Serie/Zyklus: YLIS - Your Life in Space, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mittelamerika. Nahe der guatemaltekischen Stadt Tikal werden ausländische Wissenschaftler herumgeführt, als durch Zufall eine weitere Stadt, älter noch als Tikal, gefunden wird. Die Fachwelt ist erstaunt, aber nicht wirklich überrascht. Man rechnet in Archäologenkreisen immer damit, in den mittel- bis südamerikanischen Urwäldern weitere Spuren einer einstigen Zivilisation zu finden. Die Archäologin Karen Whitewood versichert sich der Hilfe des erfahrenen Wissenschaftlers Donavon MacAllon. MacAllon soll die unbekannten Schriftzeichen auf einer neu entdeckten Stele entziffern. Neben den Schriftzeichen bietet die Stele noch ein zweites unglaubliches Geheimnis. Das Material, aus der sie besteht, ist den Wissenschaftlern völlig unbekannt. Damit betritt die Wissenschaft gleich auf zwei Gebieten Neuland. Natürlich ist gleich der ein oder andere Staat und seine Militärs an dieser Stadt namens Coruum interessiert. Vor allem, als man eine hochtechnische holographische Bibliothek endeckt, die auf Grund amerikanischer Militärs und ihrer Aktivitäten auf Satellitenfotos gefunden wurde. Mit dem Öffnen der Grabkammer, die alsbald nur als Bibliothek bekannt sein wird, rufen die Menschen galaktische Mächte auf den Plan, von denen man vorher nie etwas gehört oder gesehen hat. Dazu ist die Erde wohl etwas zu abgelegen. Derweil sorgen das amerikanische Militär und die CIA dafür, dass die Funde in amerikanischen Besitz und dessen Bunker wandern.
Orstwechsel. Irgendwo im Weltraum. Drei Machtblöcke stehen sich gegenüber. Der Status quo scheint gefährdet durch die Tätigkeit der menschlichen Wissenschaftler. Die drei Machtblöcke sind das Zentrum, die sieben Königreiche und die Kirche. Doch gibt es noch andere Parteien, die durchaus eigene Interessen vertreten. Die handelsführende Gilde, der Z-Zentohy Geheimdienst und andere mehr.
Die Machenschaften auf dem Planeten Ruthpark, so heißt die Erde im Universum, wurden bemerkt. Was die verschiedenen Gruppen nicht wussten, ist, dass auf Ruthpark eine Kriegerrasse entstanden ist und dass auf diesem Planeten verschiedene Depots ihrer Öffnung harren. So machen sich Vertreter des Zentrums und der sieben Königreiche auf den Weg. Ihre Tätigkeit bleibt natürlich nicht unbemerkt. Aber man muss ja nach der Kaste sehen, die sich auf Ruthpark entwickelte. Die hier beheimateten Krieger können zu einer Instabilität des bestehenden Kräftegleichgewichts führen. Warum in den Archiven der Milchstraßenvölker nichts mehr über den kleinen Planeten in einem unbedeutenden Arm der Milchstraße zu finden ist, lässt sich nicht sagen. Offenbar steckte dahinter eine Intrige, die sich selbst überlebt hat. Trotzdem muss man sehen, was zu retten ist. Oder ob das Experiment misslang und die Versuchsanordnung Mensch der Vernichtung anheim fällt. So oder so, die Ereignisse überschlagen sich natürlich, als die unbekannten Mächte plötzlich über der Erde auftauchen.
Michael R. Baier fand für seinen auf eine Trilogie ausgelegten Roman keinen Verlag und entschloss sich, das Buch auf eigene Kosten in einem Selbstverlag aufzulegen. Das Risiko für ein solches Projekt ist recht groß. Da ich aber das Buch in der zweiten Auflage vom März 2006 gekauft habe, muss es sich doch gelohnt haben.
Mir gefallen in seinem Roman vor allem seine vielfältigen Kulturen und die besonderen Mächte. Von den Einzelpersonen ausgehend, entwickelt sich ein eigenständiger Kosmos, der immer mal wieder zu Überraschungen führt. Seite für Seite des Paperbacks entsteht so ein vielschichtiger Hintergrund. Die Welt, der Kosmos und überhaupt alles wirkt voll Leben, Aufmerksamkeit fordernd und vor allem spannend. Da kann sich manch ein eingesessener Autor eine Scheibe abschneiden. Da wird einem Leser nicht etwa ein Universum fertig vorgelegt. Nein, der Leser muss was tun für sein Geld. Aus den Hintergrundbeschreibungen und den Dialogen bildet sich ein Universum neu. Und wer nicht richtig aufpasst, wird von sich und seinen Schlussfolgerungen verblüfft sein, weil sie eventuell nicht mit denen übereinstimmen, die der Autor erwartet. Wie bei einem Puzzle muss Teil für Teil zusammengefügt werden.