Titel: Dämonenbraut Eine Besprechung / Rezension von Jennifer Waschk |
Kurzbeschreibung:
Vor 60 Jahren brach eine Virus-Epidemie aus. Was vorher nur vereinzelt auftrat, häuft sich nun: Menschen verwandeln sich in Hexen, Vampire, Werwölfe oder Dämonenbräute, kurz: in A-Normalos. Die Agentin Sophie Bernd ist eine von ihnen, eine Dämonenbraut, die mit einem Tropfen ihres Blutes Dämonen aus einer anderen Dimension rufen kann, die ihr in kritischen Situationen zum Gehorsam verpflichtet sind. Mit dieser Gabe verdient sie ihr Geld und bekämpft diejenigen, die sich in der neuen Welt nicht an die Regeln halten.
Gemeinsam mit ihrem Partner, dem werdenden Vampir Julius, macht sich Sophie auf die Jagd nach einem Psychopathen, der es auf Hexen und Magier abgesehen hat, um seine eigene Macht zu stärken. Kaum verwunderlich, dass sie dabei auch auf den charmanten Samuel trifft, den mächtigsten Hexenmeister der Stadt, und sich fragen muss: Hat er etwas mit den Morden zu tun?
Christina Fischers Debüt-Roman mischt Urban Fantasy mit Mystik, abgerundet mit spannenden Thriller-Elementen und verfeinert mit einer Prise Erotik und viel Humor.
Sophie arbeitet für eine Agentur, die dafür sorgt, dass die „A-Normalos“ keinen Unsinn anstellen. Sie jagt Vampire, Hexenmeister und andere Kreaturen, die die Grenze des Gesetzes überschreiten. So wird sie zu einem grausamen Dreifachmord gerufen. Um den mächtigen Schwarzmagier zu stellen, muss Sophie auf die stärksten Dämonen zurückgreifen. Dadurch werden die Dhag auf sie aufmerksam – ein Sondereinheit, die besonders mächtige A-Normalos überwacht. Und natürlich die Dämonen selbst entwickeln ein Interesse für Sophie. Dass sie dann auch noch selbst auf der Abschussliste des Hexers landet, ist nur die Kirsche auf dem Haufen von Problemen. Und dann verdrehen ihr auch noch die Männer den Kopf!
Ich muss gestehen, dass ich mich mit „Dämonenbraut“ am Anfang wirklich schwer getan habe. Es ist eines dieser Bücher, wo sich der Anfang zieht, es dann besser wird und am Ende so gut ist, dass man sich fragt, warum es nicht die ganze Zeit so war.
Also, wenn ihr dieses Buch anfangt, nehmt euch etwas Geduld mit. Etwa die ersten 80 Seiten geht es hauptsächlich darum die Welt, die Charaktere und die Konflikte kennenzulernen. Das ist natürlich vollkommen in Ordnung und auch wichtig. Nur kommen diese Infos teilweise so geballt, das die eigentliche Geschichte komplett verdrängt wird. Show, don’t tell, sagt man so schön. Natürlich brauch man das Wissen, aber ich habe mir manchmal gewünscht, dass es irgendwie mehr in die Geschichte verwebt wird und einem nicht nur erklärt wird.
Und wenn ich dann nochmal nachdenken fehlen mir auch Teile der Theorie. Wie ist eigentlich dieses Staatsgebilde konstruiert? Das müsste totales Chaos geben. Die Polizei geht nicht gegen A-Normalos vor, die Agentur nicht gegen Menschen. Hexen haben nen Rat, Vampire ihre Meister, aber was haben Dämonenbräute? Oder Werwölfe? Rudel? Wie funktioniert das Zusammenleben genau? Haben A-Normalos was zu sagen? Usw.
Hat man den theoretischen Teil allerdings hinter sich, wartet da ein wirkliches Sahnestück!
Die Geschichte nimmt Fahrt auf und weiß mit Action, flotten Sprüchen und erotischen Szenen zu überzeugen. Man kommt immer mehr rein und eh man sich versieht, wird man schon mitgerissen und möchte gar nicht mehr aufhören.
Als man dann denkt, dass der Roman ganz okay sei, setzt die Autorin nämlich noch eine Schüppe oben drauf und führt ab Seite 200 (ca.) einen Handlungsstrang bzw. Charaktere ein, die einen einfach umhauen. Und spätestens in diesem Moment möchte man das Buch einfach schütteln und fragt sich, warum es nicht die ganze Zeit so gut war. Liebe Autorin, das nächste mal bitte mehr davon! Es hat einem über den zähen Anfang hinweggeholfen.
Die Charaktere sind vielseitig und massenweise vorhanden. Sophie ist beruflich eine starke Frau, emotional etwas daneben aufgrund ihres Exfreundes. Sie hat freche Sprüche drauf, ist mutig, hilfsbereit, ehrlich und als Leser mag man sie recht schnell.
Danach folgen ganz viele mal mehr mal weniger wichtige Charaktere, die alle schön bunt gezeichnet und abwechslungsreich sind. Einerseits lockert das die Geschichte unheimlich auf. Andererseits kommen sie alle gar nicht so richtig zur Geltung und wirken so etwas blass. So hätte Anna, die beste Freundin, zum Beispiel mehr Tiefe verdient und ganz ehrlich, im Nachhinein frage ich mich, ob man Jebediah wirklich gebraucht hätte – denn mehr als Zeitung lesen tut der nicht. Hier gilt: Weniger ist mehr! Weniger Charaktere, die mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Apropos Aufmerksamkeit: Die bekam ein Handlungsstrang plötzlich gar nicht mehr. Zack und weg! Gut, hab ich jetzt auch nicht unbedingt vermisst, aber es wirkte doch irgendwie komisch. Da es eine Trilogie werden soll, habe ich so das Gefühl, dass dieses Thema noch mal neu aufgegriffen wird. Man wundert sich nur im ersten Moment wirklich, wo die Handlung hin ist.
Auffällig ist auch, dass dort irgendwie fast alle Typen gut aussehen. Das liegt meistens an ihren Genen als Vampir oder Hexer – beide Völker haben große Ausstrahlung. Ich mein, wow, ich würde da wohl sofort hinziehen, aber zwischendurch sehnt man sich einfach mal nach nem Normalo.
Andersherum gibt es genau so Charaktere die positiv ins Auge stechen und die man gar nicht mehr gehen lassen will. Wie z.B. Richie und Bash! Die beiden sind einfach der Hammer! Wie würden sich Dämonen in unserer Welt zurechtfinden? Die beiden beantworten die Frage. Es ist einfach klasse und hat unheimlich schöne Slapstickmomente. Als Leser mag man die beiden wohl viel schneller als Sophie es tut, aber sie sind auch einfach zu köstlich. Die beiden sind sehr gelungen und ich will mehr von ihnen lesen.
Eine kleine Schwachstelle sind ein paar Tippfehler über die ich gestolpert bin. Zwischendurch fehlte einfach mal ein Wort im Satz oder es kam zweimal vor. Außerdem gab es einmal einen Satz, der so komisch gesetzt war, dass es aussah, als ob er keine Lehrzeichen hatte. Mich persönlich hat es nicht so dramatisch gestört, aber es gibt Leser, die sich da sehr stark dran aufhängen. Aber das kann man ja mit einer zweiten Auflage irgendwann mal beheben.
Als letztes würde ich gerne noch mal auf die Druckqualität kommen. Das Buch hat ein anderes Format (ich glaube A5) und ist im ersten Moment etwas ungewohnt. An sich macht es sich aber sehr schön und trotz Glanzcover sieht man keine Fingertapsen. Darüber ärger ich mich immer bei anderen Bücher. Obwohl es schon zweimal gelesen wurde und Postwege hinter sich hat, hat es kaum Leserillen. Einzig die Ecken des Buchrückens verlieren schnell die Farbe.
Das Cover ist natürlich Geschmackssache, wobei es passt. Besonders schön finde ich die Kapitelunterteilungen, die passend zur Titelschrift gemacht wurden.
Fazit:
Nach einigen Startschwierigkeiten hat die Autorin es doch noch geschafft, mich zu überzeugen. Ich fand es schade, dass man sich erst mal durchkämpfen musste, bevor es richtig gut wurde. Und dann hatte sie mich auch schon überzeugt. Für einen Debütroman definitiv eine klasse Leistung. Wenn mehr wie das Ende gewesen wäre, hätte ich wohl nichts zu beanstanden gehabt. Aber Steigerung ist ja immer möglich, nicht wahr?
Von mir 4 Skulls!