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Titel: Dämonenzeit Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Das vorliegende Buch folgt dem Band „Dämonengold“. Dort wurde der Kriegerdämon Baazlabeth beschworen und es wurde ihm die Aufgabe gestellt, in Brisenburg 5.000 Goldstücke mit ehrlicher Arbeit zu verdienen. Dies gelang ihm und man sollte meinen, dass er erleichtert wieder heim gehen würde. Aber da gab es eine Prophezeiung, verschwommen und unklar wie alle Prophezeiungen. Danach sollten sieben Sünden und sieben Tugenden in Brisenburg zur letzten Schlacht zusammentreffen.
In „Dämonenzeit“ finden wir Baazlabeth in seiner Gestalt als Theaterimpresario Sil wieder. Er probt bevorzugt Hinrichtungsszenen, die natürlich möglichst realistisch ablaufen sollen. Er, der die Hochmut verkörpert, versucht, die anderen sechs Todsünden zu finden. Baazlabeth ist selbstgerecht, von sich überzeugt, verachtet Menschen und die zwergenhaften Dvergas. Da kommt es ihm gerade recht, dass sich der König die Aufsässigkeit der Brisenburger nicht mehr länger gefallen lassen will. Er marschiert mit einem großen Heer auf die Stadt zu, um endlich den friedlicher gestimmten Fürsten von Brisenburg zu unterwerfen. Da alle wissen, dass die Stadt einem solch großen Heer mit normalen Mitteln nicht widerstehen kann, finden die unkonventionellen Ideen des Kriegerdämons bei einigen Mitgliedern des Rates offene Ohren. Baazlabeth ist es dabei egal, wie viele Menschen umkommen werden. Er findet im Gegenteil großen Gefallen an der Situation. Hauptsache, es findet ein großes Chaos statt. Sorgen bereitet ihm noch der Verlauf der Prophezeiung. Denn immer noch nicht hat er alle Todsünden beisammen und von den sieben Tugenden, gegen die der Kampf ausgefochten werden soll, fehlt auch noch jede Spur. Es braucht noch einige Verwirrungen und ein für Baazlabeth peinliches und sehr schmerzhaftes Gespräch mit seinem Gott und Vater Amez, bis er die Prophezeiung endlich richtig begreift.
Alles klärt sich in einem rasanten Finale, nach dem Baazlabetz endlich die Welt der Menschen und Dvergas verlassen kann. Bevor dies aber geschieht, hat er zwar viele Toten hinterlassen aber den Menschen auch unfreiwillig eine neue Art Magie geschenkt und ein Heilmittel gegen eine tödliche Seuche gefunden.
Dieses Buch zu lesen hat mir Spaß gemacht. Der Autor zeichnet insbesondere Baazlabeth mit leichter Hand und ließ mich gelegentlich schmunzelnd ob dessen Arroganz zurück. Oft können wir die Gedanken des Dämons mitverfolgen. Seine Motive liegen immer offen zutage Er ist eindeutig die Hauptperson des Buches, kein anderer Charakter ist so ausführlich und facettenreich geschildert. Neben einigen neuen begegnen uns einige Figuren aus dem ersten Band wieder – der Magier Nemrothar, der Baazlabeth einst beschwor, Lilith, Lemura und einige andere. Ihnen wird bei weitem nicht so viel Raum gegeben wie unserem Dämon, der in all seinem Hochmut und seiner Arroganz beinahe schon wieder sympathisch wirkt, eine Wirkung, die sicher so beabsichtigt ist. Einige Dämpfer, die er im Lauf der Geschichte erhält, tragen sicher ebenfalls dazu bei, dass man gespannt auf seinen nächsten Einfall wartet und auch die eine oder andere Panne nicht unerwartet kommt.
Es ist sicher vorteilhaft, wenn man den ersten Band gelesen hat. So macht es etwas weniger Probleme, insbesondere die Nebencharaktere kennenzulernen. Man kann die Geschichte aber auch verfolgen, wenn man nur den zweiten Band kennt. Ein schönes Cover macht den guten Eindruck des Buches vollständig. Sollte Baazlabeth wieder einmal in Brisenburg Station machen, werde ich seine Abenteuer sicher wieder verfolgen. Vielleicht ist dann sein abgebrochenes Horn auch wieder angewachsen ...