Land: USA, 1998 Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter (hier noch weitere Rezensionen von ihm auf seiner Homepage) |
Kurz vor der Milleniumswende widmeten sich zahlreiche Filme dem Thema Apokalypse. Diese konnte entweder "natürliche" Ursachen haben, wie dem Einschlag eines Asteroiden ( Deep Impact , Armageddon ) oder übernatürlich. Und was bietet sich hierbei besser an, als Dämonen oder der Leibhaftige selber? Der brave Polizist John Hobbes (Denzel Washington) und sein Kollege und Freund Jonesy (John "Nein, ich bin nicht mit Roseanne verheiratet!" Goodman) konnten den Serienkiller Reese fassen. Er wird verurteilt und zum Tode verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung spricht er noch mit Hobbes und gibt ihm ein Namensrätsel auf, mit dem er vorläufig nichts anfangen kann. Nach Reese Hinrichtung werden erneut Morde verübt, die exakt seine Handschrift tragen. Hobbes beginnt nun zu ermitteln und stößt dabei auf die Theologin Gretta Milano (Embeth Davitz), deren Vater einige Jahre zuvor ebenfalls Polizist war und Selbstmord begangen hatte, nachdem er in üblen Verdacht geraten war. Allmählich erkennt Hobbes die Wahrheit: Reese war von einem Dämonen namens Azazel besessen, der durch bloße Berührungen in fremde Körper gelangen kann. Als Hobbes plötzlich in Verdacht gerät, mit den neuen Morden in Verbindung zu stehen, beschließt er, sich dem Dämonen zu stellen...
Das Vorbild des Filmes ist klar: Einige Szenen sollen wohl direkt an David Finchers Meisterwerk Sieben gemahnen, auch wenn in diesem kein übernatürliches Element vorhanden war. Dämon ist ein ruhig dahinfließender Film, der, vom Showdown abgesehen, keine "echten" Höhepunkte aufweist. Spannung bezieht der Film hauptsächlich daraus, dass der Dämon jegliche Gestalt annehmen kann und der Zuschauer den Film ausschließlich aus der Sicht von Hobbes bzw. des Dämons sieht, womit sich der Kampf der beiden Charaktere auf das wesentliche konzentriert. Denzel Washington gilt zu Recht als einer der besten Schauspieler, die Hollywood zu bieten hat, und ist als nur zögernd die unglaubliche Wahrheit erkennender Polizist eine ideale Besetzung - man muss einfach um ihn bangen, so sympathisch ist er dargestellt. John Goodman glänzt meist als Komiker in mal mehr, mal weniger gelungenen Filmen. Ihn in einer ernsten Rolle zu erleben, ist ungewohnt. Über Donald Sutherland als Lieutenant Stanton, der Hobbes fälschlicherweise der Morde bezichtigt, muss man wohl nicht viel sagen: Der Mann wird tatsächlich immer besser, je älter er wird! Schade, dass er sich in vielen schlechten Produktionen hergibt, er hätte sich wahrlich bessere Film verdient, wobei Dämon als einer der Besseren gezählt werden darf.
In Punkto Spezialeffekte und aufwändige Stunts setzt Dämon keine Maßstabe - wer des Dämons ansichtig werden möchte oder Autoverfolgungsjagden liebt, die den Umsatz von Ford verdoppeln, wird hier enttäuscht. Wie eingangs erwähnt, fließt der Film ruhig dahin, nimmt sich Zeit, den Menschen Hobbes zu präsentieren und verliert sich niemals in überflüssig brutalen Szenen. Und das ist vermutlich auch der Grund dafür, weshalb Dämon weder reges Publikumsinteresse, noch sonderlich positive gestimmte Kritiken einheimste: Die Erwartungshaltung an einen Film solchen Metiers ist die, dass übel gestorben, viel geflucht, blöde gequasselt und spezial effektet wird. Sonderlich spannend oder originell ist Dämon gewiss nicht, aber für zwei angenehme Stunden ohne Durchhänger langt es allemal. Und das ist mehr, als man von vielen gleichartigen Filmen behaupten kann.