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Serie: Chronik der Unsterblichen, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Kurth |
Der zweite Band der Chronik knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Andrej Delany und Frederic sind auf dem Sklavenschiff von Abu Dun, das die Donau aufwärts fährt. Im Nebel wird der Segler von zwei weiteren Schiffen gestellt, die unter dem Befehl des gnadenlosen Inquisitors Domenicus stehen. Als der Inquisitor den Befehl gibt, „die Hexen zu verbrennen", besiegelt er damit auch Andrejs Schicksal. Der Vampyr war zum erbitterten Kampf gegen den grausamen Piratenkapitän Abu Dun entschlossen, doch nun muss er Seite an Seite mit dem schwarzen Riesen gegen eine viel schrecklichere Gefahr kämpfen. Denn jetzt stehen nicht nur sein Leben und das seines Schützlings Frederic auf dem Spiel, sondern das Schicksal ganz Transsilvaniens.
Auf der Suche nach der von ihm geliebten Maria stößt Andrej mit Frederic und ihrem Zwangsgefährten Abu Dun in das Zentrum enormer kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen osmanischen Reiterhorden und transsilvanischen Truppen vor. Als ihn der düstere Fürst Dracul für seine finsteren Zwecke einspannt, drohen er und seine Gefährten vollends zwischen den Mühlsteinen der feindlichen Heere zermahlen zu werden. Nicht immer gelingt es dem Trio, sich aus den Kämpfen zwischen Türken und Transsilvanern herauszuhalten. Im rasanten Finale dieser Episode der Chronik machen Andrej und Abu Dun in Bezug auf Frederic zudem eine Besorgnis erregende Entdeckung.
Das Buch hat durch die sprichwörtliche Grausamkeit und Brutalität Vlad Tepeshs, der „Pfähler" oder eben „Dracul“ genannt wird, eine ganz spezielle Note. Überrascht wird der Leser zunächst jedoch durch den unfreiwilligen Bund zwischen Abu Dun und Andrej. Eigentlich wollen sie sich gegenseitig töten, merken dann aber, das es zweckmäßiger ist, zunächst zusammenzuarbeiten, da sie auf ihrem Weg vorerst dieselben Ziele verfolgen. Deshalb entschließen sie sich, ihren Kampf auf einen unbestimmten Zeitpunkt zu verschieben. Die nächste Überraschung betrifft Frederic, der sich schleichend zu verändern beginnt – mehr soll hier allerdings nicht verraten werden.
Auch der zweite Teil der Chronik der Unsterblichen ist keine innovative High Fantasy, aber auf jeden Fall eine unterhaltsame und gut zu lesende Abenteuer-Geschichte mit kräftigem fantastischen Einschlag. Wolfgang Hohlbein versteht es auch in diesem Buch, die Spannung permanent aufzubauen und zu halten. Seine realistischen Kampfszenen sind packend und nicht zu übertrieben. Die Charaktere sind einer ständigen Entwicklung unterworfen, wobei vor allem die Hauptfigur des Andrej Delany interessant gezeichnet ist. Ein Vampyr, der seine Herkunft und seine Rolle in der Welt reflektiert, ist ja auch nicht ganz alltäglich. Er kämpft gegen seine Natur an, kann seine zwiespältigen Gefühlen aber nicht immer umsetzen.
Der Autor ist bekannt für seine flüssig erzählten Geschichten und hat mit „Der Vampyr“ abermals ein süffiges Buch vorgelegt, das der Leser nach den ersten Seiten kaum wieder weglegen wird. Es finden sich in der Geschichte einige Elemente aus anderen Romanen, so etwa Fürst Dracul, vielen als Dracula bei Bram Stoker bekannt. Und die Unsterblichen - Andrej und die anderen Vampire – sind ein wenig wie die Highländer aus der bekannten Saga konstruiert. Ein Plagiat daraus abzuleiten, halte ich jedoch für etwas weit hergeholt. Hohlbein hat hier geschickt bekannte Elemente zu einer unterhaltsamen Geschichte neu zusammengemischt. Spannende und kurzweilige Unterhaltung für Freunde der fantastischen Literatur – und das gelingt längst nicht jedem Autor.