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Titel: Daffodil –Die Vampiragentin
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Ursprünglich 2012 im Rahmen einer Crowfunding-Aktion für die Veröffentlichung einer Don Rosa-Gesamtausgabe gegründet, wartet der kleine Verlag Dani Books mittlerweile mit einem veritablen Programm auf, das zwar mit Titeln von Don Rosa Classics über Monster Allergy, Danger Girl und und Daffodil bis hin zu Akte X noch keinen knallroten Faden erkennen lässt, das sich aber zumindest durch ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnet, das sich nicht nur aus einem sehr moderaten, eher am unteren Ende einer Erwartungsskala angesiedelten Preis, der ambitioniert hohen editorischen Qualität der Comics sowie einem innovativen Goodie - so werden Käufern der Printausgaben die Comics als kostenlose Digital Copy zur Verfügung gestellt –ergibt.
Mit Daffodil liegt nun ein Sammelband einer Serie vor, die original im französischen Verlag Soleil Productions in den Jahren 2004 bis 2007 erschienen ist und die sich dem Vampir-Thema von der eher humoristischen Seite nähert, ohne Gore und Gewalt gänzlich zu vernachlässigen.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die drei, in vielerlei Hinsicht scharfen Vampiragentinnen Daffodil, Globuline und Achilles, welche im Auftrag des Rates der Vampire abtrünnig Blutsauger, die das vergleichsweise friedliche Zusammenleben mit den Menschen gefährden, zur Strecke bringen.
Ihr erster Auftrag führt sie in den kleinen abgelegenen Ort Addio-Colonello, wo Vampire unter Führung des Lords Nosferatu einen Angriff auf die menschlichen Bewohner gestartet haben und regelrechte Massaker anrichten. Als die Agentinnen des Rates vor Ort ankommen, finden sie eine explosive Konstellation vor, denn die Menschen wissen sich mit anderen Mitteln in Form von Feuerwaffen und Sonnenlichtlampen ihrer Haut zu wehren.
Noch bevor das Team ein Spur Nosferatus finden kann, kommen sie zu zwei Kindern wie die sprichwörtlich Jungfrau, als ihnen der kleine, kecke Roman, der von Vampire vollkommen fasziniert ist, sowie sein noch kleinerer Bruder, Milan, zufällig in die Hände fallen. Auch wenn sie den beiden kein Leid antun, so stellt es sich das Ganze in dem Moment als Glücksfall heraus, als sie erkennen, dass die Brüder Söhne des Polizeichefs und damit als Geiseln von unschätzbarem Wert sind. Und diese Rückversicherung ist umso nötiger, als ihnen mit Nosferatu ein Gegner gegenübersteht, der ihre ganze Kraft erfordert, und sie sich daher nicht auf einen Zweifrontenkrieg auch noch mit der Polizei einlassen können. Zudem ist rasches Handeln angesagt, denn der Vampir steht kurz davor, La Luz, eine Emanation des Bösen, aus ihrem irdischen Gefängnis zu befreien und das Einzige, was bislang zwischen diesem Ziel und dem Wunsch steht, ist die Unfähigkeit seiner Diener.
Auftrag Nummer Zwei führt Daffodil, Achilles und Globuline in das Hoheitsgebiet Graf Berlusks. Der Adlige Vampir scheint jedes Maßfür Vorsicht und Anstand verloren und schon 28 Menschen vom Leben zum Tode befördert zu haben. Dass das Parlament diesem Abschlachten Einhalt gebieten muss, ist glasklar; klarer jedenfalls als die Lage vor Ort, denn schnell stellt sich heraus, dass auch der alte Graf nichts anderes als ein Opfer ist und jemand ganz anderes die Fäden in der Hand hält.
Mit den drei Vampiragentinnen haben Brrémaud und Rigano das Genere um eine unterhaltsame und originelle Facette bereichert, wobei Globuline, Daffodil und Achilles als Individuen zwar vergleichsweise schwach bleiben, aber als Team Charlies drei Engeln in nur wenig nachstehen. Die Geschichte selbst kommt zwar zuweilen etwas wenig stringent daher, überzeugt aber dennoch mit humorigen Dialogen, Situationen und Figuren, rasanter Action und einem erfrischendem Maßan Brutalität, wobei wohltuend ist, dass die drei Damen vom Parlament keine weichgespülten Softies sind, sondern erstens gehörig hinlangen –wozu sonst hat man Klauen und Fangzähne? –und zweitens ihren Appetit auf Blut selbst nur schwer im Zaum halten können –insbesondere Achilles hadert mit der Regel, unschuldige Menschen in Ruhe zu lassen.
Das Artwork, das zwischen Realismus und mangahafter Überzeichnung angesiedelt ist, überzeugt mit schwungvollem, dynamischen Strich, sanfter Erotik, markanten bis skurrilen, ausdrucksstarken Figuren sowie einer kraftvollen, atmosphärisch stimmigen Koloration, welche zuweilen einen Tick zu dunkel erscheint.
Ein künstlerischer Kritikpunkt betrifft das Format des Sammelbandes, der mit 17 x 24 cm deutlich kleiner als das ursprüngliche Alben-Original daherkommt, was dazu führt, das einige Details visuell in die Ferne rücken und die Seitendynamik etwas verloren geht. Anderseits wird durch diese Reduktion erst jener niedrige Preis möglich, der das Comic für jede Zielgruppe erschwinglich macht. Insofern ist es meines Erachtens angezeigt, an dieser Stelle Nachsicht üben.
Über jeden Zweifel erhaben ist der umfangreiche redaktionelle Teil, der neben einem Interview mit Giovanni Rigano, in dem auch auf die leichten zeichenstilistischen Verschiebungen zwischen den Alben eingegangen wird, zahlreiche Skizzen und –erotische –Pin-ups der Protagonistinnen bietet.
Fazit: Coole Charaktere, ein dynamisches Artwork, viel Humor gepaart mit –nicht übertriebener –Gewalt sowie ein exzellentes Preisleistungsverhältnis machen „Daffodil“zu einer echten Empfehlung für Funny- und Action-Fans gleichermaßen.