Serie/Zyklus: YLIS - Your Life in Space Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Während einer Besichtigungstour ausländischer Wissenschaftler wird nahe der Mayastadt Tikal eine weitere, bislang unbekannte Ansiedlung entdeckt, die weitaus älter als Tikal zu sein scheint. Die Archäologin Karen Whitewood holt sich nach einer unglaublichen Entdeckung die Hilfe des Wissenschaftlers Donavon MacAllon. Dieser soll bislang unbekannte Schriftzeichen auf einer Stele entziffern, die man inmitten er kaum ausgegrabenen Ansiedlung gefunden hat - und welche aus einem bislang unbekannten Material besteht, kaum durch die Zeit unter der Erde beschädigt wurde und zudem noch Wärme abstrahlt. Kein Wunder, das solch Wunderwerk auch die amerikanische Regierung interessiert, welche erst zögerlich und dann immer offentlichlicher ihren Einfluss auf die Ausgrabung erhöht. Könnte sich doch hinter dem Geheimnis der Stele doch etwas Lohnenswertes verbergen. So ist keiner der Wissenschaftler sonderlich verwundert, als eines Tages CIA und die US-Marines mehr oder weniger das Kommando über die Ausgrabungsstelle übernehmen. Was man dank der Satellitenaufnahmen des US-Militärs jedoch dann findet, sprengt jede Erwartung: Unter anderem eine hochtechnische, holographische Bibliothek über die Ereignisse kurz vor der Zerstörung der Stadt Coruum.
In einem Raumsektor, weit von der Erde entfernt, haben die Taten von Whitewood und MacAllon eine hektische Betriebsamkeit ausgelost.
Drei sich in einer Art kalten Krieg befindliche Machtblöcke stehen sich hier gegenüber. Einerseits das Zentrum, welche mit dem berüchtigten Geheimdienst Z-Zentohy und der "unsichtbaren Flotte" seinen Machtbereich sichert. Hier ist auch die "Gilde" tätig, die zwischen allen drei Machtbereichen handel treibt. Dem gegenüber stehen die sieben Königreiche, die 7K, deren "Organisation" für die Machtausübung zuständig ist. Mehr im Hintergrund zieht die "Kirche" ihre Fäden; sie ist hauptsächlich in den Fächern Informationsbeschaffung und Intrige Meister.
Die 7K und das Zentrum erhalten Kenntnis von der Öffnung der Bibliothek auf der Erde - einem Planeten, den man als Ruthpark kennen lernt. Zu beider Machtblöcke erstaunen befinden sich auf Ruthpark Extraktions-Depots - Material und Gerätelager, die man angelegt hat, um hier Kriegerrassen zu züchten. Dies ist immer eine heikle Angelegenheit, da eine neue Kriegerrasse das instabile Gleichgewicht der Kräfte in der Milchstrasse zerstören könnte. Die Informationen über die Kriegerrasse auf Ruthpark wurden vor vielen tausend Jahren aus allen Archiven gelöscht - über den Grund dafür kann man nur spekulieren, offenbar scheint eine gewaltige Intrige dahinter zu stecken. Kräfte des Zentrums und der 7K machen sich nach Ruthpark auf um mehr über das Extraktionsdepot zu erfahren bzw. es zu vernichten.
So gelangen auch Whitewood und MacAllon unwissentlich in eine Auseinandersetzung von Kräften, denen sie nichts entgegen zu setzen haben.
Michael R. Baier hat diesen Roman im Selbstverlag aufgelegt und ist mit dieser Kraftanstrengung auf dem winzigen deutschen SF-Markt ein grosses Risiko eingegangen. Ich hoffe für ihn, dass sich sein Wagnis lohnt, denn der erste Band seiner geplanten Trilogie ist - man kann kaum glauben, das es ein Erstlingswerk ist - gewaltig. Die verschiedensten Kulturen und Mächte beschreibt Baier lebendig und interessant - nicht als langweilige Lektüre á la Hohlbein oder King, sondern das Wissen um die verschiedenen politischen Zusammenhänge muss sich der Leser aus den Dialogen und Beschreibungen der verschiedenen Charaktere erarbeiten. Mit der Zeit entsteht so ein komplexes Geflecht eines Hintergrundes, der von ebenso vielschichtigen Charakteren getragen wird. Aus den verschiedensten Blickwinkeln erfahren wir die Beweggründe der Handlungen der einzelnen Machtblöcke, durchsetzt von den jeweiligen persönlichen Zielen der Hauptpersonen. Durch das Ganze ist die aus ständig wechselnden Perspektiven und Zeitebenden bestehende Handlung gesponnen, so dass das ganze einen Roman ergibt, den man kaum mehr aus der Hand legen kann.
Spannung, Faszination und öfter vorkommende Aha-Erlebnisse machen Baiers Werk zu einer der für mich wichtigsten SF Romane in Deutschland in diesem Jahr. Zwar merkt man als belesener Fan die vielen Anleihen - vor allem Frank Herberts Wüstenplanet und deren Gesellschaftsstruktur drängt sich hier auf - jedoch hat Baier diese Vorgaben zu etwas neuen verarbeitet, das man getrost als eigenständig ansehen kann.
Ich kann diesen Roman nur wärmstens empfehlen und hoffe selber auf eine baldige Fortsetzung!
Mehr Informationen gibt es auch unter www.coruum.de
Meine begeisterte Bewertung: 10 von 10 Punkten