| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Mia Holl geht es nicht gut. Seit ihr Bruder im Gefängnis, verurteilt wegen einer Tat, die er nie begangen hat, Selbstmord verübt hat, fehlt ihr der rechte Lebenswille. Tatsächlich will sie in einer Depression versinken, doch ihre Gesellschaft lässt das nicht zu. Zum einen wird der Gesundheitszustand aller Krankenversicherten aufs Genaueste überwacht, zum anderen sind gesundheitsschädliche Dinge aller Art verboten und das Rauchen einer Zigarette kann zu Haftstrafen führen. Es ist klar, dass dieses System Mia Holl nicht in Ruhe lassen kann. Jeder, der nicht gesund ist, wird auffällig. Wer auffällig ist, wird identifiziert und behandelt. Die Frau ihrerseits stemmt sich mit aller Kraft gegen die Gesundheitsdiktatur und wird zur Ikone der Medienwelt. Doch so leicht gibt das System nicht auf.
Juli Zehs Roman besticht durch eine wirklich schöne Sprache. Normalerweise bedienen sich Science Fiction und utopische Romane eines eher nüchternen, sachlichen Stils, aber die Autorin schreibt schön und elegant. Gekonnt wird die Geschichte einer Frau erzählt, die in das Getriebe eines gnadenlosen Systems gerät. In der ersten Hälfte ihres Romans spielt Juli Zeh in der allerhöchsten Liga mit und braucht den Vergleich zu Huxley, Bradbury oder George Orwell keineswegs zu scheuen. Der Roman stellt bis dahin eine sehr gelungene Dystopie dar, die durchaus Neues für das Genre bietet. Wirklich absurd sind die Toiletten, die Exkremente untersuchen und Auffälligkeiten sofort melden.
In der zweiten Hälfe jedoch zeigt sich, dass die Autorin eben nicht im Sinn hatte, eine wirkliche Dystopie zu verfassen. Sie fokussiert total auf ihre Protagonistin, deren Bestreben, gegen das System zu bestehen, zunehmend pathetisch wird. Zum Schluss hin lässt der Roman stark nach und die Autorin versucht immer wieder ihre Kritik am Gesundheitswahn anzubringen. Was zu Beginn der Romans interessant und durchdacht war, nervte mit den Wiederholungen zunehmend. Erst zum Ende hin gelingt es der Autorin mit wirklich interessanten Wendungen, der Geschichte wieder Schwung zu geben. Juli Zehs Fehler war, das System skrupellos und machtbesessen hinzustellen. Wäre es aber nicht viel interessanter gewesen, wenn Mia Holl an dem Gesundheitssystem gescheitert wäre, das nicht bereit war zu akzeptieren, dass sie einfach deprimiert sein wollte? Sicher, das darzustellen hätte von einem Autoren alles verlangt, aber Juli Zeh hätte ich das zugetraut. Dass ich aber mit einer 08/15-Wendung abgespeist wurde, nehme ich übel. Hier wurde die Chance vertan, eine wirklich herausragende Dystopie zu schreiben.
Für die erste Hälfe des Romans hätte ich wohl 10 Punkte geben, aber wegen der wenig gelungenen zweiten Hälfte gibt es „nur“ 7 von 10 Punkten.
Juli Zehs Roman besticht durch eine wirklich schöne Sprache. Normalerweise bedienen sich Science Fiction und utopische Romane eines eher nüchternen, sachlichen Stils, aber die Autorin schreibt schön und elegant. Gekonnt wird die Geschichte einer Frau erzählt, die in das Getriebe eines gnadenlosen Systems gerät. In der ersten Hälfte ihres Romans spielt Juli Zeh in der allerhöchsten Liga mit und braucht den Vergleich zu Huxley, Bradbury oder George Orwell keineswegs zu scheuen. Der Roman stellt bis dahin eine sehr gelungene Dystopie dar, die durchaus Neues für das Genre bietet. Wirklich absurd sind die Toiletten, die Exkremente untersuchen und Auffälligkeiten sofort melden.
In der zweiten Hälfe jedoch zeigt sich, dass die Autorin eben nicht im Sinn hatte, eine wirkliche Dystopie zu verfassen. Sie fokussiert total auf ihre Protagonistin, deren Bestreben, gegen das System zu bestehen, zunehmend pathetisch wird. Zum Schluss hin lässt der Roman stark nach und die Autorin versucht immer wieder ihre Kritik am Gesundheitswahn anzubringen. Was zu Beginn der Romans interessant und durchdacht war, nervte mit den Wiederholungen zunehmend. Erst zum Ende hin gelingt es der Autorin mit wirklich interessanten Wendungen, der Geschichte wieder Schwung zu geben. Juli Zehs Fehler war, das System skrupellos und machtbesessen hinzustellen. Wäre es aber nicht viel interessanter gewesen, wenn Mia Holl an dem Gesundheitssystem gescheitert wäre, das nicht bereit war zu akzeptieren, dass sie einfach deprimiert sein wollte? Sicher, das darzustellen hätte von einem Autoren alles verlangt, aber Juli Zeh hätte ich das zugetraut. Dass ich aber mit einer 08/15-Wendung abgespeist wurde, nehme ich übel. Hier wurde die Chance vertan, eine wirklich herausragende Dystopie zu schreiben.
Für die erste Hälfe des Romans hätte ich wohl 10 Punkte geben, aber wegen der wenig gelungenen zweiten Hälfte gibt es „nur“ 7 von 10 Punkten.