Serie/Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Walter Ernsting, geboren 1920, ist besser bekannt als Clark Darlton, der die Science Fiction-Serie Perry Rhodan zusammen mit K. H. Scheer erfunden hat. Anlässlich des achtzigsten Geburtstags beauftragte der Pabel Moewig Verlag Heiko Langhans eine Biographie über Ernsting zu verfassen.
Langhans fängt mit den Kinder- und Jugendjahren an, den Kriegserfahrungen und der sowjetischen Gefangenschaft. Bereits hier wird deutlich, dass es immer wieder interessante Details über Ernsting zu erfahren sind. Ein Großteil des Buches ist in Fünfjahresabschnitten unterteilt, wenn es um seine Aktivitäten im Fandom und als Autor geht. Wenige Jahre nach dem Krieg fing Ernsting als Übersetzer bei den britischen Besatzungsbehörden an, aber bereits kurze Zeit später konnte er den Pabel Verlag von einer Science Fiction-Reihe überzeugen, die vornehmlich englischsprachige Autoren brachte. Die Utopia-Großbände waren geboren. Langhans beleuchtet Ernstings Werdegang als Übersetzer, Herausgeber und Autor auf sehr unterhaltsame Weise. Auch geht er auf die wachsende Fangemeinschaft der Science Fiction ein, die sich nicht immer friedlich zeigte, denn es kam auch zu heftigen Auseinandersetzungen.
Vorteilhaft ist, dass Ernsting immer wieder selbst zu Worten kommt und der Text mit Fotos bereichert wird. Es sind die vielfältigen Erinnerungen, die die Biographie besonders machen. Da die Perry Rhodan-Redaktion das vorliegende Buch initiierte, wird die Serie entsprechend intensiv behandelt: wie es zur Serie kam, das Verhältnis der Autoren zueinander, zum Verlag und anderes.
So detailreich Langhans den Lebenslauf schildert, ein umfassender Blick ist es keineswegs. Zunächst ist es schade, dass die Biographie ein Bericht ist und viele Informationen vermittelt, aber selten die Werke Ernstings und die Geschehnisse in einen Zusammenhang stellt. Es fehlt die Analyse, wie Ernstings Stellung im Fandom und als Science Fiction-Schaffender zu sehen ist. Auch vermisse ich einen Ausgleich zur Perry Rhodan-Serie, die erst später kam und nicht sein einziges Hauptwerk ist. Denn es wäre schön zu erfahren, welche Leistungen Ernsting in seinen vielen Funktionen erbrachte, denn er war ja kein erfolgloser Autor, und mit welcher Leidenschaft er sich als Fan engagierte.
Eine Schwäche der Biographie ist die fast völlige Nichtbeachtung des sozialen Umfelds. Da war Walter Ernsting drei Mal verheiratet und das wird eher nebenbei abgehandelt. Zum Beispiel stellt sich die Frage, wie sein Familienleben sich auf die Arbeit auswirkte. Auch hatte er langjährige Kollegen, zu denen er bestimmt Freundschaften oder auch keine pflegte. Wie war sein zum Beispiel sein Verhältnis zum Autoren zum früh verstorbenen William Voltz? Oder zu Karl-Herbert Scheer, der zunehmend den Erfolg der Perry Rhodan-Serie für sich beanspruchte? Auch das sind nur Nebensächlichkeiten in den Schilderungen Heiko Langhans.
Eine Bibliographie ist vorhanden, die leider den einzelnen Jahren zugeordnet ist und damit unübersichtlich wirkt. Eine, zugegeben seitenlange, Aufstellung am Ende wäre sinnvoller gewesen.
Ohne Zweifel ist die vorhandene Biographie eine wertvolle Arbeit, die nicht nur das Leben des Autoren, sondern auch viele darüber hinaus gehende Details bringt. Der Biograph Langhans schreibt unterhaltsam und übersichtlich. Gerade die Geschichten des frühen Fandoms sind es wert gelesen zu werden. Letztlich kann von einer angemessenen Würdigung Walter Ernstings gesprochen werden. Er gab wichtige Impulse für die deutsche Science Fiction und ist mit annähernd dreihundert Romanen ein überaus produktiver Autor. Trotz oben genannter Schwächen, ist es eine empfehlenswerte Biographie. Lesenswert.
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