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Titel: Coraline Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Coraline Jones langweilt sich sehr: Seit sie mit ihren Eltern in das Landhaus ihrer erst vor kurzem verstorbenen Großmutter gezogen sind, weiß sie nicht recht, was sie den ganzen Tag anstellen soll. So erforscht sie das Haus und dessen andere Bewohner. Da sind Miss Spink und Miss Forcible, die beide wohl früher mal Schauspielerinnen waren, doch heute sind sie nur noch zwei unheimliche alte Damen, die mehr zu wissen scheinen, als sie eigentlich sollten. Da ist der alte Mann im zweiten Stock, der an einer Dressurnummer mit Mäusen arbeitet und seine Tiere sogar zu verstehen scheint. Und da ist die seltsame Katze, die genau zu wissen scheint, was vorgeht. In ihrer Langweile erkundet Coraline alles, bis auf eine Tür in ihrer Wohnung, die abgeschlossen ist. Ihre Mutter zeigt ihr, dass dahinter nur eine gemauerte Wand liegt und diese Tür in die unbewohnte Nachbarwohnung führt. Doch bereits in der Nacht darauf hört Coraline seltsame Geräusche. Sie sieht, wie ein Schatten hinter der geöffneten Türe verschwindet, doch als das Mädchen die Türe vollends öffnet, sieht sie nur Ziegelsteine. Bald jedoch kommt sie hinter das Geheimnis und lernt auf der anderen Seite ihre Andere Mutter kennen, die alles daran setzt, sie nie wieder gehen zu lassen und die ihre Seele für immer gefangen nehmen möchte.
Coraline ist eine moderne, gruseligere Variante von Alice im Wunderland. Die Welt, die unsere unerschrockene Protagonistin jedoch betritt, ist alles andere als schön. Sie ist düster und tatsächlich existiert nur das Haus. Nach und nach blickt das Mädchen hinter die Kulisse und es beginnt ein Kampf um die Freiheit.
Neil Gaiman ist mal wieder eine wunderbar düster, schöne Geschichte gelungen, die der Autor durch viel Wortwitz und eine sehr schlagfertige Coraline höchst unterhaltsam erzählt. Ob dieses Buch als Kinderbuch geeignet ist, wage ich zu bezweifeln, denn spätestens als Coralines Eltern von der bösen Anderen Mutter gefangen werden, dürfte dieses Buch Kindern ordentlich Angst machen. Ich würde es jedenfalls keinem Kind unter 12 Jahren geben.
Für Erwachsene bietet Gaiman jedoch viel. Die herrlich verschrobenen Figuren - die anderen Bewohner des Hauses, aber auch die Eltern an sich - sind auf ihre Weise einfach liebenswert, auch wenn keine Figur als wirklich normal bezeichnet werden kann. Das macht ebenso den Charme der Geschichte aus wie die absurden Gedankenreflexionen der Protagonistin.
Fazit: Man bekommt einen wirklich typischen Gaiman-Roman geboten und das heißt, wer an dem Comic Sandman oder den Büchern des Autors Gefallen gefunden hat, der wird dieses Buch mögen, auch wenn es eigentlich ein Jugenbuch ist.
8 von 10 Punkten