Serie/Zyklus: YLIS - Your Life in Space, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Schotte Donavon MacAllon wird zu einer Ausgrabungsstädte im Urwald von Guatemala gerufen. Dort wurden Spuren einer Maya Kultur entdecken, die alles bisherige archäologische Wissen auf den Kopf stellen. Vor allem die Öffnung eine Kammer mit unglaublich vielen Schriftsymbolen und abspielbaren Videoaufzeichnungen ist unerklärbar. Noch wissen sie nicht, dass sie mit der Entdeckung der uralten Kammer gleich mehrere galaktische Mächte aufschreckten und die Erde in den Mittelpunkt der galaktischen Politik rückte.
Während also die kleine Forschungsgruppe verzweifelt nach Erklärungen für die ungewöhnlichen Funde sucht und sich mit Spezialeinheiten der US Regierung herumschägt, die die Funde in geheime Bunker abtransportieren, beziehen die galaktischen Mächte Position. Zuerst entsenden die Sieben Königreich eine Expeditionsflotte und dann folgt der Extraktionscrops des Zentrums. Nur die Nabelwelten und deren "Kirche" nehmen eine abwartende Haltung ein, wenngleich auch dieser Machtblock seine Fäden spinnt. Der Grund, warum sie alle um eine ehemalige Farmkolonie (die Rede ist von Regionen Südamerikas) interessieren, liegt an dem Fehlen von Informationen. Sowohl die sieben Königreiche als auch das Zentrum finden in ihren Aufzeichnungen nichts über diese Welt und so sind sie auf die Archive der Kirche angewiesen, was natürlich das Interesse dieser an der ganzen Sache noch verstärkt. Als nun die Expedition des Zentrums und der sieben Königreiche im Sonnensystem eintreffen, überschlagen sich die Ereignisse und am Ende wird keiner über die Resultate zufrieden sein.
Es fällt schwer, die Handlung zusammenzufassen, denn Michael R. Baier hat seinen Roman unglaublich dicht geschrieben. Der Leser erfährt nur nach und nach die Zusammenhänge und der Autor setzt das Mosaik sehr geschickt zusammen. Die Handlung scheint auf dem ersten Blick platt und abgedroschen und tatsächlich bringt Michael R. Baier nichts Neues. Doch dies bedeutet nicht, dass dies ein schwacher Roman ist. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: das Erstlingswerk des Autors ist ein ganz großer Wurf.
Durch die geschickte Kombination von Standard SF Themen erschuf der Autor ein neues, komplexes Universum, dass im Laufe des Romans mit Leben füllt und diesem eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft gibt. Der Autor nimmt Abstand von abgedroschenen Beschreibungen, sondern fügt die einzelnen Hintergrundinformationen eher nebenbei in den einzelnen Kapiteln ein. Die politische Struktur in der Galaxis wird so erst nach und nach offenbart. Dies ist durchaus reizvoll, denn man will als Leser auch gefordert sein. Auch verfiel der Autor nicht dem gängigen Muster verfallen, alles zu erklären nachdem der Leser sich alles zusammengereimt hatte. So baut sich eine Spannung auf und der Leser giert förmlich nach Wissen und Hintergründe, die aber nur sehr wohldosiert herausgegeben werden - gerade genug um den Leser nicht zu verärgern, aber auch nicht zu viel um Spannung einbrechen zu lassen.
Michael R. Baier scheint ein Naturtalent als Autor zu sein, denn der Roman zeigt keine Schwächen: Es werden eine Vielzahl interessanter Handlungsebenen beleuchtet, ohne das der Autor sich selbstverliebt in endlose Beschreibungen ergeht. Die Handlung ist intelligent aufgebaut und die zwei Grundhandlungsebenen unterstützen einander ohne das eine der beiden Ebenen dominieren würde. Die Protagonisten wurden gut eingeführt und im Roman weiterentwickelt, die einzelnen Kapitel mit eigenen Spannungsbögen versehen und der Autor lässt sie nicht mit Cliffhangern (eine Unart heutzutage) enden. Das mag jetzt irgendwie einfach klingen, jedoch weist fast jeder moderne SF Roman den einen oder anderen oben beschriebenen Mangel auf. Umso überraschender ist die Tatsache, dass Michael R. Baier diese Tücken so fehlerfrei meistert und einen herausragenden Roman abliefert, der den Vergleich mit keinem Werk eines namhaften englischen Autoren zu scheuen braucht. Ganz im Gegenteil.
Scheinbar aber hatte der Autor kein Glück mit den Verlagen. Zumindest hat er den Roman in einem mutigen Schritt im Selbstverlag herausgebracht und auch die Vermarktung selbst übernommen. So ist der Roman nur in verschiedenen Läden im Hamburger Raum zu bekommen. Dennoch gelang es ihm bisher die Hälfte der Auflage von 1000 Stück an den Mann zu bringen. Bleibt nur zu hoffen, dass Band 2 der Trilogie nicht zu lange auf sich warten lässt. 10 von 10 Punkten.