Titel: Dark Inside Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Aries kämpft sich nach einem Erdbeben durch zerstörte Straßen. Clementine überlebt als Einzige ein Blutbad in der Gemeindehalle. Mason verliert all seine Freunde bei einem Bombenanschlag. Michael entkommt nur knapp dem Amoklauf zweier Polizisten... Vier Jugendliche kämpfen in einer postapokalyptischen Welt um ihr Überleben. Sie können niemandem trauen. Nicht einmal sich selbst... Erdbeben verwüsten ganze Kontinente, zerstören Städte und Häuser. Doch etwas regt sich, was tausendmal schlimmer ist: eine dunkle Kraft, die Menschen in rasende Bestien verwandelt. Wer nicht befallen wird, kämpft um sein Leben. Keiner kann den Monstern entkommen, denn sie sind mitten unter uns: ein Freund, ein Familienmitglied, ein Kind. Ihre Tarnung ist perfekt.
Meine Meinung:
Irgendwie fehlen mir die passenden Worte, wenn es um "Dark Inside" geht. Was die Romandebütantin Jeyn Roberts mit ihrem Endzeitthriller geschaffen hat, kroch mir derart unter die Haut, da kann es einem schon mal die Sprache verschlagen. Zu real erschien mir der tödlich-brutale Überlebenskampf, in den vier Jugendliche plötzlich hineingeraten. Erdbeben, Bombenanschläge und Amokläufe, all dies sind Dinge, die uns bereits in der Gegenwart heimsuchen und in höchstem Maße schockieren. Nur, in "Dark Inside" sind sie Vorboten von etwas das endgültig erscheint: die Welt neigt sich dem Untergang und das Dunkle in uns spielt dabei keine unbedeutende Rolle. Gruselig!
Bereits nach wenigen Seiten befindet man sich in einem Horrorszenario, das man nicht erleben möchte. Was hier passiert könnte sich heute oder morgen ereignen. Zunächst scheint alles wie immer - ein gewöhnlicher Alltag. Bis plötzlich die Erde bebt, mehrere Gebäude in die Luft fliegen, die Stromversorgung allmählich zusammenbricht und die Menschen beginnen einander zu töten. Gnadenlos greift der Wahnsinn über und die Jagd ist eröffnet, ob auf die eigene Verwandtschaft, Nachbarn oder Fremde. Nur wenige der Überlebenden scheinen noch sie selbst zu sein. Menschliche Abgründe tun sich auf und der Tod lauert an jeder Ecke. Kein Ort scheint sicher. Kein Gegenüber vertrauenswürdig.
Aries, Clementine, Mason & Michael gehören zu jenen Auserwählten, die ums nackte Überleben kämpfen. Unabhängig voneinander geraten sie in tödliche Ausgangssituationen, die einem ganz schön an die Nieren gehen. Da sind: Mason, dessen Mitschüler/Freunde bei einem Bombenanschlag ums Leben kommen. Nur durch ein ebenfalls tödliches Unglück konnte er entkommen ... Aries, die von einem Erdbeben überrascht wird und unerwartete Hilfe von einem unnahbaren Jungen bekommt ... Clementine, die ein Blutbad in ihrer kleinen Gemeinde überlebt und sich auf die hoffnungsvolle Suche nach ihrem Bruder begibt ... Michael, der auf der Autobahn in eine höchst merkwürdige Situation gerät und sich bald mit einem Verbündeten auf der Flucht befindet ... Abwechselnd taucht man in die jeweilige Perspektive ein, die in der 3. Person geschildert wird. Mit Ausnahme von einer fünften Person, die sich das NICHTS nennt und etwas kryptische Gedanken in der Ich-Perspektive von sich gibt. Das erhöht die Spannung und zugleich erfährt man mehr über die Hintergründe, die teils paranormalen Ursprungs zu sein scheinen.
Was man auf den circa 400 Seiten mitmacht, lässt sich kaum in Worte fassen. In einem nahezu atemlosen Tempo rast man durch die Handlung und erlebt ein schockierendes Erlebnis nach dem anderen. Hoffnungsschimmernde wie berührende Verschnaufpausen sind unterdessen eine willkommene Abwechslung, wenn auch Mangelware. Man erlebt Verrat, Verlust, Trauer, Freundschaft, Misstrauen, lähmende Dunkelheit und etliche andere emotionale Momente. Ich - die schon weiß, warum sie einen großen Bogen um Horrorfilme macht - hatte mitunter schon stark mit einer inneren Wut zu kämpfen. Andererseits regt "Dark Inside" auch zum Nachdenken an, indem Jeyn Roberts unser heutiges Gesellschaftsbild reflektiert. Es geht um das Dunkle in einem selbst und den Umgang mit modernsten Kommunikationsmitteln, die uns nicht nur den Alltag erleichtern, sondern uns auch von dem ablenken was wichtig ist: die Auseinandersetzung mit dem eigenen ICH. Was passiert, wenn plötzlich der Strom ausfällt und Stille einkehrt?
Fasziniert hat mich vor allem die Art wie Jeyn Roberts die Story erzählt. Im Grunde genommen zeichnet sich ihr Stil nicht durch eine außergewöhnliche Schreibkunst aus, die sofort ins Auge stechen würde. Einfach passend für einen Roman diesen Kalibers und wunderbar unverschnörkelt. Fesselnd, von der ersten bis zur letzten Seite. Für die einzelne Charaktergestaltung bleibt indes nicht viel Zeit. Trotzdessen konnte sie mir alle Haupt- & Nebenfiguren nahe bringen. Es entstanden automatisch Bilder in meinem Kopf, die sich nicht so schnell wieder löschen lassen. Hier geht es nämlich nicht vorwiegend um Heldentum oder große Taten. Das primäre Ziel aller vier Protagonisten lautet: Überleben! Dazu benötigt es Mut und Cleverness, aber auch Ängste spielen eine große Rolle. Da muss man schon mal tief Schlucken, wenn um einen herum der Tod wütet und man nichts anderes tun kann, als die eigenen Beine in die Hand zu nehmen. Das regt teils auf, ist aber gleichzeitig nachvollziehbar. Man fragt sich mitunter selbst, wie man in der gleichen Situation handeln würde. Schwierig!
Wer "Dark Inside" lesen möchte, sollte vorab wissen: dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und für die noch recht jüngeren Leser unter uns weniger geeignet. Das Ende versprüht zwar etwas Hoffnung und man kann gar nicht anders, als auf die Fortsetzung "Rage Within" (englischer Originaltitel) zu warten. Nichtsdestotrotz ist dieses Weltuntergangsszenario alles andere als ein leichter Spaziergang. Hier wird absolut nichts verschönert oder verkitscht. Auf zwischenmenschliche Emotionen muss dennoch nicht gänzlich verzichtet werden. Bleibt nur sagen: Achtung Pageturner-Gefahr!
Kurz gesagt:
"Dark Inside" präsentiert sich als ein atemloser Endzeitthriller, dem ein enormer Pagerturner-Effekt nachhaftet - tödlich, düster & nachdenklich stimmend. Im ersten von zwei (geplanten) Bänden beschwört Jeyn Roberts ein (teils) paranormales Weltuntergangsszenario herbei, dass die menschlichen Abgründe beleuchtet & unsere Gesellschaft hintergründig reflektiert. Ein strapazierfähiges Nervenkostüm ist unterdessen ebenso gefragt wie zwei nimmermüde Hände fürs schnelle Umblättern. Ein Buchtipp, für all jene, die einfach keine Lust mehr auf die etlichen Lovestorys im dystopischen Gewand haben, sondern nachhaltig schockiert werden möchten.