Wahrnehmung und Opferung. Was, denken wir, ist wichtig? Und was hat einen wahren Wert? Welche sind die wirklichen Monster und welche die richtigen Helden?
Letztendlich gibt es dieses lustige Aufeinandertreffen beider Welten auf unserer Erde. Die ursprüngliche Idee für das erste Buch hatte ich durch eine Diskussion mit einem Freund. Wir sprachen über Versicherungen und kamen zu der Frage, wie man sich gegen einen Poltergeist versichert. Wie kann man das beweisen? Und andere Dinge, wie Rente. Kann ein Vampir Rente beziehen, wenn er eigentlich tot ist? Die Bürokratie würde durchdrehen.
Erik Schreiber:
Wie bist Du auf den Hintergrund und die soziale Gesellschaft gekommen?
Sharon Aswood:
Viele meiner Eingebungen und Inspirationen erhielt ich durch die Nachrichten, und Finanz- und Wirtschaftskurse, die ich besuchte. Es waren ziemlich langweilige Kurse, und so begann ich, Tagträume in Fantasy-Szenarien umzuwandeln. Zum Beispiel: Was würde passieren, wenn Zombiearbeiter plötzlich handelsübliche Produkte in den Arbeitsmarkt einbringen? So was hielt mich über die ganzen präsentierten Studien hinweg wach. Ich bin ein schrecklicher Wirtschaftler, aber es half mir dabei, meine Welt aufzubauen.
In meinen Geschichten leben die übersinnlichen Kreaturen in der Öffentlichkeit. Die Menschen wissen um Ihre Existenz – auch wenn sie nicht ganz so glücklich damit sind. Die Vampire und Werwölfe, die unter uns leben, haben Arbeit, Häuser und ihre eigene Subkultur.
Im ersten Buch der Serie entdecken meine Helden einen Zugang in eine andere Dimension, die in eine Art Gefängnis für übersinnliche Kreaturen führt. Die Insassen wurden vor Abertausenden von Jahren eingesperrt. Gefangene sowie Wärter lebten darin die ganze Zeit. Das Beste dabei ist, einige sind unschuldig, aber auch ein wenig verrückt. Das Schlimmste: Manche sind so unglaublich bösartig, dass keine Möglichkeit besteht, sie zu entlassen. Keiner weiß, wer entlassen werden kann und wer nicht. Es gibt ein paar auf unserer Seite des Zugangs, die jeden in Sicherheit bringen möchten, den sie bekommen können. Dann gibt es andere, wie die Vampire, die denken, dass, wenn die Gefangenen entlassen werden, ihre Spezies gefährdet sein wird. Sollte die falsche Sorte Gefangene entlassen werden, erhöht sich die Anzahl jener wieder, die Jagd auf die schlafenden Monster machen.
Um das Ganze interessanter zu gestalten, verliert sich die Magie in der Dimension, und so schrumpft Letztere in sich zusammen, tötet jeden, der noch darin gefangen ist. Welche Entscheidung auch getroffen werden muss: Sie muss schnell getroffen werden. Selbstverständlich, und das weiß jeder, braucht man einen guten Helden.
Erik Schreiber:
Wie kamst Du zum Schreiben?
Sharon Aswood:
Ich schreibe schon mein ganzes Leben. Mein erstes Buch habe ich mit 16 geschrieben. Natürlich nahm ich das Schreiben bis dahin nicht ernst, erst als ich mit der Universität und allem anderen fertig war. Ich traf vor zehn Jahren eine Gruppe von Autoren, die veröffentlicht wurden. Da dachte ich: Warum ich nicht auch?
Erik Schreiber:
Du beginnst die Geschichte mit einem Radioprogramm. Ist dies eine Hommage an "Good Morning Vietnam"?
Sharon Aswood:
Nein, ich habe diesen Film nicht gesehen. Erratas Rolle als Radiomoderatorin dient mehreren Funktionen. Sie liefert schnell Hintergrundinformationen für den Leser, das ist lustig und liefert eine weitere Sicht auf die nicht-menschliche Population. Mich interessiert der Medieneffekt auf die Gesellschaft, und ich denke sie füllte die Rolle aus. Sie verschwindet dann und erscheint mit einer Rolle im vierten Teil, Frostbound.
Erik Schreiber:
Kannst Du ein wenig mehr über den sozialen Hintergrund Deiner Welt erzählen und die dort lebenden Wesen?
Sharon Aswood:
Die menschliche Welt ist unsere Welt. Die Stadt Fairview ist meiner Heimatstadt Victoria, British Columbia, nachempfunden. Es ist eine Universitätsstadt am Meer, im Nordosten. Der Unterschied ist, dass sich im Jahr 2000 die übernatürliche Welt offenbarte. Einige Menschen dachten, es sei etwas wundervoll Neues, und andere dagegen waren einfach nur verängstigt. Obendrauf gibt es Komplikationen in der Politik, im Sozialen und in rechtlichen Belangen. Die Menschen geben den „Monstern“ nicht die ganzen Menschen-Rechte oder rechtlichen Schutz. Diese kämpfen darum, hoffen, mehr Privilegien zu erhalten, indem sie sich als Musterbürger verhalten. Der Einsatz ist enorm.
Erik Schreiber:
Was sind Deine nächsten Projekte und kannst Du uns ein wenig darüber erzählen?
Sharon Aswood:
Ich mache einen Abstecher in ein paar Kurzgeschichten und Gedichtsammlungen. Es ist für mich eine Herausforderung, Kurzgeschichten zu schreiben, da ich nur lang schreiben kann. Ich schreibe Mini-Bücher. Für mich erfordert es eine große Selbstbeherrschung und Disziplin, eine Geschichte in nur ein paar Seiten zu verfassen.
Gleichzeitig beginne ich, für eine neue Serie Dinge zusammenzustellen.
Erik Schreiber:
Kann Literatur die Welt verändern?
Sharon Aswood:
Ich denke, Ideen können die Welt verändern, und Literatur ist ein exzellenter Weg, diese zu verbreiten. Wenn man eine gute Geschichte hat, werden die Leser die Vorstellung bzw. den Grundgedanken hinter der Geschichte verstehen.
Mir gefallen die Bücher, die mich zum Nachdenken bringen, wenn ich das Buch zugeschlagen habe. Ich möchte aber gleichzeitig voll und ganz in dem Abenteuer sein, wenn ich es lese. Wenn es zu didaktisch ist, lege ich es beiseite.
Erik Schreiber:
Welche Bedeutung hat Literatur für Dich persönlich?
Sharon Aswood:
Ich habe Literatur studiert und ich kann von mir ehrlich behaupten, dass die Darstellungen großartiger Autoren meine Denkweise komplett veränderten. Es war, als ob jemand eine Tür weit aufgerissen hätte mit einer wunderschönen Welt dahinter, die ich dort nie erwartet hätte.
Ich habe tausend Bücher in meinem Haus – sie dienen mir sicher wunderbar als Dämmmaterial -, und die handeln von mittelalterlichen Geschichten oder Bildbände oder alles Mögliche. Ich war schon immer ein Leser und das Erste, was ich mache, wenn ich in eine neue Stadt komme, ist, eine Buchhandlung zu besuchen. Gibt es eine Buchhandlung, bin ich zu Hause. Unglücklicherweise füge ich meiner Kollektion immer mehr hinzu, wenn ich einen neuen Laden finde. So platzten mein Koffer, als ich von London zurückgekommen bin.
Ich bin sehr gespannt auf die Vermarktung von E-books. Mit Sicherheit wird es einen Einfluss auf die Industrie haben.
Erik Schreiber:
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich wünsche Dir noch viel Glück und Erfolg für Deine nächsten Projekte.