Titel: Clockwork Spiders Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das von Rauchschwaden und dem Dröhnen der Dampfmaschinen erfüllte London im Jahr 1888. Die siebzehnjährige Adelstochter Lady Violet Adair kann sich nicht so recht mit den Gepflogenheiten ihres Standes anfreunden. Sie bricht jede Konvention durch ihre forsche Art, denn sie ist nicht auf den Mund gefallen. Die Einschränkungen, die ihr als jungem Mädchen und als Frau überhaupt auferlegt werden, oftmals von ihrer von Migräneanfällen geplagte Mutter unverständlicherweise eingefordert, gestalten sich für ein Leben nach ihrer Vorstellung als hinderlich. Auch ihr Vater, Lord Adair, wünscht sich lieber einen gut situierten Ehemann als eine wissenschaftlich versierte Tochter, die gern Erfinderin werden will. Violet, die in die gute englische Gesellschaft eingeführt werden soll, hält jedenfalls nichts von den Bällen, die die adlige Familie gibt oder gar geben muss, um im Gespräch zu bleiben. Statt sich also sittsam und keusch zu verhalten, begibt Violet sich mit ihrem Leibwächter und Butler Alfred in ihr Labor, um eigene kleine dampf- und zahnradgetriebene Erfindungen zu entwickeln.
Als jedoch auf dem Ball der Familie Adair ein Todesfall auftritt - der beste Freund ihres Vaters fällt mit blutigem Schaum auf den Lippen tot um -, wird Violet in unheimliche Begebenheiten hineingezogen. Der Tod des Freundes stellt sich als Mord heraus und dies soll nicht der letzte bleiben. Gemeinsam mit Alfred spürt sie dem Mörder nach und entdeckt eine Verschwörung. Mit künstlichen Giftspinnen werden die Getreuen der Königin ermordet und selbst Königin Viktoria befindet sich in Todesgefahr. Lady Violet verfolgt bis zum Schluss mehrere Spuren. Auffällig dabei sind die mechanischen Spinnen, die als Mordwerkzeuge dienen. Im viktorianischen London wird nicht deutlich, wer hinter den Mordfällen steckt. So stochern Violet und ihr Butler erst einmal im Trüben.
Dann tritt noch Hieronymus Black auf, der zuerst sehr geheimnisvoll wirkt, sich aber als sympathisch herausstellt und für die romantische Einlage zuständig war.
Clockwork Spiders der deutschen Autorin Corina Bomann ist ein raffinierter Roman, eine Mischung aus Jugendbuch, Krimi und Steampunk. Dabei trumpft die Autorin vor allem mit schön gezeichneten Figuren auf. Gerade Violet ist eine starke Persönlichkeit, mit der sich junge Mädchen gut identifizieren können. Sie wirkt von Anfang an sympathisch. Ihr zur Seite steht der Butler Alfred, ein etwas komplexer und geheimnisvoller Charakter. Gemeinsam ergeben sie ein gutes Paar, wie sie mittlerweile in jedem „Ermittler-Krimi“ auftreten. Die beiden funktionieren wie eine Einheit. Ein zweiter Punkt, der bei diesem Ermittlerduo positiv zu vermerken ist, sind die Sticheleien, mit denen sie sich gegenseitig pisacken. Die Darstellung von Luftschiffen, mechanischen Kutschen und anderen Einzelheiten, die für das Genre Steampunk und typischen Erfindungen, sind genau und glaubwürdig beschrieben. Wer sich von technischen Errungenschaften, spannenden Charakteren und dem viktorianischen Flair einfangen lassen möchte, für den ist dies Buch genau das Richtige.