Reihe: Chess Putnam, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Chess Putnam arbeitet für die Kirche der Wahrheit als Debunkerin oder auch Geisterjägerin. Die Kirche wurde 1997 gegründet, als die Geister der Verstorbenen aus ihren Gräbern kamen und die Welt, wie wir sie kennen, übernahmen. Fast die ganze Menschheit wurde ausgerottet. Diejenigen, die überlebten, wandten sich von ihren Religionen ab, da die Aussage ‚ein Leben nach dem Tod’ nicht mehr stimmte. Chess Putnam lebt dreiundzwanzig Jahre nach der Weltveränderung in Triumph City. Ihre Aufgabe besteht darin, herauszufinden, ob es bei den Mitbürgern spukt, die ein solches Phänomen angeben. Als Geisterjägerin sind ihre Fähigkeiten besonders gefragt. Allerdings ist der Job gerade mal lebenserhaltend und wirft wenig Geld ab. Die Wahrheit ist wichtig, denn die Kirche zahlt den von Spuk Betroffenen 50.000 Dollar als Entschädigung. Also gibt es natürlich Leute, die versuchen die Kirche zu betrügen. Die dystopische Welt hat sich nie vollständig von der Wiederkehr der Geister erholt. Die Menschen haben in stärkerem Maß die gleichen Probleme wie heute: Arbeitslosigkeit, Armut, Gewalt und Drogenabhängigkeit. Die Bedrohung durch die Geister wiegt da mit am schlimmsten. Die Kirche der Wahrheit ist bemüht, alles in ihrem Sinne zu kontrollieren. Geisterfunde stören.
Chess ist drogensüchtig - Speed, Marihuana, Schmerztabletten - und ständig pleite. Da ist jede Provision wichtig. Beim letzten Fall war tatsächlich ein Geist zugegen und damit verlor sie die Provision. Ihre Schulden steigen plötzlich, weil Ihr Drogendealer Bump beschlossen hat, Zinsen zu verlangen. Um die Schulden abzubezahlen, soll sie für Bump einen Auftrag ausführen. Sie soll einen stillgelegten Flughafen von Geistern befreien. Diese Sache gefällt einem konkurrierenden Dealer gar nicht. Bumps Konkurrent verlangt von ihr ebenfalls einen Dienst. Dabei soll sie genau das Gegenteil von dem unternehmen, was sie für Bump erledigen soll. Zur gleichen Zeit wird sie wieder von der Kirche der Wahrheit mit einem neuen Auftrag ausgesandt. Alle drei Aufträge erscheinen nicht gerade problematisch. Doch, wie das so ist, eine bestimmte Anzahl von Problemen addiert sich nicht, sondern potenziert sich. Hier beginnt Chess’ Problem. Da hilft es auch nichts, dass sie sich in den Schläger verliebt, den ihr Bump an die Seite stellte.
Stacia Kane schuf einen spannenden Roman, dessen Handlung mit einigen Überraschungen aufwartet. Sie baut die Handlung fesselnd und überraschend auf, so dass die Lösung des Problems den Leser verblüfft zurücklässt. Heldin Chess ist kein nettes Mädchen. Dies kann man durchaus auf ihre schwere Kindheit schieben. Jetzt stellt Chess die letzte Bastion des Guten gegen das Böse dar, die Rettung der Welt. Okay, vielleicht ist das ein wenig übertrieben. Aber das werden die weiteren Bücher zeigen. Die egoistische Chess ist sicher nicht die sympathischste Heldin im Literaturbetrieb. Aber ihre Charaktereigenschaften und ihre Sucht sind nachvollziehbar. Daher ist sie eine Figur, die dem Leser sehr nahe geht. Der zweite Handlungsträger - Terrible - ist kein strahlender Held, kein Schönling und keine Intelligenzbestie. Dafür ist er sehr interessant und vielschichtig angelegt. Beide Personen sind im wahrsten Sinn des Wortes Handlungsträger. Mit ihnen steht und fällt die Erzählung. Sehr schön ist vor allem, dass aus diesem Roman keine Liebesschnulze wurde. Ein spannender Roman, gute Unterhaltung, viele Krimielemente, die mit der Mystery gut zusammenpassen.