Serie / Zyklus: Crystal Singer of Ballybran Enthält alle drei Bände der Trilogie: Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Killashandra Ree ist Musikstudentin und scheitert an der letzten Prüfung. Am Boden zuerstört irrt sie planlos durch den Raumhafen ihres Planeten und trifft ein Mitglied der Heptit Gilde, einen so genannten 'Crystal Singer'. Ohne genau zu wissen, worum es geht, entschließt sie sich, eine Einladung nach Ballybran anzunehmen und schlägt alle Warnungen, Kristallsänger verlören alles menschliche, in den Wind.
Um ein Kristallsänger zu werden, wird ein Symbiont implantiert. Dieser Vorgang ist schmerzhaft und kann sich über Wochen hinstrecken. Nicht selten gelingt dies überhaupt nicht.
Killashandra wird sehr schnell zum Kristallsänger und sucht sehr erfolgreich in den nächsten Jahren auf Ballybran nach Kristallen. Diese Kristalle haben unschätzbaren Wert für verschiedenste technische Einrichtungen, aber nur Kristallsänger sind in der Lage, diese zu finden und zu bergen. Das Schneidegerät muss genau auf die Frequenz der Kristalle eingestimmt werden. Die Beschreibung des Schnitts der Kristalle ist einer der großen Momente in dem Buch. Die Autorin schafft es wunderbar, diese fremdartige Handlung zu erklären bis hin zu Killashandras Faszination beim ersten Schnitt, der ihr fast das Leben gekostet hätte, denn das Besingen der Kristalle hatte sie in eine Trance versetzt aus der sie fast nicht mehr herausgekommen wäre.
Es ist ein eher hartes Leben, das die Prospektoren auf Ballybran fristen. Jeder versucht, genug Kristalle zu finden um sich mit den Prämien, die diese bringen, eine Reise zu verdienen um den Winter auf Ballybran zu verreisen, doch viele schaffen dies nicht. Doch bald steigt Killashandra in der Gilde auf und erhält Aufträge, Kristalle an Welten zu liefern und zu justieren. Sie erfüllt ihre Aufgabe recht gut, wird aber mit der Schattenseite der Kristallsingerei konfrontiert. Nur ein Jahr können sich Kristallsänger von Ballybran entfernen. Warten sie zu lange, dann sterben sie.
Dieses Leben lebt Killashandra lange Zeit und lernt, das seltsame Verhalten aller Menschen, denen sie begegnet zu ignorieren. Sie findet nicht, dass sie sich verändert hat, aber ein Leben, das nun schon mehrere hundert Jahre währt verändert einen unweigerlich. Sie lernt einen Lebensgefährten kennen, der ebenfalls Kristallsänger wird und lebt mit ihm sehr lange zusammen. Am Ende wird er Oberhaupt der Gilde und Killashandra erkennt wie sehr sie an Menschlichkeit verloren hat und wie lange ihre Lebensspanne war.
Der Roman von Anne McCaffrey lebt von der Beschreibung von Ballybran und der Gilde. Manchmal scheint es nur ein freudloses Dahinvegitieren zu sein. In einem langen Leben wird selbst ein Urlaub zu Routine und selbst wenn ein ganzes Universum zur Verfügung steht, reicht dies irgendwann nicht mehr. Anne McCaffrey erwähnt nie, wie alt Killashandra eigentlich ist, aber am Ende kann man es erahnen.
Anne McCaffrey weiss wo ihre Stärken liegen: Erzählerische Kraft und ein klarer Stil der den Leser sehr stark mit den Protagonisten verbindet. In diesem Buch spielt sie alles voll aus. Mehr noch: Das Buch ist so geschrieben, dass man die Welt mit den Augen Killashandras sieht. Das scheint ein Widerspruch zu sein, denn Kristallsänger sind der Welt entrückt und wie kann Sie dann so gefühlsintensiv beschrieben werden? Nun, Anne McCaffrey hat dies gut im Griff und löst dies ohne Probleme am Ende auf.
Behutsam beschreibt sie die Entrückung von der restlichen Menschheit und den Schmerz, den das immer monotoner werdende Leben bereitet. Genau wie Killashandra bekommt auch der Leser nicht mit, wie viel Zeit vergangen ist. Erst am Ende, als sich Killashandra ihrer gewaltigen Lebensspanne zum ersten Mal wirklich voll bewusst wird, wird auch dem Leser klar, über wie viele Jahre sich die Geschichte tatsächlich gezogen hat. Es sind mehrere Jahrtausende.
Ein unendliches Leben? Nach diesem Buch kommt einem das eher wie ein Alptraum vor und so wundert man sich am Ende auch nicht mehr, dass Kristallsänger in die Wildniss von Ballybran ziehen, Kristalle schneiden und diese besingen, bis sie gestorben sind. Die Kristallsänger sind entrückte Wesen und wenn irgendwann mal einer den Tod herbeisehnt, weil ihn nichts mehr im Leben hält, so ist dies verständlich.
Obwohl zwischen dem zweiten und dem abschließenden dritten Band sieben Jahre liegen, fällt das überhaupt nicht auf. Ich habe die englische Ausgabe besprochen, da die deutsche Ausgabe nicht mehr verfügbar ist und der dritte Band meines Wissens überhaupt nicht auf Deutsch erschienen ist. Aber Anne McCaffrey schreibt gut und es liest sich hervorragend auf Englisch.
Fazit: Eine hervorragende Trilogie, die ich jedem empfehlen kann. 9 von 10 Punkten.