| Titel: Chicken Run - Hennen rennen Eine Besprechung / Rezension von Andreas C. Lazar |
Ein Haufen aufsässiger Hühner soll zu Chicken Pie verarbeitet werden. Mel Gibson zur Hilfe!
Eine starke weibliche Hauptrolle, die auch Männern gegenüber ihre Frau steht! Neun von zehn Schauspielern sind Frauen! Glaubhafte Charakterentwicklung! Perfekt ausgearbeitete Nebenrollen! Spritzige und umwerfend gut gesprochene Dialoge! ...nein, das ist nicht das Glanzstück der Zusammenarbeit aller europäischen Autorenfilmer, sondern das komödiantische Peter-Lord-Nick-Park-Meisterwerk aus den Aardman Studios: Chicken Run!
Die Wallace & Gromit-Schöpfer haben ganze Arbeit geleistet: In jahrelanger Plackerei haben sie hunderte Hennen aus Stahl und Knete zusammengesetzt und in Stop-Motion-Technologie zum Leben erweckt - und wie! Als wäre nichts einfacher, tanzt die ganze Hühnerbatterie in einem Schuppen, tritt zum Appell an oder bricht kollektiv in Panik aus - die Mühsal, pro Bild ein oder mehrere Körperteile jedes einzelnen Huhns um jeweils eine Winzigkeit zu bewegen, damit mit 24 Bildern pro Sekunde der Eindruck einer flüssigen Bewegung entsteht, mag man sich gar nicht vorstellen.
Muss man auch gar nicht: vor lauter Lachen über die unglaublich komischen Grimassen und Bewegungen der Akteure und vor lauter Staunen über die liebevoll ausgearbeiteten Details (die jeder einzelnen Figur - von der leicht einfältigen Strickhenne Babs über den korrekten RAF-Veteranen Fowler bis zu Mel Gibsons Hahn im Korb Rocky - soviel Tiefe, Glaubwürdigkeit und Leben geben, dass es für drei Bruce-Willis-Rollen reicht) kommt man gar nicht dazu, über den immensen animatorischen Aufwand nachzudenken. Die wunderbaren, gekonnt gefilmten Sets, der herrlich heroische Score, die knackigen Soundeffekte und die skurrilen Maschinen und Apparate sind mit soviel Sorgfalt und Akkuratesse hergestellt, dass Chicken Run auch ganz ohne Story und Schauspieler noch ein prima Film wäre.
Aber mit den bestens aufgelegten Schauspielern, die in der Form ihres Lebens mit unglaublich humorvollen Akzenten (man muss Macs Schottisch im Original hören!) gekonnt, nuanciert und niemals übertrieben die Hennen und Hähne sprechen, mit den zugespitzten, hintergründigen und witzigen Dialogen und mit der wundervollen, starke und glaubwürdige Frauenrollen beinhaltenden Ausbrecherstory, die - was für eine Seltenheit - Erwachsenen wie Kindern gleichermaßen gefallen wird (den einen wegen der filmischen Anspielungen und der vielschichtigen Interaktionen, den anderen wegen der liebenswerten Hühner und der slapstickartigen Einfälle), wird Chicken Run sogar zu einem der besten Animations- und Trickfilme seit langer Zeit. Selbst um den Tod mogelt sich Chicken Run nicht herum und zeigt ihn in einer für Groß und Klein erschreckenden, aber nicht verstörenden oder unnachvollziehbaren Weise. Nach einer hochspannenden Schlussactionszene ganz ohne Disney-artige Bösewichtopferungen erreicht der Film schließlich ein alle zufriedenstellendes Happy End, und mit einem breiten Grinsen verlassen die Zuschauer den Saal, im schönen Wissen, sich endlich mal wieder richtig gut amüsiert zu haben. Gack-gack-gack!
4,5 von 5 Sternen